Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Jakobe!“
„Firn! Kannst du nicht mal aufhören?“, empörte sich
Haminta. „Siehst du nicht, wie schlecht es ihr geht?“
„Ich seh nur, dass sie ’nen Haufen Misteln eingesackt
hat, die auf dem Markt ’ne Menge wert sind“, erwiderte Firn kühl. „Und dass sie
dafür den kupadanni da auf den Baum geschickt hat, ohne ihm was über
dieses Flatterzeug zu sagen! Und jetzt heult sie rum, weil’s schiefgegangen
ist.“
„Ist es doch gar nicht.“ James raffte sich endlich
auf. „Die anderen Misteln sind alle in Ordnung. Vierzehn Stück. Und wir hatten
uns auf halbe-halbe geeinigt. Von kupadanni also keine Rede.“
„Dann packt jetzt endlich euren Krempel zusammen und
kommt!“
Sie waren kaum unter der Leine mit der nassen Wäsche
hindurchgetaucht (den Korb ließen sie vorsichtshalber erst mal in einem Winkel
zwischen den Wagen stehen), als der Chef schon loslegte. Die Tatsache, dass er
eine Runde geschlafen hatte, während sich seine Leute auf Abwege begeben
hatten, milderte seine Stimmung nicht gerade. Er ließ eine Strafpredigt los,
die Jakobe auf ein schluchzendes Häuflein Elend reduzierte und James das Gefühl
gab, ein Volltrottel zu sein. Ein kupadanni eben.
Nicholas Montagu war kaum fertig, als ein herrisches
Klopfen gegen einen Wagen den nächsten Ärger ankündigte. Der Gastwirt
persönlich schob sich zwischen tropfenden Windeln und Hemden hindurch in ihr
Lager, und er brachte noch zwei bullige Typen mit, die nur Rausschmeißer sein
konnten.
„Ihr habt einen Pacculi aufgestört, wie ich höre“,
sagte Varkos. „Großer Fehler. Packt zusammen und baut euer Lager anderswo auf,
Leute! In einer Viertelstunde seid ihr draußen, verstanden!“
„Jetzt mal langsam, Ska Varkos! Wir haben für die
Übernachtung bezahlt!“, rief der Chef. „Und mehr als genug!“
„Das war, bevor deine Leute sich mit dem Pacculi
angelegt haben! Nicht meine Schuld, wenn du deine Truppe nicht im Griff hast,
Ska! Ah kash , Peregrini … hätt mich gar nicht drauf einlassen sollen!
Mit euch hat man immer nur Ärger. Seht zu, dass ihr schnell wegkommt. Und
lagert nicht auf dieser Seite der Brücke!“ Damit wandte er sich um und
marschierte davon. Die bulligen Typen bekräftigten die Aufforderung noch mit
einem drohenden Blick, dann folgten sie ihm.
Einen kleinen Moment lang sah der Chef so aus, als
wollte er ihnen nach und handgreiflich werden, aber sein Sohn John legte ihm
die Hand auf die Schulter. „Dann gehn wir eben“, sagte er gelassen (James
fragte sich allmählich, was der eigentlich immer rauchte). „Wird schon in
Ordnung sein, für diese Nacht.“
Nicholas Montagu stieß einen langen Fluch aus, dann
gab er Befehl, das Lager wieder abzubrechen.
6
Als
die sechs Wagen wieder über die Brücke rumpelten, wurde es endgültig dunkel.
Sie stellten sie im Viereck am anderen Flussufer auf, entzündeten Fackeln,
zogen die Barriere aus Fängergarn ringsum, stellten Palintegrusschalen auf, und
die schniefende Jakobe fegte den Platz. Dann machten sie Feuer, und die Frauen
begannen endlich mit dem Kochen.
James hatte immer noch ein schwaches Echo in den
Ohren, als sie den Mann bemerkten, der jenseits der Straße unter dem Japentobaum
herumschnüffelte. Er trug eine Fackel, sonst hätten sie ihn gar nicht gesehen.
Weil es äußerst ungewöhnlich war, jemanden nach Einbruch der Dunkelheit noch
außerhalb eines gesicherten Areals zu sehen, waren die jukannai sicher,
dass er entweder ein Gelichterjäger oder einer von den dubiosen
Geleitschutzleuten war. Zehn Minuten später erschien der Mann vor ihrem Lager.
„ Haike Kumatain !“, rief er den landesüblichen
Gruß über die Garnstränge hinüber und hob die Hand an die Krempe seines
Gelichterhutes.
Der Chef, der immer noch äußerst schlechter Laune war,
knurrte nur.
„Seid ihr die Leute, die vorhin eine Begegnung mit dem
Pacculi hatten?“, fragte der Mann. Er war ziemlich kurzbeinig, von wuchtiger
Statur, und unter seiner mit zahlreichen Taschen versehenen Lederkleidung
zeichnete sich ein beachtlicher Bauch ab.
„Wer will das wissen?“
Jetzt zog der Mann tatsächlich den Hut und entblößte
einen erkahlenden Schädel. „Charles Oswend Gerringer der Vierte, Gelichterjäger
in der dritten Generation. Ihr habt ein Problem, Leute!“
„Oh sikka , nicht noch eins!“, stöhnte Stanwell
leise.
Der Chef stand auf. „Nicholas Montagu, Chef des Stern
von Montagu “, stellte er sich in etwas umgänglicherem Ton vor. „Also komm
herein, Jäger, und
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