Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
weiter. Die Männer schrien heiser, der Wald der Bajonette funkelte in der Nachmittagssonne.
    Der Vormarsch der Merki schien ins Stocken zu geraten. Eine vereinzelte Pfeilsalve wurde abgefeuert. Männer stolperten und fielen, doch die meisten Schüsse gingen zu hoch. Der Angriff wogte weiter, und plötzlich machten die bereits bis zum Bruchpunkt gestreckten Merki kehrt und fielen rennend zurück. Sie strömten zum Fluss hinab, der allerdings von einem berittenen Umen auf dem Vormarsch verstopft war.
    Das Getümmel verstärkte sich, und Panik lag in der Luft, dann erreichten sie die Kanonen der Merki und drängten weiter.
    Andrew zügelte das Pferd auf Ganggeschwindigkeit und löste sich aus der weiterbrandenden Angriffsformation. Seine Offiziersburschen holten ihn ein und stellten sich zwischen Andrew und den immer noch herabprasselnden Pfeilregen.
    Er blieb stehen. Eine benommen wirkende Gruppe von Männern stand rings um die Kanonen – die Überlebenden der Ersten Vazima.
    Andrew stieg ab und ging zu ihnen.
    Ein Lieutenant trat vor. Blut strömte ihm über den Kopf, und aus seinem Unterarm ragte das abgebrochene Ende eines Pfeils.
    »Wir haben uns die Kanonen geholt, Sir«, verkündete er mit erschöpfter, aber stolzer Stimme. »Wie Sie es uns befohlen haben.«
    Andrew nickte, ließ den Blick über die Gruppe wandern und zählte höchstens zwanzig Überlebende, die sich noch auf den Beinen hielten. Da er nicht in der Lage war, etwas zu sagen, stapfte er davon, stieg über die rings um die Batterie aufgetürmten Leichname und hielt kurz inne, um einen Merki und einen Rus zu betrachten, die in einer tödlichen Umklammerung auf dem Boden lagen. Jeder hielt einen Dolch in der Hand, den er in das Herz des jeweils anderen getrieben hatte. Die Blutrünstigkeit der Schlacht war unübersehbar; nur wenige hatten verwundet überlebt. Er ging zu einer der Kanonen und entdeckte Homula, der verkrümmt auf dem Boden lag, die zerrissene Flagge noch in den Händen.
    Andrew schaute zu einem Offiziersburschen auf.
    »Ich will, dass sein Leichnam hinter die Linien geschafft wird. Lassen Sie sein Grab kennzeichnen.«
    Der Offiziersbursche stieg ab, und mehrere Überlebende der Ersten Vazima kamen herbei, um den Leichnam behutsam hochzuheben. Andrew griff hinab, nahm die Flagge an sich, ging zu dem Lieutenant hinüber und überreichte sie ihm.
    »Gott ist mein Zeuge, ich werde das nie vergessen«, sagte er leise, trat zurück und salutierte vor der Flagge.
    Dann kehrte er zu Mercury zurück, stieg auf und galoppierte los, um sich wieder ins Gefecht zu werfen. Der alleine zurückbleibende Lieutenant hielt die Flagge in den Händen und betrachtete die Farben, als sähe er sie zum ersten Mal.
    Vornübergebeugt lehnte er sich japsend an die Wand des Schützengrabens. Seine Kehle fühlte sich so trocken an, dass er vermeinte, ersticken zu müssen. Zu seiner Linken krachte eine weitere Musketensalve. Es war ihm einerlei. Zu seinen Füßen lag ein toter Merki; neben dem Leichnam baumelte ein Wasserbeutel. Er griff hinab und schüttelte ihn. Etwas Wasser befand sich noch darin.
    Er ergriff das Ende eines abgebrochenen Bajonetts und verwendete es, um den Riemen des Wasserbeutels zu durchschneiden, den er anhob und an die Lippen führte.
    »In Kesus’ Namen, Sir, bitte etwas Wasser.«
    Pat schaute in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Durch den Schleier aus Staub und Rauch erblickte er einen alten, grauhaarigen Soldaten, der auf der Feuerstufe saß und dem aus einem halben Dutzend Wunden Blut strömte.
    Pat seufzte, ging zu ihm hinüber, hob den Beutel für den Mann an und träufelte ihm Wasser über das rußgeschwärzte Gesicht. Die Tropfen hinterließen weiße Furchen. Der Mann nickte dankbar. Ein weiterer Soldat, einer der Männer aus der Roum-Division des Vierten, lag mit einem Pfeil in der Brust neben dem grauhaarigen Mann. Er konnte nicht reden, doch aus seinen Augen sprach Flehen. Pat kniete sich nieder, hob ihm den Kopf an und gab ihm den letzten Rest aus dem Beutel zu trinken.
    Schüsse krachten, und er schaute auf. Die Männer feuerten im Osten. Er sah, wie aus dem Rauch und dem Dunst mehrere Merki zurückritten. Einer ging mit seinem kreischenden Pferd zu Boden. Die anderen beiden preschten über den Graben hinweg und hielten auf den Fluss zu.
    Es war unmöglich abzuschätzen, was vor sich ging. Pat wusste nur, dass die Sonne tiefer sank. Die rote Scheibe war kaum zu erkennen, weil ein Nebel aus Rauch, Hitze und Staub das

Weitere Kostenlose Bücher