Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
drehte sich um und blickte zu den Merki zurück. Die Batterie begann abzuprotzen, die Kolonne schwärmte weiter aus. Er hatte keine Zeit mehr.
    »Homula, sehen Sie diese Kanonen?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich brauche fünf Minuten. Holen Sie sich diese Geschütze!«
    Homula grinste.
    »Wir sehen uns in der Hölle, Sir!«, rief er und salutierte.
    Der junge Offizier aus Maine trat vor, ergriff die Regimentsflagge von ihrem Träger und streckte sie in die Luft.
    »Erste Vazima, bringt die Bajonette an!«
    Die zerklüftete Linie hielt inne, schloss sich den schmalen Pfad entlang, und Bajonette zischten aus ihren Scheiden.
    Homula schaute zu seinen Männern zurück und streckte abermals die Flagge empor.
    »Wir holen uns diese Kanonen. Kommt, Jungs, Angriff!«
    Damit preschte Homula los, hielt das Banner weiter hoch und rannte wie ein Wilder, ohne sich noch einmal umzudrehen und zu sehen, ob ihm überhaupt jemand folgte. Blanke Raserei schien die Männer zu beseelen, und sie rannten aus Leibeskräften los, brüllten wie Wahnsinnige und brachten mit funkelnden Bajonetten die Gewehre in Anschlag.
    Schweigend beobachtete Andrew sie. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Überwältigender Stolz erfüllte ihn, gleichzeitig jedoch auch Entsetzen darüber, was er getan hatte, zumal er Homula und seinen Männern befohlen hatte, in den sicheren Tod zu ziehen.
    Immer noch konnte er die Stimme des jungen Offiziers hören, in der eine widersinnige Freude mitschwang.
    »Wer will schon ewig leben?«
    Die Batterie der Merki, die sich darauf vorbereitet hatte, das Dritte Korps ins Visier zu nehmen, hielt inne. Ein Befehlshaber drehte sich um und deutete auf die dünne Linie von Homulas Regiment, das wie eine Horde Irrer über das offene Feld preschte.
    Andrew hob den Feldstecher an und war außerstande, den Blick abzuwenden.
    Rammer der Merki arbeiteten wie wild und stießen Ladungen in die Rohre. An der Flanke der Kanonen verlangsamte sich die Kolonne, die nordwärts angriff, und drehte sich, um der Attacke zu begegnen. Ein Pfeilhagel stieg auf, die meisten davon lange Schäfte; vereinzelt fielen Männer, doch insgesamt setzten sie den Angriff fort.
    Andrew hielt den Atem an.
    Homula, der weit vorauslief, hatte noch fünfzig Meter. Den Hut hatte er verloren, sein Haar wehte ihm um den Kopf, und die blaue Regimentsflagge schlug im Wind.
    Zehn Meter. Eine Kanone stieß zurück und riss ein zerklüftetes Loch in die Linie. Die Flagge sank, dann sah er, wie Homula wieder aufstand; als triebe ihn übermenschliche Kraft an, taumelte er weiter und sprang auf eine der Kanonen. Die Merki machten kehrt und flüchteten.
    Die Kolonne der feindlichen Infanterie, gefangen durch die eigene Flanke, geriet ins Taumeln. Der Angriff preschte in sie hinein, Bajonette und Krummschwerter blitzten auf, Musketenfeuer krachte los. Und dennoch ragte immer noch die Flagge auf, wurde hin und her geschwenkt.
    Das volle Gewicht der Kolonne drehte sich und stemmte sich gegen den Angriff. Schwerter zuckten, Pfeile hagelten herab. Rauch trieb über dem Gefecht und verhüllte die Sicht. Kurz lichtete sich der Qualm, und Andrew sah, wie die Flagge sank. Dann erblickte er nur noch Rauch und das Funkeln von Schwertern.
    »Sir!«
    Andrew drehte sich um und wischte sich Tränen aus den Augen.
    Es war Schneid, hinter dem die gesamte Reservedivision den Hügel herabkam.
    »Es tut mir leid, Sir, der Zug –«
    »War nicht Ihre Schuld«, fiel Andrew ihm ins Wort.
    »Stimmt etwas nicht, Sir?«
    »Alles in Ordnung. Ich schätze, man könnte sagen, es gibt schlimmere Arten zu sterben.«
    »Sir?«
    »Vergessen Sie es, General. Werfen Sie Ihre Männer ins Gefecht, und schließen Sie die Lücke.«
    Schneid salutierte und ritt mit vorwärts gerichtetem Schwert die Linie hinab. Die Division der Veteranen fegte mit wehenden Gefechtsflaggen in Formation los, um das Loch zu stopfen.
    Andrew war außerstande, sich zurückzuhalten, und reihte sich ein. Als sein Stab ihn entdeckte, hetzte er hinter ihm her.
    »Colonel, was um alles in der Welt tun Sie da?«, brüllte ein Offiziersbursche.
    Andrew ritt weiter, nahm den anschwellenden Pfeilregen kaum wahr. Männer begannen zu fallen und wankten aus der Formation. Trompeten erschollen hell und klar, und die Division preschte wild jubelnd im Eiltempo vorwärts. Andrew lenkte das Pferd in Schneids Richtung, der immer noch mit gezücktem Schwert an der Spitze ritt.
    »Kommen Sie, wir schnappen sie uns!«, brüllte Andrew. Der Angriff rollte in vollem Lauf

Weitere Kostenlose Bücher