Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
nur halb in
den Hosenbund gestopft, anscheinend hatten sie ihn mit dem Geschrei aus dem
Bett gescheucht. Und das Lächeln verging ihm, als er dann vor ihnen stand.
Erschrocken sah er in ihre Gesichter. „Was ist passiert? Und wo ist Carmino?“
„Was passiert ist –?!“
„Der turnt mit der Truppe rum, irgendwo da vorne – wo
ist Kate? Ist die nicht bei dir?“
„Was? Äh – ich dachte, sie hätte euch schon gefunden
–“
„Was?! Wir dachten, sie wollte mit dir weiterfahren!“
„Äh – nein, nein, das ist sie ja auch! Wir sind
zusammen hier angekommen gestern, nur eben – äh – da war sie nicht da. Deshalb
dachte ich, sie hätte euch schon gefunden. Na ja, hat sie wohl nicht –“ Er sah
sie an und wechselte das Thema. „Aber was ist denn bloß mit euch passiert? Du
siehst so verhungert aus, James! Und du, hattest du einen Unfall?“ Er deutete
den Verlauf der verheilenden Schürfwunde quer über Pix’ Gesicht an, das
Überbleibsel der Cabbacubb-Attacke.
„ Einen ?!“, kreischte Pix und sah für einen
Moment lang aus wie ein Baby kurz vor dem Heulen. „Verdammte Scheiße! Du hast
doch keine Ahnung! Wieso hat das so lang gedauert bei dir? Wo warst du die
ganze Zeit?! Wie konntest du uns bei diesen Typen lassen, das sind lauter Irre
und Messerstecher und Vergewaltiger! Und das ist das allerletzte Scheiß land
hier!“
„Hör endlich auf so zu brüllen!“, zischte James.
Aber Inglewing überraschte ihn, indem er den Arm um
die heulende Kuh legte und sie wie ein Kleinkind tätschelte. „Hattet ihr Ärger
hier in Orolo?“, fragte er über Pix’ schwarzen Haarschopf hinweg.
„Jede Menge.“ Auf genauere Erklärungen hatte er jetzt
keine Lust. „Warst du so sicher, dass ihr uns hier treffen würdet?“
„Als klar war, dass die Montagus nicht wie sonst auf
der Deltastraße waren, blieb eigentlich nur noch die Trukantagyja. Leider
ging’s bei uns nicht schneller. Wir wurden drei Tage in Rhondaport aufgehalten,
wir mussten in Brekenzoil auf die Fähre warten, dann gab’s Ärger vor Parrot’s
Fork …“
„Wo ist Kate denn nun?“
„Irgendwo in der Stadt unterwegs, nehme ich an. Man
weiß nie so genau, was sie macht.“ Er sah plötzlich verlegen aus. Zwischen den
beiden war garantiert irgendwas vorgefallen.
„Und was machen wir jetzt?“
„Gehen wir doch erst mal den Montagus nach“, schlug
Inglewing vor. „Wo wolltet ihr hin?“
„Es hieß – Karwansari, glaub ich. Im Süden der Stadt.“
„Ja, das ist die Station für reisende Händler, nahe
beim Südosttor. Da werde ich nachher wohl auch hinmüssen. Kostet leider Geld …
Also, vielleicht hat Kate eure Leute schon gefunden und sucht euch da. Gehen
wir! Und dann reden wir weiter.“
„Vorher brauche ich unbedingt ein Frühstück.“
„Mehrere, so wie du aussiehst! Haben euch die Montagus
hungern lassen?“
„Nein. Muss am Galiziak-Fahren liegen.“
„Du hast keine Schuhe an“, stellte Pix fest, schniefend,
aber schon wieder mit einer gesunden Portion Abfälligkeit.
„Die hab ich irgendwo stehengelassen.“
Dorian Inglewing, der sich in dieser Stadt ebenso gut
auszukennen schien wie in Rhondaport, führte sie durch ein Gewirr von schmalen
und immer schmäleren Gassen, bis sie plötzlich am Stadtrand herauskamen. Der
Schatten eines Wachturmes fiel über den sandigen Boden, und hoch über ihnen
trieben Netze träge in der Morgenbrise. Zwei ziemlich heruntergekommene Gebäude
standen dort nahe der Stadtmauer. Es roch nach Mist und Abfall. Hinter zwei
fremden Wagen entdeckten sie dicht an der Mauer die bunten Wagen der Montagus.
Vor dem kleineren der beiden Gebäude war eine Tränke, und um diese drängten
sich die Gilwissel, die noch die roten Schabracken trugen.
„Die Karwansari.“ Inglewing zeigte auf ein Gebäude im
Schatten der Stadtmauer. „Das Gasthaus für fahrende Händler und alle, die in
die Eidechse nicht eingelassen werden. Schön nah an der Straße gelegen.
Und ich glaube, das da sind eure Gilwissel!“
James nickte. Als er zwischen den Wagen die dünne
Rauchsäule eines Kochfeuers aufsteigen sah, fing sein Magen wieder an zu
knurren.
„He, James! Das wird aber auch Zeit!“ Carminos Kopf
tauchte unerwartet zwischen den Gilwisseln auf. „Der Chef wollte mich schon
losschicken, um euch zu suchen! Er will, dass du mal ’n Blick auf Horgest
wirfst und auch auf Jakobe, obwohl die das nicht will. Ach ja, und Haminta
auch, die hat sich gestern Abend bei der Flucht den Fuß vertreten, behauptet
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