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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Gesänge von vollbrachten Heldentaten.
    Es schien unmöglich zu glauben, und doch entsprach es der Wirklichkeit.
    »Und du dachtest, es würde einfach werden.«
    Er drehte sich um und sah Muzta auf ihn herabblicken. Ein fast höhnisches Lächeln spielte um seine Züge.
    »Ich lief auch einst so auf und ab wie du nun. Als wir ihnen zum ersten Mal begegneten, beim Überqueren der Furt, sah ich den Fluss verstopft von meinen Toten, so wie dieser Fluss es jetzt ist.« Er deutete auf den Sangros, dessen Ufer und seichte Furt übersät mit Leichnamen war. Der Strom selbst hatte sich flussabwärts rosig verfärbt.
    »An jenem Tag verlor ich meinen jüngsten Sohn«, fuhr Muzta fort.
    Tamuka erwiderte nichts. In ihm brodelte immer noch blanke Wut.
    »Und du hast gewagt, dich die letzten drei Jahre über mich, über mein Volk lustig zu machen, als wären wir schwach und Narren, weil wir verloren hatten. Tja, nun blickst du selbst in das faulige Antlitz der Niederlage.«
    Tamuka zog das Krummschwert aus der Scheide und war einen kurzen Augenblick lang bereit, Muzta damit niederzustrecken. Doch er zögerte. Nein, halte dich an den Plan, dachte er.
    Er steckte die Klinge zurück in die Scheide.
    »Ich bin wütend«, erklärte er entschuldigend, »aber nicht auf dich.«
    Muzta lächelte. »Wie viele hast du verloren?«
    »Zehn Umen wurden eingesetzt, und alle wurden zerschlagen. Vierzigtausend, vielleicht fünfzigtausend sind tot oder verwundet, die Formationen aufgerieben.«
    »Beende es für heute«, riet Muzta. »Dein Feld ist so mit Verwundeten und Flüchtenden verstopft, dass keine Hoffnung besteht, mit einem neuen Angriff nachzudrängen und noch an diesem Tag zu gewinnen. Das Wasser ist knapp, und bei dieser Hitze werden die Krieger vor Durst zusammenbrechen.«
    Tamuka blickte zur roten, tief am Himmel stehenden Sonne.
    Er brauchte diesen Tugar nicht, um das zu wissen. Tamuka hatte bereits wesentlich mehr verloren, als er erwartet hatte. Er hatte geglaubt, dass sich Panik ausbreiten würde, sobald die Linie des Viehs durchbrochen war. Ihre Manöver zum Verschließen der Lücke hatten ihn mit Verwunderung erfüllt, denn sie hatten sich mit einem Glanz gehalten, der einem wahren Feind der Horden würdig war. Und nun wurde ihm klar, dass seine eigenen Krieger bislang stets berittene Schlachten geschlagen hatten, bei denen sie über ein Dutzend Wegstunden offener Steppe fegen konnten. Diese Kampfhandlungen an einer so schmalen Front hatten sie in Chaos gestürzt.
    »Ich habe viel verloren, aber das gilt auch für das Vieh. Ich habe immer noch zwanzig frische Umen, während sie zweifellos alles eingesetzt haben, was sie besitzen. Morgen werden wir weitersehen.«
    Muzta lächelte, als stimmte er ihm uneingeschränkt zu.
    »Und du wirst einen der Angriffe anführen, Muzta Qar Qarth. Ich bin schon gespannt auf das viel gepriesene Können der Tugaren gegen ihren alten Feind. Vielleicht schlagt ihr euch diesmal besser.«
    »Etwas anderes hätte ich nicht von dir erwartet«, gab Muzta zurück und ritt davon.
    Es war jener Ort, den er stets mehr als jeden anderen gefürchtet hatte: das Militärlazarett.
    Die langen Zeltreihen waren zum Bersten überfüllt, die Luft schwanger vor Schmerzensschreien, Grauen und der Angst der Verwundeten davor, was mit ihnen geschehen würde.
    Chuck Ferguson bahnte sich einen Weg durch das schwach erhellte Zelt und blickte von Pritsche zu Pritsche.
    Nicht hier.
    Er verließ das Zelt auf der anderen Seite. Dort lag eine lange Reihe von nicht einmal bedeckten Leichnamen. Ein Arbeitskommando lud sie wie Klafterholz auf einen Flachwagen der Eisenbahn, mit dem sie zur Beerdigungsstätte gebracht werden würden. Chuck verspürte den Drang hinzugehen, um dort zu suchen.
    »Chuck?«
    Er drehte sich um. Es war Kathleen.
    Ihre weiße Uniform wies Blutflecken auf, der Duft, der von ihr ausging, setzte sich nun aus Kalk und Alkohol zusammen.
    »Was tun Sie denn hier?«
    »Ich suche nach …« Er konnte den Namen nicht aussprechen, weil ihm davor graute, dass sie ihm sagen könnte, was er zu hören fürchtete.
    Er selbst hatte sie zu dem Zug getragen, der die Überlebenden der Pulverwerksexplosion zum Lazarett beförderte. Olivia konnte nicht wissen, dass er es gewesen war; sie war bewusstlos gewesen und hatte geblutet. Ihr Körper war zerschunden, ihr Gesicht geschwärzt, das Haar verbrannt.
    Chuck wollte mit ihr reiten, bei ihr bleiben, aber Theodor hatte ihn gewaltsam zurückgehalten und ihn angebrüllt, dass er

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