Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
rausgehen!“, sagte Firn.
„Die fallen bestimmt erst mal über diesen beknackten
Jäger her“, meinte Carmino tröstend.
„Oh Mann! Seht ihr das? Der steht wirklich da rum und
guckt zu!“
„Mit der Fackel! Sikka , der hat sie nicht mehr
alle!“
Im Licht dieser Fackel konnten sie den Schwarm jetzt
deutlich sehen. Er bedeckte den Boden unter dem Baum wie ein Teppich, der sich
in derselben langsam wogenden Brandung bewegte, die James in seinem Kopf hörte.
„Sieht doch so aus, als würde es klappen“, sagte
Stanwell ein paar Minuten später und steckte sich noch einen Zigarillo an. Die
Gralsflasche war inzwischen leer.
Aber James stand am Fenster und starrte in die Nacht
und fühlte das Echo dieser Fremdlinge in seinem Kopf. Wogen und saugen. Es dauerte
eine Ewigkeit. Jakobe verlor irgendwann völlig die Fassung und heulte
hysterisch in Hamintas Armen.
Er fühlte die Änderung, bevor er sie sehen konnte. Das
Saugen war beendet. Er fühlte, wie das ganze Wesen sozusagen den Kopf hob und
in die Nachtluft witterte. Jetzt. Jetzt kamen sie doch noch!
Stöhnend wich er vom Fenster zurück, wollte sich
verstecken, länger hielt er das nicht aus. Er trat irgendwem auf den Fuß,
Fluchen, Schubsen, dann stolperte er über die leere Flasche.
„Da! Sie hauen ab!“, rief Juniper.
Und so sah er noch, wie der Schwarm aufflog, eine
einzige große Wolke, die in die Luft hinaufstieß, einen schwirrenden Zickzack
über ihr Lager hinlegte – und dann weg war.
„He, ihr Memmen, ihr habt’s überstanden!“, rief Firn
und riss gähnend die Wagentür auf.
Draußen kam gerade der Jäger angerannt. „Das lief
vorbildlich! Wenn man davon absieht, dass der Pacculi das eine Blendopfer nicht
angerührt hat. Ein wirklich interessanter Fall, ich muss darüber nachdenken.“
„Unseren tiefen Dank, Ska Gerringer“, rief der Chef
und kam aus seinem Wagen. „Komm morgen zum Frühstück, dann reden wir über die
Bezahlung. Wir haben gesehen, wovor du das Lager bewahrt hast!“
„Ich komme gern, Ska Montagu. Und jetzt wünsche ich
eine gute Nacht.“
Schwer zu glauben, aber im Gilwisselwagen, in dem der
Gestank trotz der weit geöffneten Tür noch mit den Händen zu greifen war, kam
es fünf Minuten später fast noch zu einer Prügelei.
„Also, dann schlaft mal gut“, sagte Firn und wollte
gehen.
Die anderen grunzten ihm ein paar betrunkene Flüche
nach, aber Horgest fuhr schnaubend wie ein wütender Bulle auf, packte ihn bei
den Schultern und verstellte den Ausgang.
„Du glaubst, du kannst jetzt zu deiner kamnakuri gehen und da schlafen, ja? Noch ’ne kleine Gutenachtnummer für dich, und wir
ersticken hier im Gestank?! Obwohl das alles nur deine –“
„Als wenn ihr das sonst nicht tätet! Und jetzt nimm
deine Hände weg!“
„– nur deine Schuld ist, weil du Arsch wieder mal zu
schnell mit deinen Messern warst!“, röhrte Horgest.
„ Hände weg !“, zischte Firn. „Sonst steckt
gleich eins zwischen deinen Rippen!“
„Habt ihr das gehört? Er droht mir mit seinen
verfluchten Messern! Ihr habt’s alle gehört! Die feige Sau sticht mich nachts
im Schlaf ab, ihr werdet’s noch sehen!“
„Dann freu dich doch, wenn ich nicht hier schlafe, du
hirnloser Klumpen! Und jetzt –“ Firn biss in den Arm, der um seinen Hals lag,
biss offenbar mit aller Kraft zu, denn Horgest brüllte auf und stieß ihn mit so
viel Kraft von sich, dass Firn gegen die andere Wagenseite prallte und krachend
zu Boden ging.
Mit zwei Schritten war Horgest wieder bei ihm, riss
ihn am Kragen hoch und schüttelte ihn. „Du dreckige kleine Ratte, du schläfst hier ,
genau wie wir alle! Du schläfst genau neben dem Hakemi, weil das alles deine
Schuld ist, du mieses Stück Dreck, du – du – du –“
„Hört auf jetzt!“, schrie Stanwell und kam endlich von
seiner Pritsche hoch. Er ließ sich einfach zwischen die beiden fallen, zu
kraftvollerem Eingreifen reichte es nach dem ganzen Grals nicht mehr. „Lass ihn
los, Horgest, kash , jetzt lass ihn los ! Also, hau schon ab,
Firn.“
„Mann, was glaubt der denn, wer er ist?“, brüllte
Horgest. „Prinz Honigduft, oder was?“
Das war der Moment, in dem Juniper vor Lachen
aufkreischte. Weniger, weil das Wort so komisch gewesen wäre, als vielmehr,
weil ausgerechnet Horgest sie am Ende eines nervenaufreibenden Tages mit diesem
unerwarteten poetischen Aufschwung beglückte. Carmino lachte glucksend los,
rülpste, lachte weiter, dann verzog auch Stanwell das Gesicht und am
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