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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Höhlensystem zu schweben, nur von einer Wanne aus
trügerisch festem Gestein gehalten … aber dann hörte er einfach nicht mehr hin.
Von nebenan tönten die Stimmen der Frauen hallend und schnatterig, so laut
waren die sonst selten. Lachen, Quieken und Platschen, dazwischen die
Kinderstimmen.
    Die Männer dagegen eher träge und müde, vom Kampf um
ein Stück Seife mal abgesehen, das Brogue gegen alle Bittsteller verteidigte.
Irgendwann wurde es auch nebenan leiser, die Frauen verließen ihre Höhle –
hoffentlich, um endlich das Abendessen zu machen. Dann drang ein leises, fernes
Grollen in ihr Bewusstsein, das aus dem Dunkel der Gänge zu kommen schien.
    „Das ewige Donnern da im Osten“, vermutete Stanwell.
    „Das sind die Sakmaks“, meinte Juniper. „Die leben
überall in den Bodenlöchern, sagt Gerringer. Bestimmt klingt das so, wenn die
durch ihre Gänge rennen. Oder neue graben.“
    „Du spinnst doch. Das sind winzige Dinger! Ich glaub,
die haben nicht mal Füße!“
    James hoffte nur, dass Jakobe die Biester nicht in den
Eintopf tat. Er hatte die Mulde inzwischen verlassen, schwamm träge durch das
große Becken und hing schließlich wie die anderen dösend am Beckenrand, als
neben ihm Firn aus dem Wasser auftauchte.
    „Ich hab dich da eben in der Spelunke gesehn. Du
wirfst ganz gut“, sagte er, nachdem er einen Mundvoll Wasser in die Gegend
geprustet hatte. „Hast du’s schon mal mit Messern probiert?“
    „Nein. Nur Pfeile.“
    „Willst du’s lernen? Ich könnte es dir beibringen. Ich
hab zugesehen. Du hast ein gutes Auge, eine ruhige Hand – das ist die halbe
Sache.“
    Wow. Ganz neue Töne.
    „Überleg’s dir. Ein Messerwerfer verdient mehr als ein
Hakemi.“
    „Dazu gehört auch nicht viel.“
    „Hättest du mal früher gesagt, dass du das draufhast.
Vielleicht hätten wir dich dann nicht auf die Scheibe gebunden.“
    „Vielleicht, ja?“, erwiderte James sarkastisch, und
Firn grinste.
    „Und die Weiber stehn drauf“, fügte er als weiteren
Pluspunkt hinzu. „Die haben ’ne Schwäche für zielsichere Männer.“
    „Das überzeugt mich. Wann fangen wir an?“
    Firn lachte, dann verzog er das Gesicht. „Der Chef hat
heut Morgen meine Messer kassiert. Muss sie mir jetzt für jedes Training bei
ihm abholen, solang wir durch dieses Irrenland ziehn.“
    „Wegen dem Pacculi? Äh, tut mir leid.“
    Stanwell, der am anderen Ende des Beckens träge im
Wasser gelegen hatte, fuhr plötzlich auf. „Da – habt ihr das gehört?“
    Den nächsten Schrei hörten sie alle. Er kam direkt vom
Höhleneingang. „Alle raus!“, brüllte Gerringer zu ihnen herein. „ Sofort !
Im Dorf stimmt was nicht! Sieht so aus als ob – oh, kashadiu ! Macht
schnell!“
     
    Eine Horde nackter Männer, die sich nass in ihre
Klamotten zwängt, zum Ausgang stolpert, hinaus in die stickige, trockene
Dunkelheit drängelt … es riecht nach gebratenem Fleisch, da sind auch die
Kochfeuer und die Wagen drum herum, alles wie sonst – was ist los? Dann dringt
ein anderer, schärferer Geruch durch, da brennt mehr als ein Kochfeuer … Der
Japentobaum am Dorfeingang! Mit einem klanglosen Knall flammt er wie eine
Fackel auf. Knistern und Knacken, wie Kastanien fällt es aus den blattlosen,
brennenden Zweigen … dann auf einmal eine Feuerwand im Dorf, meterhohe Flammen,
Funkenstürme vor dem Nachthimmel, flüchtende Schweine, brennende Hühner …
Schreie, Schreie –
    Kann nicht wahr sein – man kann’s so schnell nicht
fassen, gerade noch heißes Wasser überall, die totale Entspannung – und jetzt
füllt glühende Luft seine Lungen, der lodernde Japentobaum ist viel zu nah!
    „ Beweg dich , verdammt noch mal!“
    Das ist Stanwell, der ihn weiterschubst. Chaos im
Lager … alle rennen herum … Gerringer brüllt, der Chef brüllt.
    „Alles zusammenpacken! Wagen anspannen! Los, los !
Macht schnell!“
    „Die Kinder in die Wagen! Die Frauen auch! Türen zu!“
    Seine Hände zerren Fängergarn von den Wagen, raffen
nasse Wäschestücke zusammen – die Leine ist runtergerissen. Alles in den
nächstbesten Wagen.
    „ Waffen !“, schreit der Chef. „Horgest!
Stanwell! John! Firn! Alle anderen auf die Wagen! Und sperrt die Hunde ein!“
    Jetzt erst sieht er, begreift er, dass sie angegriffen
werden. Die schwarzen Umrisse, die vor der Flammenwand des Dorfes umherzucken –
jetzt ergeben sie einen Sinn. Riesige Gestalten mit wehenden Haarmähnen, wie
aus einem irren Metal-Video. Mit Keulen, Messern, Totschlägern.

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