Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
aus
dem Bult –“
„Dann sind wir in Orolo?“
„Ja. Kebernett ist Präfektur-Hauptstadt. Keinen Besuch
wert, wenn du mich fragst. Wir lassen es links liegen und fahren weiter nach
Norden, bis wir auf die Trukantagyja kommen. Das ist die Minenstraße, die quer
durch Orolo führt. Wir biegen nach links auf sie ab, Richtung Westen. Es gibt
einfach keine andere Straße, auf der die Montagus nach Gassapondra kommen
können.“
„Also fahren wir ihnen auf dieser Straße entgegen?“
Er nickte. „Ich glaube nicht, dass wir sie vor
Fasmechora treffen. Fasmechora ist der nächste größere Ort, und so oder so
müssen wir dahin. Es ist ganz in der Nähe von Derbillu.“
„Du bist dir wirklich sicher, dass wir sie auf diesem
Weg treffen?“
„Ganz sicher. Und ich bin auch ziemlich sicher, dass
sie noch nicht in Fasme sind. Wir können dort einfach auf sie warten und dann
zusammen runter nach Derbillu gehen.“
„Und wann sind wir in diesem Fasmechora?“
„Spätestens heute Abend.“
Sie hatte den Lederschaft ihres Hosenbeins
aufgeschnürt und heraufgerollt und begutachtete die zerstochene Wade. Er konnte
nicht wegsehen, obwohl er das Gefühl hatte, dass er es besser getan hätte. Das
war auch wieder so was. Keine anständige Frau hätte das vor einem Mann getan,
mit dem sie nicht verheiratet war. Andererseits wäre so eine Frau auch nicht
allein mit einem Mann unterwegs. Und wiederum andererseits war sie ja nicht
freiwillig in dieser Lage, erinnerte er sich selbst. Sie war hier gestrandet.
Eine Fremde, die aussah wie ein Karuleiru-Flüchtling, den es hier in die Berge
verschlagen hatte. Während irgendwo auf den Straßen von Parrot’s Fork jetzt eine
Karuleiru-Frau mit seinem grünen Tuch auf dem Kopf unterwegs war.
Von der Reihe roter Hubbel an der Außenseite abgesehen
war ihr Unterschenkel hell und glatt. Nur dicht unter dem Knie befand sich ein
bläulicher Bluterguss, und er wusste sogar, woher der kam: Gestern Morgen war
sie über eine Werkzeugkiste gefallen, die er mitten im Wagen stehengelassen
hatte. Sah richtig schmerzhaft aus. Mann, er musste jetzt endlich woanders
hinsehen, sonst merkte sie es noch, und er kriegte noch eine Ladung Spott
gratis zu dem Durcheinander, das sie angerichtet hatte. Also her mit dem Korb,
da waren einige gute Stücke drin. Räucherfisch. Käse. Vor allem die Maragusso.
Sie teilten sich das Stück Räucherfisch und die Frucht
und ließen die Kruke hin- und hergehen. Ohne dass er darüber nachdachte,
falteten seine Hände aus dem Einwickelpapier des Fischs einen kleinen Flieger.
Er warf ihn sacht in den Luftzug und beobachtete, wie er davongetragen wurde,
über den Abhang hinweg, aus seinen Augen. Als er aufsah, begegnete er Kates Blick.
„Das beschäftigt dich sehr, dieses Flugprojekt, oder?“
„Ja. Wer würde schon nicht gern fliegen können.“
„Ich hab deine Skizzen auf der Tafel gesehen.“
„Und – sehen sie aus wie die Flugapparate in deiner
Welt?“
Sie warf ihm wieder einen von diesen Blicken zu, die
er nicht deuten konnte. „Derbillu, Dorian! Bring uns nach Derbillu, danach
kannst du alles fragen.“
„Wie gesagt, wir sind auf dem direkten Weg dahin.“
Das Gemeine war, dass sie ihn damit wirklich am Haken
hatte. Er wollte so vieles fragen! Und dabei war er sich noch nicht mal sicher,
ob er ihr glauben konnte.
„Hast du schon mal eins gebaut?“, fragte sie dann.
(Wieso durfte sie eigentlich Fragen stellen?!) „Ein Modell wie das, das
du an die Tafel gezeichnet hast?“
„Den Wolkengleiter? Nein. Sieht aus wie so ein
Papierflieger, oder? Von denen habe ich schon Hunderte gefaltet, in
verschiedenen Formen, um ihr Flugverhalten zu beobachten. Flieger … Vögel … als
Kind hab ich einen verletzten Höhlenfalken aufgepäppelt, bis er wieder fliegen
konnte. Hab zugesehen, wie er es wieder und wieder versuchte, jeden Tag. Dachte,
man müsste etwas bauen können nach diesem Vorbild. Man landet immer bei der
Vogelform, ausgebreitete Schwingen … aber es lässt sich nicht umsetzen.
Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass diese Form der Schlüssel für
Flugapparate ist, wie sie mir vorschweben.“
„Hast du schon mal irgendwas Flugfähiges gebaut? Außer
Dirlohs, meine ich – etwas, das Menschen tragen kann?“
„Einen Ballon. Hab ich aus alten Pilfasäcken zusammengenäht,
die ich dann mit einer speziellen Paste luftdicht gemacht habe. Ich bin selbst
damit geflogen!“ Das war der pure Wahnsinn gewesen, dieser Flug – über den
Éllambru
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