Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
erzähl uns, was für ein Problem wir noch haben, zusätzlich
zu dem, hier außerhalb eines Zauns kampieren zu müssen und immer noch kein
Abendessen zu haben!“
Der Gelichterjäger bückte sich zwischen den
Garnsträngen hindurch und kam mit energischen Schritten zu ihrem Feuer. Sein
Gesicht war von der Sonne zu altem Leder gedörrt, sodass man sein Alter schwer
schätzen konnte. Er sah aus wie eine Ein-Mann-Armee: Außer der Peitsche, die er
um den Hals trug, hing über dem großen Rucksack auf seinem Rücken eine seltsame
Waffe, eine Kreuzung zwischen Armbrust und Flinte, des Weiteren ein mit Kugeln
beschwertes Netz, und an dem breiten Gurt rund um seinen Bauch baumelte ein
ganzes Arsenal von Werkzeugen, Beuteln und seltsamen Geräten, die weitere
Waffen sein mochten. James erkannte von all dem nur Dikrana und Xandrule, die
er gekreuzt über der Brust befestigt trug. Die kurzen Beine steckten in
Stiefeln, deren Schäfte über die Knie hinausreichten und mit etwas umschnürt
waren, das nur Fängergarn sein konnte. Überhaupt verströmte er einen so
scharfen Geruch nach diesem Zeug, dass vermutlich seine ganze Kleidung daraus
bestand.
„Varkos da drüben ist ein alter Kollege von mir.
Gelichtergarde von Kebernett Abschlussjahr ’10“, erläuterte Gerringer. „Hat
sich irgendwann selbstständig gemacht, kann man ihm nicht verdenken, verdient
ja prächtig da drüben. Bin selbst nicht mehr dabei, bei der Garde, mein ich.
Berufsverletzung. Na, wie auch immer –“
„Unser Problem, Ska!“, erinnerte Montagu ihn und
musterte ihn zweifelnd.
„Komm gerade dazu. Bin also eben auf ein Shervis rüber
zu Varkos und hör da von eurem Missgeschick. Dachte, ich seh mir die Sache mal
an. Und das war gut so, meine Freunde.“ Er ließ seinen Blick ernst über die
gebannt lauschende Runde schweifen. „Ich hab Pacculi-Blut entdeckt da unter dem
Baum. Und zerschnittene Einzelteile. Das ist nicht gut. Gar nicht gut!“
„Oh sikka !“, stöhnte Stanwell wieder, und James
stimmte ihm zu.
„Ich sehe, ihr kennt euch nicht aus mit den
Gewohnheiten des Pacculi. Sonst hättet ihr ihn zweifellos mit Salz bekämpft –
eine ganz einfache und wirksame Methode. Der Pacculi ist wahrlich kein
kriegerischer Geselle, und Salz kann er nun gar nicht vertragen. Aber wenn man
–“
„Moment mal, sagtest du zerschnittene Teile ?“,
fuhr Montagu auf.
„Ja, das sagte ich, Ska Montagu. Würde vermuten, einer
von euch ist mit dem Messer drauflosgegangen. Jede Menge Pacculi-Blut im Sand
dort. Und das ist euer Problem –“
„ Unser Problem?“, wiederholte Montagu laut und
zornig. „Firn? Hast du uns das eingebrockt?“
„Das Problem, Ska Montagu, besteht darin, dass man auf
keinen Fall –“
„ Firn Marrin ! Hast du geworfen oder nicht?“
„Natürlich. Es war Gelichter! Und der Sissik hat den
Schwarm verscheucht!“
„Das hat er zweifelsohne, aber, wenn ich mir erlauben
darf –“
„Könntest du dich mal aus unseren Angelegenheiten raushalten,
Ska?“, herrschte ihn der Chef an. „Das hier geht nur meine Truppe etwas an!“
„Allerdings. Eure Truppe ist in Gefahr, Ska Montagu.
Deshalb steh ich hier und red mit euch, anstatt mich drüben an mein Shervis zu
halten und allen Ärger mal ein paar Stunden zu vergessen.“
„Also was? Was für eine Gefahr?“
„Wie gesagt, der Pacculi ist normalerweise kein allzu
harter Gegner“, begann Gerringer gemütlich. „Er saugt dir so viel Flüssigkeit
aus, wie er braucht – und das ist Blut und alles, was er sonst bekommen kann –
und er verschwindet, wenn er satt ist. Wenn du aber sein Blut vergießt,
dann hast du ihn am Hals. Dann gibt er keine Ruhe, bis er den Betreffenden ganz
ausgesaugt hat. Er merkt sich deinen Geruch und Geschmack und findet dich
unweigerlich. Die Rachsucht, das ist so ein Charakterfehler von ihm.“
Jakobe heulte quiekend auf. Gerringer sah sie an und
legte seine Stirn in besorgte Falten.
„Dann werfen wir doch Firn Marrin einfach hinaus!“,
sagte der Chef in eisigem Ton. „Da er sich ja ohnehin nicht an die Regeln
halten kann!“
„Er hat nur eingegriffen, um zu helfen“, hörte James
sich sagen. „Und als er neulich den Cabbacubb getroffen hat –“
„Mich hat das Ding gar nicht probiert“, bemerkte Firn
kalt. „Deshalb wird’s nichts nützen, wenn ihr mich rauswerft!“
„Wir sprechen uns noch, Marrin“, schnappte der Chef
und wandte sich dann wieder an den Jäger. „Unglücklicherweise ist in diesem
Fall der Täter nicht
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