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Fortinbras ist entwischt

Fortinbras ist entwischt

Titel: Fortinbras ist entwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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entsetzten Blick.
    «Nein, o nein», schrien sie beide verzweifelt auf.
     
    Gaylord saß gedankenverloren auf dem Örtchen, als er die Schreie hörte. Mummi rief nach Mrs. Darling und Opa. Mrs. Darling rief nach Rufus und Mrs. Twegg. Wie eine Rakete kam Gaylord angeschossen. «Was ist passiert?» fragte er.
    Alle Erwachsenen drängten sich vor dem Fenster des Wohnzimmers und hörten nicht auf sein aufgeregtes Gefrage. Sie sahen unverwandt aus dem Fenster.
    Aber jede Antwort erübrigte sich, er sah, was geschehen war. Das aus dem siebzehnten Jahrhundert stammende war ein Opfer der Fluten geworden. Es stand zwar noch, aber es hatte sich zur Seite geneigt. Es sah aus, als hätte es einen Schlaganfall bekommen.
    Gaylord sagte mit Kennerblick: «Das ist alles nur wegen der Überschwemmung, Mummi.Wär doch lustig, wenn das Haus, so wie es ist, hinaus aufs Meer schwimmen würde.»
    Mrs. Twegg sagte zu Mrs. Darling: «Regen Sie sich nicht auf, liebe Mrs. Darling, ich und Mr. Rufus gehen hinüber und werden retten, was noch zu retten ist, nicht wahr, Mr. Rufus?»
    «Ja, recht gern», sagte Rufus voller Eifer, als könnte er es gar nicht erwarten. Seine Tante warf ihm einen mißbilligenden Blick zu. Dann wandte sie sich an Jocelyn: «Würden Sie die beiden bitte begleiten, Mr. Pentecost? Vielleicht könnten auch Sie sich dort nützlich machen», fügte sie voller Zweifel hinzu.
    Das ging zu weit. Noch bevor Jocelyn reagieren konnte, sagte May: «Tut mir leid, Mrs. Darling, aber mein Mann hat zu arbeiten.» Helfen war eine Sache, aber wertvolle Zeit vergeuden, nur um den Aufpasser zu machen, eine andere.

    «Oh, verzeihen Sie, meine Liebe», sagte Mrs. Darling. «Ich hätte nie gewagt, Mr. Pentecost zu bitten, wenn ich gewußt hätte, daß er so viel zu tun hat.» Die Zimmertemperatur war unter Null gesunken.
    Opa hatte den Arm um Mrs. Darlings Schulter gelegt. «Es tut mir schrecklich leid, für dich, liebe Helena», sagte er. «Ich bin jedoch sicher, daß wir auf die Dauer schon alles wieder in Ordnung kriegen. Ein guter Architekt, eine zuverlässige Baufirma... In der Zwischenzeit ist mein Haus natürlich das deine - das unsere.» Er fing einen Blick seiner Schwiegertochter auf. «So ist es doch, nicht wahr, May?»
    «Natürlich», sagte May und meinte es auch. Sie versuchte, Mrs. Darling so herzlich wie sie nur konnte zuzulächeln.
    «Ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen zu sagen, wie sehr es mich für Schwiegervater und Sie freut... So wie die Dinge jetzt liegen, sind wir die Eindringlinge in diesem Haus - nicht Sie.»
    «Vielen Dank, meine Liebe», sagte Mrs. Darling, die das nicht einen Moment aus den Augen gelassen hatte.
     
    Hinterher sagte May: «Nun, der Traum vom Glück hat ja nicht lange gedauert. Wie lange eigentlich?»
    «Etwa fünfundvierzig Sekunden», sagte er.
    «Und jetzt fängt alles wieder von vorne an! Also hör mal zu, Jocelyn», sagte sie ernst. «Helena ist erst seit ein paar Tagen hier, und schon hat sie mich so weit gebracht, daß ich mich von meiner schlechtesten Seite zeige. Und jetzt sieht es so aus, als bliebe sie noch Monate und Monate. Ich glaube nicht, daß ich das auf die Dauer aushalte. Du wirst es entsetzlich schwer mit mir haben, mein Lieber.»
    Er lächelte melancholisch. «Und du mit mir, fürchte ich. »
    Sie starrte in eine freudlose Zukunft. Noch vor wenigen Minuten hatten sie sich in diesem Zimmer vor Freude im Walzer gedreht und jetzt... aber da meldete sich aus ihrem Unterbewußtsein plötzlich der Gedanke an Gaylord. «Wo ist Gaylord?» fragte sie.
    Jocelyn blickte sie mit leeren Augen an. «Es fällt mir nachträglich auf», sagte May, «daß Gaylord überhaupt nicht reagiert hat, als Mrs. Twegg und Rufus sagten, daß sie zum wollten. Es wäre doch zu erwarten gewesen, daß er darum gebeten hätte, sie begleiten zu dürfen.»
    «Wirklich merkwürdig», sagte Paps.
    «Eben!» sagte Mummi nachdenklich. «Und wenn Gaylord sich selbst untreu wird, muß man doppelt auf der Hut sein.»
    Gaylord quälte sich höllisch mit seinem Gewissen herum. In seinem ernsthaften Bemühen, die Gefühlsreaktionen und Verwirrungen der Erwachsenen zu studieren, hatte er den widerstrebenden Fortinbras in ein Loch in der Wandleiste von Mrs. Darlings Schlafzimmer gestopft, sich davongeschlichen und die Tür hinter sich geschlossen. Alle Vorbereitungen schienen getroffen, um ein vielversprechendes Experiment über die Bühne gehen zu lassen.
    Mrs. Darling war

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