Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
derjenige, der gebissen wurde. Also, hast du einen Rat für
uns?“
„Dafür bin ich hier, Ska Montagu. Man kann nur
versuchen, den Pacculi zu täuschen. Blendopfer, lautet die Strategie. Habt ihr
noch frisches Fleisch fürs Abendessen?“
„Eine Ziege.“
„Sehr gut. Wer ist denn nun tatsächlich angegriffen
worden?“
„Ich“, sagte Jakobe.
„Ja. Oh ja, es ist nicht zu übersehen, Onska. Wie ist
es mit dem Echo?“
„Es geht schon wieder. Aber er dort, James – siehst du
den?“
Alle Blicke richteten sich auf James, und Jakobe fuhr
in anklagendem, giftigem Ton fort: „Er war mit mir mitten im Schwarm, Ska! Er
hat überhaupt erst die Mistel mit dem Nest gepflückt! Und jetzt sieh ihn dir
an! Fällt dir was auf?“
Gerringer musterte ihn eingehend und sengte ihm dabei
mit der Fackel fast die Haare an. „Du siehst heil aus, mein Junge. Bist du
sicher, dass du mit in der Pacculi-Wolke warst?“
„Klar. Einer hat mich hinter dem Ohr erwischt. Aber
sonst – ich hab keine Ahnung, warum, aber die haben mich nicht angegriffen.“
Gerringer betrachtete ihn noch eingehender. „Das ist
allerdings bemerkenswert“, murmelte er.
„Er hat einen Schutz und will uns nicht sagen, was für
einen!“, zeterte Jakobe. „Es gab auch schon einen Empusen-Angriff, und bei dem
hat er auch nichts abbekommen, obwohl die Empuse sich zuerst auf ihn gestürzt
hat!“
„Merkwürdig. Der Pacculi saugt alles Warmblütige aus –
mit Ausnahme anderer Gelichterwesen, versteht sich. Und die Empuse verschmäht
nur Tierblut. Hm –“
„Verschieb das auf morgen, Ska Gerringer!“, rief
Montagu. „Ich versichere dir, mein Hakemi ist weder Gelichter noch ein Tier! Klär
uns jetzt lieber auf. Wie können wir den Pacculi täuschen?“
„Richtig, richtig. Die Zeit drängt. Aus eigenem
Antrieb jagt der Pacculi nur nachts, und jetzt haben wir beinahe Nacht. Also,
ein Blendopfer, wie gesagt. Wir nehmen die Kleider, die die beiden bei dem
Übergriff anhatten, und tun das frische Ziegenfleisch hinein. Man sollte auch
noch Stroh dazutun oder was immer ihr sonst habt, um die Sachen einigermaßen
auszustopfen – Hauptsache, es ist genug Fleisch dabei.“
„Das war’s dann mit dem Abendessen“, bemerkte Juniper
dumpf.
„Diese Köder tränkt man mit einer ordentlichen Portion
vom Blut des echten Opfers. Dann werden die Blendopfer ausgelegt, während die
echten Opfer sich in einem gesicherten Raum aufhalten. Und sich von oben bis
unten mit etwas bestreichen, das möglichst stark riecht.“
„Oh sikka “, sagte James, und Juniper und
Carmino fingen unglaublicherweise auch noch an zu kichern.
„Ist diese Methode erprobt?“, fragte Montagu über das
Gekicher hinweg.
„Ja. Sie funktioniert in ungefähr acht von zehn Fällen
und ist seit mehr als zwanzig Jahren in den Katalog der Standardmaßnahmen
aufgenommen.“
„Dann los. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Während der folgenden hektischen Viertelstunde wurde
James das Gefühl nicht los, dass seine Kumpels aus dem Gilwisselwagen aus der
ganzen Sache einen groben Scherz auf seine Kosten machten. Ernst nahm es
jedenfalls keiner, auch wenn sie mit vollem Einsatz dabei waren. Seine
Klamotten war er schon los, dann wollte man ihn zur Ader lassen, aber er
bestand darauf, das selbst zu machen. Begleitet von ihren spöttischen Kommentaren
desinfizierte er eins von Firns Messern gründlich über einer Flamme und
verpasste sich erst dann einen Schnitt in den Unterarm, wo es so richtig schön
blutete. Während er das Blut in seinem Essnapf auffing, hoffte er nur, dass er
sich keine Infektion holte. Es folgte der letzte Punkt auf Gerringers
Maßnahmenliste. In seinem Fall bestand der in einer Schüssel Bratfett mit einem
ganzen Bündel zerriebener Knoblauchzehen darin, wie Juniper stolz verkündete,
der diese Mischung selbst hergestellt hatte.
Es war demütigend. Während er sich mit dem widerlichen
Zeug einrieb, fragte er sich, was Jakobe wohl verwendete. Der Geruch trieb
einem die Tränen in die Augen. Die Klamotten, die ihm Juniper aus Jakobes
Kleiderkiste besorgt hatte und die er schließlich darüberzog, würden diesen
Gestank nie mehr loswerden, so viel war sicher. Durch die offene Wagentür sah
er dann zu, wie die Männer draußen die Blendopfer zusammenbastelten.
Barbarisch. Diese Nummer war Steinzeit pur. Wer garantierte ihnen eigentlich,
dass dieser Jäger nicht total durchgeknallt war?
Die Männer schleiften die beiden armseligen, mit Stroh
und Ziegenfleisch
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