Fortinbras ist entwischt
in hemmungsloses Gelächter. Als sie einen Augenblick nach Luft schnappte, sagte Mrs. Darling: «Kein Mensch verlangt von Ihnen, daß Sie schwimmen, Mr. Pentecost hier wird, sobald Sie bereit sind, Ihren Transport übernehmen.»
Von diesem Glück weiß ich ja noch gar nichts, dachte Jocelyn, aber bevor er noch protestieren konnte, war Mrs. Tweggs Kopf ein neuer Gedankenschmetterling entflattert und ließ sich auf der nächsten Blume nieder: «Sie sind doch nicht etwa der Schriftsteller Pentecost?»
Er nickte.
«Nein, so was!» sagte Mrs. Twegg. «Ich wollte Sie schon immer kennenlernen, aber ich dachte nicht, das es dazu je kommen würde.»
«Sehr freundlich von Ihnen», murmelte Jocelyn. «Wirklich sehr freundlich.» Er schnurrte wie ein großer Kater.
Mrs. Twegg stützte die Ellbogen bequemer auf das Fensterbrett. Sie hatte ganz offensichtlich eine wichtige Mitteilung zu machen. «Ich betätige mich auch dichterisch, an jedem Donnerstag», sagte sie stolz. «In einem Abendkurs für angehende Schriftsteller.»
«Nein, wirklich!» sagte Jocelyn. «Und...»
Aber Mrs. Darling hatte beschlossen, daß es nun an der Zeit sei, dieser literarischen Konversation ein Ende zu bereiten. «Ich möchte, daß Sie zuallererst die Teppiche aufrol-len», sagte sie, «dann können wir überlegen, was weiter mit ihnen geschehen soll.»
«Montags Russisch, mittwochs Trampoline und donnerstags Stilübungen.»
«Sie scheinen ja sehr vielseitig interessiert zu sein», sagte Jocelyn.
«O ja. Wenn ich so sagen darf, interessiert mich eigentlich alles.»
«Dann könnten Sie vielleicht auch ein wenig Interesse für den Zustand des aufbringen», sagte Mrs. Darling bissig.
Schuldbewußt sagte Mrs. Twegg: «Es tut mir ja so leid, liebe Mrs. Darling. Da schwatze ich die ganze Zeit, während Ihre schönen Sachen davonschwimmen.» Mrs. Darling zuckte zusammen. «Ich räume hier bloß noch ein wenig auf, und dann komme ich.»
«Wie wollen Sie uns denn benachrichtigen? Die Telefonleitungen sind doch alle gestört.» . .
«Sie könnte uns Rauchsignale geben», schlug Gaylord eifrig vor.
«Wir sind keine Sioux-Indianer», sagte Mrs. Darling spitz. Sie wandte sich wieder an Mrs. Twegg: «Könnten Sie gegen elf Uhr fertig sein?»
«Ja, ich denke schon», sagte Mrs. Twegg gutmütig.
«Also gut, dann wird Mr. Pentecost Sie um elf Uhr abholen. In Ordnung, Mr. Pentecost?»
Zu Befehl, Herr Kapitän, dachte Jocelyn, hütete sich aber, es laut zu sagen. Er nickte nur und machte sich mit gekrümmtem Rücken wieder ans Ruder. Bis dahin hatte er immer geglaubt, daß es kein traurigeres Los gebe als das der Sklaven, die die Pyramiden erbaut hatten, aber auch die Arbeit der Galeerensklaven mußte nicht gerade ein Vergnügen gewesen sein.
«Ich muß mir noch etwas Tabak besorgen», sagte er.
Mrs. Darling sah auf die Uhr. «Nun, gut», sagte sie ein wenig ungeduldig. Jocelyn ruderte zum Tabakladen, aber die Ladentür war wegen der Flut geschlossen. Der Tabakhändler saß am Fenster des ersten Stocks und rauchte offensichtlich hochzufrieden sein Pfeifchen. Er öffnete das Fenster. «Morgen, Mr. Pentecost, machen sich ’n bißchen Bewegung, was?» wieherte er.
«Könnten Sie mir vielleicht zwei Büchsen Gold Block herunterwerfen?» fragte Jocelyn kläglich.
«Tut mir leid, Mr. Pentecost, aber ich komm unmöglich an mein Lager. Hätte Ihnen gerne ausgeholfen, Mr. Pentecost», fügte er noch hinzu, bevor er das Fenster schloß. Er setzte sich wieder, und man sah wunderschöne kleine Rauchwölkchen hinter dem Fenster aufsteigen. Heute geht aber auch alles schief, dachte Jocelyn.
«Doggy-Woggy», sagte Mrs. Darling plötzlich.
Jocelyn sah sie verwirrt an. Mrs. Darling klärte ihn auf: «Ich muß ein paar Dosen Hundekuchen kaufen, bitte bringen Sie mich zum Krämer.» Sie sprach zu ihm wie zu einem Kind.
Du wirst natürlich Glück haben, dachte Jocelyn. Er hatte schon den Kolonialwarenhändler erblickt, der in Gummistiefeln und Regenmantel mit einem Schrubber gegen die Fluten anging. Er sah aus wie jemand, dem alle Felle weggeschwommen sind. Du wirst natürlich Glück haben, dachte Jocelyn wieder. Er ruderte an den Laden heran und lehnte sich auf seine Ruder.
«Guten Morgen, Briggs», rief Mrs. Darling. «Scheußliches Wetter! Ichmöchte bitte sechs Dosen Doggy-Woggy.»
Der Kolonialwarenhändler hielt bei seiner Arbeit inne und sah bekümmert auf. «Tut mir leid, Mrs. Darling, aber heute ist bei uns geschlossen.»
«Ja,
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