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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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ihm und seiner Schwester bestehende Übereinkunft gegenseitiger Achtung - beschlossen hatte, sie vor ihrem eigenen guten Herzen zu schützen und zu vermeiden, daß sie eine weitere irreparable Torheit beging. Der Kapitän wußte das auch nicht, aber er ahnte Jeremys Vorsichtsmaßnahmen und bedachte, daß er unter solchen Umständen sicherlich das gleiche getan hätte. Die Vorstellung, den jammervollen Bibelverkäufer als Bewerber um die Hand seiner Schwester Rose zu sehen, erschien ihm fürchterlich, dieses eine Mal war er völlig eines Sinnes mit Jeremy.
    »Sind denn meine Absichten auf Miss Rose so offensichtlich gewesen?« fragte Jacob Todd bestürzt.
    »Sagen wir, sie sind kein Geheimnis, mein Freund.«
    »Ich fürchte, es besteht nicht die geringste Hoffnung, daß sie meine Werbung eines Tages annimmt…«
    »Das fürchte ich auch.«
    »Würden Sie mir den ungeheuren Gefallen tun, sich für mich zu verwenden, Kapitän? Wenn Miss Rose mich nur einmal empfangen wollte, würde ich ihr erklären können …«
    »Verlangen Sie nicht von mir, den Kuppler zu spielen, Todd. Wenn Rose Ihre Gefühle erwiderte, würden Sie das längst wissen. Meine Schwester ist nicht schüchtern, das kann ich Ihnen versichern. Ich wiederhole, Mann, Sie müssen raus aus diesem verfluchten Hafen, das ist das einzige, was Ihnen übrigbleibt, hier werden Sie schließlich als Bettler herumtrotten. Mein Schiff legt in drei Tagen ab Richtung Hongkong und von da nach England. Die Überfahrt wird lang werden, aber Sie haben ja keine Eile. Frische Luft und harte Arbeit sind unfehlbare Mittel gegen den Blödsinn Liebe. Das sage ich Ihnen, der sich in jedem Hafen verliebt und auf See sofort wieder gesund wird.«
    »Ich habe kein Geld für die Passage.«
    »Sie werden als Seemann arbeiten müssen und abends mit mir Karten spielen. Wenn Sie die Falschspielertricks nicht vergessen haben, die Sie so gut beherrschten, als ich Sie vor drei Jahren nach Chile brachte, werden Sie mich unterwegs todsicher bis aufs Hemd ausplündern.«
    Drei Tage später ging Todd an Bord, erheblich ärmer als bei seiner Ankunft. Der einzige, der ihn zum Kai begleitete, war Joaquín Andieta. Der düster blickende junge Mann hatte im Kontor um die Erlaubnis gebeten, sich für eine Stunde entfernen zu dürfen. Er verabschiedete sich mit einem festen Händedruck von Todd.
    »Wir werden uns Wiedersehen, mein Freund«, sagte der Engländer.
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete der Chilene, der eine klarere Witterung für das Schicksal hatte.

Die Bewerber
    Zwei Jahre nach Jacob Todds Abreise vollzog sich die endgültige Metamorphose der Eliza Sommers. Aus dem eckigen Grashüpfer, der sie in der Kindheit gewesen war, verwandelte sie sich in ein junges Mädchen mit sanften Formen und lieblichen Gesichtszügen. Unter Miss Roses Aufsicht verbrachte sie die unangenehmen Jahre der Pubertät ein Buch auf dem Kopf balancierend und am Klavier Etüden übend, während sie gleichzeitig die heimischen Kräuter in Mama Fresias Garten pflegte und die alten Heilmittel gegen bekannte und andere noch unbekannte Leiden lernte; dazu gehörten Senfsamen für die Gelassenheit gegenüber den täglichen Ärgernissen, Hortensienblätter, um eitrige Geschwüre reif zu machen und das Lachen zurückzubringen, Veilchen, um die Einsamkeit zu ertragen, und Verbene, die Miss Rose ihrer Seife beimengte, denn diese edle Pflanze kuriert die Anfälle von schlechter Laune. Miss Rose gelang es nicht, den Hang ihres Schützlings zu Küche und Kochkunst zu unterbinden, und schließlich fand sie sich damit ab, daß Eliza kostbare Stunden zwischen Mama Fresias schwarzen Töpfen vergeudete. Sie betrachtete kulinarische Kenntnisse lediglich als schmückendes Beiwerk in der Erziehung eines jungen Mädchens, weil sie ihr ermöglichten, den Dienstboten Befehle zu erteilen, so wie sie es tat, aber diese Fähigkeit war denn doch weit entfernt von dem ungenierten Umgang mit schmutzigen Pfannen und Tiegeln. Eine Dame durfte nicht nach Zwiebeln und Knoblauch riechen, aber Eliza zog die Praxis der Theorie vor, und so graste sie die befreundeten Haushalte ab auf der Suche nach neuen Rezepten, die sie sich in ein Heft schrieb und dann in ihrer Küche verbesserte. Sie konnte ganze Tage damit verbringen, Gewürze und Nüsse für Kuchen oder Mais für die beliebten Pasteten zu mahlen, Tauben zum Marinieren auszunehmen und Obst zum Einmachen zu schälen oder zu entsteinen. Mit vierzehn hatte sie Miss Rose bei ihrer bescheidenen

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