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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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kein Wort gefallen.
Sie hatten die blausilbernen Westen übergezogen und halbherzig die Instrumente
aus dem Gilwisselwagen geholt, weil der Chef das ja nun mal befohlen hatte. Die
Gilwissel, deren Fell sie noch trockenreiben mussten, bekamen die Schabracken
umgehängt. Und jetzt lungerten sie herum, auf den Stufen, in offenen
Wagentüren, auf Deichseln und Galiziak-Bänken, blinzelten in die Sonnenstrahlen
und träumten – vom Essen.
    „Normalerweise wären wir jetzt schon in Parrot’s
Fork!“, seufzte Juniper.
    „Maul halten“, knurrte Horgest. Die eine Hälfte seines
Gesichts war blutverschmiert, weil seine Stirn eine Begegnung mit einer Waffe
gehabt hatte. Zuhause wäre das ein Fall von acht bis zehn Stichen gewesen,
dachte James. Hier hatte Horgest das Blut notdürftig vom Gesicht gewischt und
sich den Lappen dann auf die Wunde gepresst. Jede weitere Behandlung lehnte er
ab.
    „Mit denen kann man also verhandeln, ja?“, wandte sich
Halfast plötzlich an den Jäger. Es war der erste Kommentar, der auf die
Ereignisse der Nacht Bezug nahm.
    „Und hast du nicht auch gesagt, dass du mit dem
Obersten von denen befreundet bist?“, hakte Juniper vorwurfsvoll nach.
    „Ich sprech gelegentlich mit einem von denen, Junge, das hab ich gesagt, und das ist schon viel. Das da letzte Nacht, das war nur ein
kleiner Haufen Leute, zum Glück. Von denen hatte ich noch nie einen gesehen.“
    „Kann man die überhaupt kennen? Das war ’ne Horde
wilder Tiere, wenn du mich fragst. Total verrückt. Habt ihr den Nackten gesehen?
Der die ganze Zeit vor dem Feuer rumgetanzt ist?“
    „Sah aus wie ’n Toter. Wie ’n singendes Gerippe!“
    „Das war der Narr“, erklärte der Jäger müde. „Jeder
Oberste bei denen hat so einen. Hält ihn an der Kette. Der muss die Männer bei
Laune halten und, wenn was los ist, vorneweg tanzen. Die sind total
verrückt, die Narren, das stimmt. Ich glaub, da sind sie sogar stolz drauf.
Trotzdem haben sie ’ne wichtige Aufgabe. Solange der Narr tanzt, ist für die
Leute alles in Ordnung. Aber wenn er im Kampf getötet wird, dann gibt sich der
ganze Trupp auf. Die glauben dann, das Unheil wäre auf ihrer Seite. Hab vor zig
Jahren selbst gesehen, wie sich so ’n Trupp hat abschlachten lassen, bloß weil
der Narr gefallen war.“
    „Mann, hättest du das nicht heut Nacht sagen können?
Den hätt ich locker erledigt! Und wir hätten Abendessen haben können!“, murrte
Firn.
    Etwas in James – die Reste des alten James von drüben,
des Medizinstudenten und gesetzestreuen Bürgers, der nicht in einer Welt voller
Monster und Schauerfiguren hatte überleben müssen – zuckte zurück, fragte sich,
ob Firn das wohl wirklich so meinte. Aber klar. Der meinte das so. Der hatte
letzte Nacht doch sowieso mindestens einen von denen getötet – den, der sonst
Pix und Sandrou und ihn selbst erledigt hätte.
    „Den hättste nicht erwischt, egal, wie gut du bist“,
erwiderte der Jäger entschieden. „Diese Narren – die haben was an sich. Kann
nicht sagen, was es ist. Ist wie – wie ’n böser Zauber. Die erwischt man so gut
wie nie.“
    „Zauber, pah“, gab Firn zurück. „Der war sehr dünn und
hat sich bewegt wie ’n Irrwisch. Das wird’s sein. Die meisten Leute zielen
einfach schlecht. Ich nicht.“
    „Nee, du nicht. Das hab ich gesehen. Trotzdem, den
hättest auch du nicht erledigt.“
    James fühlte dankbar die Sonnenwärme im Nacken, die
seine überanstrengten Muskeln entspannte. Jetzt schlafen dürfen! Probeweise
schloss er die Augen.
    „Und deine Messer und Pfeile helfen dir auch nicht
gegen alles“, fuhr Gerringer fort. „Manchmal machen die hier die Dinge sogar
schlimmer. Haste beim Pacculi ja gesehen. Hier in Fasmechora, da lässt du sie
auch besser stecken. Für die Fasmenjagd, da braucht man andere Waffen. Und die
richtige Ausbildung. Das ist ’ne seltsame Gegend hier.“
    James konnte das bestätigen. Schon seit einer Weile
fühlte er, dass ihn etwas aus den Ritzen im Mauerverputz heraus beobachtete.
Klamme, kalte Augen, wie zwei klamme, kalte Flecken mitten in der Sonnenwärme
auf seinen Schultern. Er sah sich nicht mal um. Sie saßen unter dem Netz. Abgesehen
davon, bisher hatte ihm das Gelichter nichts angetan, richtig? Weil das hier
vielleicht eben doch nur ein Traum ist, dachte er träge.
    Auch die Kinder und einige der Frauen hatten sich aus
der Sicherheit der Wagen hervorgewagt, als der Chef und Brogue endlich
zurückkehrten. Die beiden brachten ein Pickelgesicht im

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