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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Ende
grinste selbst James, weil Horgest einfach zu blöd aussah – ein Turm von Mann,
von dessen Arm das Blut tropfte, während sein Gesicht das wütende Aufbegehren
eines Fünfjährigen zeigte. Nur Halfast lag auf seiner Pritsche und schenkte dem
Aufruhr nicht mehr als einen zweifelnden Blick. Firn sagte noch irgendwas
Herablassendes, das im allgemeinen Krach jedoch unterging, und verließ den
Gilwisselwagen mit Türenknallen.
    James ließ sich aufstöhnend auf seinen Schlafsack
zurückfallen. Was für ein Irrenhaus! Diese ganze Welt hier war ein Irrenhaus!
Er versuchte, nicht mehr zu atmen und trotzdem einzuschlafen. Falls Albträume
Warnungen für die Zukunft enthielten, dann wusste er jetzt wenigstens, wovor
ihn der Traum vom Laternenbaum hatte warnen wollen. Er würde bestimmt nie
wieder in einen Japento steigen und Misteln schneiden.
    Aber darin irrte er.

22. Karnellen fängsen
     
    1
    Unruhige
Nacht. Rastloses Umherwandern zwischen den Treibser-Karren. Gesprächsfetzen,
Musik, Essensgerüche. Schließlich zurück zum Wagen, aufs Dach hinauf. Der
Himmel zerrissen von Blitzen. Ununterbrochenes Donnern, aber kein Tropfen
Regen, die schwüle Luft wie ein Dampfbad – typisches Wetter für die Gegend. Die
Wolken dieser von Westen heranziehenden Unwetter platzten fast immer jenseits
des Bult und regneten sich dort über Kebernett und Umgebung aus.
    In seinem Wagen schlief Kate. Es kostete Mühe, die
Gedanken nicht bei dieser Tatsache verweilen zu lassen. In was für einen
verdammten Blödsinn hatte er sich da nur gebracht! Am besten, man goss Grals
darauf.
    In der Morgenfrühe dann der übliche Moment einer
trügerischen Kühle, der Windhauch, der die Schwüle wegzuschieben schien und den
Schweiß trocknete – bis man sich bewegte. Trotz seines Grals-schweren Kopfes
raffte er sich auf und ging zum Trukanthändler in der Gerbergasse. Hier bekam
man das beste Trukant diesseits des Bult – hier und bei Morissey in
Gassapondra.
    Leider nicht umsonst, und so hatte er nach diesem
Einkauf nicht mehr viele Münzen auf seinem Geldring. Und man durfte sich wohl
auf einen astronomisch hohen Brückenzoll auf der Two-Tinks gefasst machen.
Vielleicht war sogar noch die ein oder andere Zugabe nötig, um irgendeinen
Brückenwärter milde zu stimmen. Was bedeutete, dass er wieder mal seine
Rücklagen angreifen musste.
    Die Sonne war aufgegangen, die Luft schon wieder
drückend. Noch schnell über den Suq. Zweimal Badlabik mit Schildkröte, das
musste reichen für unterwegs. Abends waren sie hoffentlich in Fasmechora, wo
man ganz gut und preiswert essen konnte. Er ließ sich die Teigtaschen in Papier
einschlagen. Das fettige, warme Paket in der einen und den Eimer mit den
schwarzen Trukantknollen in der anderen Hand, machte er sich auf den Rückweg.
Aus einem Impuls heraus kaufte er noch ein kleines Glas mit in Salz eingelegten
Trockentomaten. Als Abbitte sozusagen, für die Brüllerei gestern.
    Kate war nicht da, als er zum Wagen zurückkehrte,
vermutlich war sie am Fluss. Ringsum auf der Flussaue war auch das Lager der
Treibser-Flüchtlinge erwacht. Er hörte unter anderem, dass die Auregata vor Morgengrauen abgelegt hatte. Wenigstens waren Larkish und de Braose damit
aus dem Weg. Er verstaute seine Einkäufe und fütterte den Trukantspeicher mit
einer neuen Knolle. Der Wagen hatte heute eine harte Fahrt vor sich. Kate war
immer noch nicht zurück.
    Und schon wurde er wieder ärgerlich. Wenn sie nicht
bald loskamen, gerieten sie noch vor dem Stadttor in den Pulk von Karren. Die
Chance, dann zu einem normalen Preis in die Stadt hineinzukommen, wurde damit
deutlich geringer. Er beschloss trotzdem, diesmal nicht die Beherrschung zu
verlieren.
    Kurz bevor das dann doch wieder passiert wäre, sah er
Kate plötzlich mitten im Gewusel von Wagen und Leuten auftauchen. Sie trug
einen Korb und grinste ihn an unter diesem albernen Karuleiru-Spitzhut, als sei
sie nicht wieder wortlos verschwunden, als hätte er sich nicht schon wieder
Sorgen gemacht und sich gefragt, ob er sie wohl jemals wiedersehen würde.
    „Frühstück und Reiseproviant“, erklärte sie fröhlich,
als sie ihm den Korb heraufreichte. Dabei klaffte die Bastweste auseinander,
gab für einen Moment den Blick auf dieses verdammt dünne Hemd darunter frei.
Liefen die Karuleiru-Frauen jemals mit offener Weste herum? Schwer vorstellbar.
    Der Korb war gut gefüllt. Obenauf lag eine große,
orangefarbene Maragusso-Frucht – als wüsste sie, dass er die besonders gern
mochte.

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