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Fortinbras ist entwischt

Fortinbras ist entwischt

Titel: Fortinbras ist entwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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nun kommt ihr plötzlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel mit dem Plan, ausziehen zu wollen, ohne daß es den geringsten Grund dafür gibt. Verdammt noch mal, etwas Rücksicht wird man ja wohl noch auf mich nehmen können.»
    Da haben wir es wieder, dachte Jocelyn. Mit der Friedfertigkeit ist es in unserer Familie nicht weit her. Ein paar harmlose Bemerkungen, und schon haben wir uns in der Wolle. O weh, der alte Mann macht es uns nicht gerade leicht, dachte May. «Sieh mal, Schwiegervater», sagte sie,
     
    Natürlich finden wir etwas...
    ...sagte May, wir stehen schließlich nicht ohne Pfennig da.
    Wie gut, denn ohne einen Pfennig - wie stünde man da da! Man stünde überhaupt nicht, man säße, und zwar auf dem trocknen.
    Solange man noch einen Notgroschen findet, findet sich vieles andere von selbst.
     

     

«deine zukünftige Frau wird alles andere als entzückt sein, wenn wir ihr hier dauernd über den Weg laufen.»
    «Das hat doch mit ihr überhaupt nichts zu tun», sagte Opa.
    May verlor allmählich die Geduld. «Nun möchte ich nur wissen, wer von uns hier Unsinn redet!» rief sie aus. «Natürlich hat es etwas mit ihr zu tun. Und auch mit mir, offen gestanden. Ich denke nicht daran, das Haus mit Mrs. Darling zu teilen, so sehr ich sie in mancher Hinsicht auch bewundere.»
    «May hat völlig recht», sagte Jocelyn, «zwei...»
    «Halte du dich heraus», schnappte Opa.
    «Ich werde mich nicht heraushalten», sagte Jocelyn.
    Mit eisiger Höflichkeit sagte Opa: «Niemand hat von dir verlangt, May, das Haus mit jemandem zu teilen. Ich wollte euch lediglich darum bitten, hier zu bleiben und nach dem Rechten zu sehen. Helena und ich werden natürlich im wohnen.»
    May war der Wind aus den Segeln genommen. «Es tut mir leid, Schwiegervater», sagte sie. «Wir konnten nicht annehmen, daß du je die verlassen würdest.»
    Er blickte sie etwas hilflos an. «Die Ehe», sagte er schließlich sentenziös, «ist ein Kompromiß, eine Sache von Geben und Nehmen. Helena hat den Wunsch geäußert, im zu leben, und ich bin nur zu gerne bereit, ihr ihre Wünsche zu erfüllen.»
    Jocelyn fiel plötzlich ein Vers aus seinen Schultagen ein: «Graf Richard von der Normandie ward endlich eingefangen...» Aber Vater war schließlich Manns genug, seine Angelegenheiten selbst zu ordnen, sogar wenn es sich um jemand so Furchteinflößendes wie Helena Darling handelte.
    Der alte Herr erhob sich. «Ich möchte also, daß ihr beide hier wohnen bleibt, damit ich ab und zu mein altes Zuhause auf suchen kann.» Er ging zur Tür. «Ihr tut mir damit einen
    Gefallen; um die Miete macht euch also keine Sorgen.» Und wieder ging ein Lächeln über Opas Züge. «Noch irgendwelche Einwände?»
    May trat auf ihn zu und küßte ihn. «Danke dir, Schwiegervater, und entschuldige, daß ich so bissig war.»
    Er legte seine Hand auf ihre Schulter. «Schon gut, meine Liebe. Ich habe nur zwei Frauen in meinem Leben getroffen, die es nicht waren. Sie waren zwar beide entzückend, aber ich glaube nicht, daß ich es auf die Dauer mit ihnen ausgehalten hätte.»
    Er ging aus dem Zimmer. May und Jocelyn sahen sich an. Sie lächelten. Sie lachten, sie fielen sich in die Arme. «Liebling!» rief sie. «Ende gut, alles gut.»
    «Wir werden also nicht von Haus und Hof vertrieben und in die Wüste geschickt», sagte er. «Wir müssen natürlich darauf dringen, etwas Miete zu zahlen. Na... wird schon werden!»
    Es würde schon werden. Das Wasser würde ablaufen, die Besucher das Haus wieder verlassen. Opa würde sie von der Darling befreien. Sie, Jocelyn und Gaylord würden wieder allein sein, was sie seit Jahren nicht mehr gewesen waren. Die nächsten lästigen Tage mußte man eben noch die Zähne zusammenbeißen, doch dann würde sich alles wieder in ruhigen Bahnen bewegen, und sie würden so friedlich zusammenwohnen wie selten zuvor. Sie lächelte Jocelyn an, der sie in seinen Armen hielt. Sie hob ihre Hand und streichelte zärtlich seine Wange. Langsam begann sie, ihn im Walzer zu drehen; dabei summte sie eine kleine Melodie vor sich hin, die Blaue Donau oder etwas aus der Lustigen Witwe, eins von beiden jedenfalls, sie wußte es selbst nicht. Jocelyn tanzte wie eine Marionette, an der ein Faden gerissen war, aber auch das störte sie nicht.
    Ihre Drehungen führten sie ans Fenster. Sie blickte hinaus.
    Und blieb wie versteinert stehen. Die kleine Melodie erstarb ihr auf den Lippen. Sie erstarrte. Jocelyn folgte ihrem

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