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Fortinbras ist entwischt

Fortinbras ist entwischt

Titel: Fortinbras ist entwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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regnet wie verrückt, es sieht so aus, als würde es tagelang so weiter regnen, Tage und Tage und Tage.»
    «Hier ist Ihr Schlafzimmer», sagte May.
    Mrs. Darling sah sich wortlos um; sie schien nicht sehr angetan. Schließlich sagte sie: «Ich werde erst einmal mein Porzellan auspacken, wenn Ihr Mann so liebenswürdig sein will, es mir heraufzuschaffen. Ich finde es so wichtig, hübsche Dinge um sich zu haben - Sie nicht auch?»
    «Ja», sagte May, die diesen Raum bisher für das hübscheste Schlafzimmer im ganzen Haus gehalten hatte. Sie ging hinaus und beugte den Kopf über das Treppengeländer. «Jocelyn», rief sie.
     
    Jocelyn, der sich zum Schreiben niedergesetzt hatte, versuchte angestrengt, sich zu konzentrieren. Wie aufgestörte Ameisen wimmelten die Gedanken in seinem Kopf herum, ziel- und planlos, bis sie sich allmählich ordneten und diszipliniert ihren Weg gingen. Jetzt konnte er etwas mit ihnen anfangen. Er konnte mit dem Schreiben beginnen. Er schraubte seinen Füllfederhalter auf. «Jocelyn», rief seine Frau.
    «Verflixt», sagte Jocelyn. «Was ist?»
    «Würdest du bitte Mrs. Darlings Kiste heraufbringen, Liebling?»
    Er wankte damit hinauf. «Stellen Sie sie bitte hierher», sagte Mrs. Darling. « Vorsichtig. Ich bin gleich fertig, und dann können Sie mich ins Dorf bringen.»
    Warum, überlegte Jocelyn nicht ohne Bitterkeit, mußte der Neffe ausgerechnet den Oberlauf des Limpopo erforschen. Hätte es die Themse nicht auch getan? Er ging zurück in sein Arbeitszimmer. Im Ameisenhaufen herrschte wieder ein wildes Durcheinander, als sei ein Stock hineingefahren. Er begann noch einmal von vorne. Es kostete Zeit. Aber endlich schrieb er. Er schrieb drei Sätze. Dann erschien May. Sie sagte: «Ihre Hoheit läßt ausrichten, daß sie das Boot in fünf Minuten benötigt.»
    «Na schön», sagte er ärgerlich. «Anscheinend ist es ganz unwichtig, daß ich mein Buch zu beenden habe oder daß meine Hände von unserer Rettungsaktion noch voller Schrammen und Blasen sind.»
    «Du hast sie schließlich hergebracht», sagte May. Sie saß auf der Schreibtischkante und wippte mit ihren hübschen Beinen. «Allmählich habe ich den Eindruck, ich bin ihre Kammerzofe und du ihr Chauffeur, und wir beide haben ein heimliches Verhältnis miteinander. Eigentlich find ich’s ganz komisch, du nicht?»
    «Für ein heimliches Verhältnis bleibt uns kaum Zeit», sagte er. «Komisch finde ich das gar nicht, und ein Ruderboot habe ich schon immer für ein sehr unzulängliches Fortbewegungsmittel gehalten.»
    «Und dennoch ruderst du sie?» fragte May.
    «Ich fürchte, mir bleibt keine andere Wahl.»
    «Keine Wahl? Du brauchst doch nur energisch nein zu sagen. Ich hatte ja versucht, dir das zu ersparen, erst unter Hinweis auf deine Arbeit und dann bin ich auf die Idee mit dem Hotel gekommen.»
    Er spielte nervös mit seinem Füllfederhalter. «Ich gehe jetzt wohl besser», sagte er.
    Sie stand auf. «Wie du meinst! Es ist schließlich deine Sache. Wenn du glaubst, du hast Zeit...» Sie ging. O Gott! dachte Jocelyn, ich bin wohl in Ungnade gefallen. Was habe ich nun bloß wieder falsch gemacht, dachte er bekümmert.
     
    «Kann Fido jetzt mit Schultz spielen, Mrs. Darling?»
    «Auf keinen Fall! Und bitte merke dir ein für allemal, er heißt nicht Fido, sondern Feydeau.»
    «Das hab ich doch gesagt», verteidigte sich Gaylord. Er begann, eine kostbare Porzellanfigur langsam auf dem Fensterbrett hin- und herzuschieben. «Wer ist das?»
    «Niemand ist das», sagte Mrs. Darling, «aber es ist zufällig das kostbarste Stück meiner Meißen-Sammlung. Und wenn ich du wäre, würde ich es nicht anzufassen wagen.»
    Gaylord nahm die Hände von der Figur. «Sie meinen, es kostet einen Haufen Geld?»
    «Ja.»

    Gaylord sah sie erstaunt an. Dann betastete er die übrigen Stücke der Sammlung und nahm eine andere Kostbarkeit in die Hand. «Henry Bartletts Mutter hat genauso eins», sagte er.
    «Ist das so?»
    «Ja, genau das gleiche.» Er betrachtete es. «Aber auf ihrem steht
     
    Sie brachen nach Shepherds Warning auf. Jocelyn ruderte. Gaylord kniete am Bug, Mrs. Darling saß steif und majestätisch am Heck.
    «Mein Mann pflegte zu sagen, rudern sei der gesündeste Sport, weil er jeden einzelnen Muskel des Körpers beansprucht», bemerkte Mrs. Darling.
    «Das kann man wohl sagen», sagte Jocelyn. Ausgesprochen mitleidig, wie ihm schien, verfolgte sie seine Anstrengungen. «Mein Mann gehörte zur

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