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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Schlachtfeld verhing. Er vermochte nicht einmal zu sagen, was zwanzig Meter entfernt geschah, ob der Graben noch ihnen gehörte oder nicht. Seine Welt beschränkte sich inzwischen auf diese kleine Gruppe von Überlebenden, die eingeigelt eine Verteidigung bildeten. Die Schlacht war keine Schlacht mehr, sondern ein blutrünstiges Handgemenge ohne jeden Anschein von Vernunft oder Kontrolle.
    Über ihm ertönte eine Musketensalve, und aus dem Dunstschleier kam ein Merki geflohen. Schutzsuchend hechtete er in den Graben; Blut strömte aus einer Wunde an seiner Seite.
    Panisch sah der Merki sich um, als er plötzlich erkannte, dass er inmitten von Vieh gelandet war. Auch die Männer verharrten einen Lidschlag lang entsetzt, dann fielen sie mit wildem Gebrüll über den Merki her und nagelten ihn mit ihren Bajonetten an die Grabenwand.
    Pat beobachtete sie mit wachsender Abscheu und musste an den jungen Merki denken, den er selbst zuvor getötet hatte. Wie um ihre Wut auszuleben, stachen die Männer unaufhörlich auf den Merki ein, obwohl er längst tot war.
    Die irrwitzige Schlacht setzte sich fort, und er schaute nach Westen. Nun verstand er, weshalb es in der Bibel hieß, die Sonne hätte bei Jericho regungslos am Himmel verharrt.
    Dann vernahm er heiseren Jubel, blickte auf und erspähte Schemen, die sich durch den Rauch bewegten. Männer!
    Eine Flagge tauchte auf.
    »Das Dritte Korps! Es ist das Dritte Korps!«
    Vor den vorrückenden Truppen stolperten die letzten, auf dem Rückzug befindlichen Merki einher. Die Überlebenden des Vierten Korps schleppten sich aus dem Graben und spießten die verbliebenen, nunmehr zwischen zwei Seiten gefangenen Merki auf. Auch Pat kletterte hinauf und blieb schweigend stehen, während die Männer des Dritten Korps an ihm vorbeifegten. Die Ränge wirkten licht, und viele der Männer waren verwundet, kämpften aber trotzdem weiter.
    »Haltet hier an den Gräben die Stellung«, stieß Pat hervor, der eigentlich zu brüllen versuchte, jedoch kaum mehr als ein Flüstern zu Stande brachte.
    Der Jubel breitete sich aus, und Pat humpelte die Linie hinab. Dabei konnte er es nicht vermeiden, auf Leichen zu treten, so dicht übersäten die Gefallenen den Boden. Dann erblickte er im Dunstschleier einen Reiter.
    »Gregory!«
    Der Rus-Soldat wendete, näherte sich Pat und salutierte.
    »Kesus sei Dank«, sagte Gregory, glitt vom Pferd und umarmte Pat.
    »Wir dachten, das gesamte Vierte Korps sei aufgerieben.«
    »Ich schätze, ein paar von uns haben es überlebt. Selbst nachdem wir überrannt worden waren, haben einige Abschnitte des Grabens die Stellung gehalten. Wo ist Mikhail?«
    »Tot«, antwortete Gregory. »Schon in den ersten Augenblicken des Angriffs gefallen. Ich schätze, seither leite ich das Korps.«
    »Du hast dich wacker geschlagen, Sohn.«
    Gregory lächelte.
    »Es war ein langer Weg, seit wir zusammen Shakespeare gespielt haben.«
    Pat nickte.
    »Ein höllischer Kampf, verflucht, ein wirklich höllischer Kampf«, meinte Gregory nach wie vor erregt. »Schneids Division hat sich uns zu unserer Rechten angeschlossen, die von Hawthorne zu unserer Linken. Wir haben die Bastarde von drei Seiten umringt, in ein Kreuzfeuer genommen und massenweise abgeknallt. Ein höllischer Kampf. Sie waren so dicht gedrängt, dass wir sie unmöglich verfehlen konnten.«
    »Hast du was zu trinken?«, krächzte Pat.
    Der junge Offizier griff in seine Uniformjacke und holte einen Flachmann hervor.
    »Nicht das. Nur Wasser, um Gottes willen.«
    Gregory ging zu seinem Sattel, löste eine Feldflasche davon und warf sie Pat zu. Der alte Artillerieveteran neigte den Kopf zurück und ließ sich das Wasser den Schlund hinabrinnen. Einen Augenblick vermeinte er, nicht schlucken zu können, so wund und staubverkrustet fühlte seine Kehle sich an.
    »Oh, Dank sei Gott«, stöhnte er und glaubte, er könnte den Tag doch noch überleben.
    Tamuka war außerstande, etwas zu sagen, und lief den Kamm des Hügels auf und ab.
    Seit dem ersten Tag von Orki, seit weit mehr als einem Zyklus war kein Angriff der Merki mehr zurückgeschlagen worden. Es war unmöglich, etwas zu erkennen; die gegenüberliegende Seite des Flusses glich einem Tiegel aus Feuer und Rauch. Dennoch war augenscheinlich, dass der Angriff zurückgeschmettert worden war. Ein steter Strom von Kriegern ohne jede Formation floss an ihm vorbei, die meisten verwundet, die Hände auf die Verletzungen gepresst. Keine Siegesrufe waren zu hören, keine prahlerischen

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