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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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würde der neue Pastor sich allmählich wieder beruhigen, aber als er zwei Wochen später nach Valparaíso zurückkam, mußte er feststellen, daß der die Angelegenheit noch keineswegs vergessen hatte. Eine Zeitlang fand Todd immer neue Vorwände, dem Mann aus dem Weg zu gehen, aber schließlich mußte er sich doch einem Buchprüfer und danach einer Kommission der anglikanischen Kirche stellen. Er verwickelte sich in Erklärungen, die immer phantastischer wurden, während die Zahlen den began– genen Unterschlag sonnenklar bewiesen. Er gab das Geld zurück, soviel davon noch auf seinem Konto war, aber sein Ruf erlitt einen irreparablen Schaden. Aus war es für ihn mit den musikalischen Gesellschaften im Haus der Sommers, und niemand in der Ausländerkolonie lud ihn jemals wieder ein, und auf der Straße wurde er übersehen. Die Nachricht von dem Betrug erreichte auch seine chilenischen Freunde, die ihm diskret, aber fest zu verstehen gaben, daß er besser nicht mehr im Club de la Unión erscheine, wenn er sich die Schande ersparen wolle, hinausgeworfen zu werden.
    Bei Kricketpartien war er künftig ebensowenig er– wünscht wie an der Bar des Hotel Inglés, und bald war er von allen verlassen, denn selbst seine intellektuellen Freunde kehrten ihm den Rücken. Und die Familie del Valle schnitt ihn einhellig, außer Paulina, mit der er gelegentlich Briefe wechselte.
    Paulina hatte oben im Norden ihren ersten Sohn zur Welt gebracht, und ihren Briefen nach war sie sehr zufrieden mit ihrem Leben als Ehefrau. Feliciano Rodríguez de Santa Cruz, der von Tag zu Tag reicher wurde, wie die Leute sagten, erwies sich als ein ungewöhnlicher Ehemann. Er war überzeugt, die Kühnheit, mit der Paulina aus dem Kloster geflohen war und ihre Familie unter Druck gesetzt hatte, um ihn heiraten zu können, sollte sich nicht in häuslichen Aufgaben erschöpfen, sondern zu ihrer beider Wohl genutzt werden. Seine Frau, als junge Dame erzogen, konnte nicht sonderlich gut lesen und rechnen, hatte aber eine echte Leidenschaft für geschäftliche Dinge entwickelt. Anfangs war Feliciano noch verwundert gewesen, mit welchem Interesse sie nach Einzelheiten beim Abbau und Transport der Mineralien fragte ebenso wie nach dem Auf und Ab der Handelsbörse, aber bald lernte er ihre außerordentliche Intuition schätzen. Im siebenten Monat ihrer Ehe erzielte er einen beträchtlichen Gewinn durch Spekulieren mit Zucker, wozu sie ihm geraten hatte. Dankbar schenkte er ihr ein in Peru gearbeitetes silbernes Teeservice, das neunzehn Kilo wog. Paulina, die sich mit dem schweren Brocken, ihrem ersten Sohn, im Leib kaum bewegen konnte, wies das Geschenk zurück, ohne den Blick von den Strümpfchen zu heben, die sie gerade strickte.
    »Ich möchte lieber, daß du auf einer Londoner Bank ein Konto auf meinen Namen eröffnest und von jetzt an zwanzig Prozent dahin überweist von allen Einnahmen, die ich für dich erziele.«
    »Wozu? Gebe ich dir nicht alles, was du wünschst, und noch viel mehr?« fragte Feliciano gekränkt.
    »Das Leben ist lang und voller Überraschungen. Ich will niemals eine arme Witwe sein, noch dazu mit Kindern«, erklärte sie und strich sich über den Bauch.
    Feliciano ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu, aber sein angeborener Sinn für Gerechtigkeit war stärker als der Ärger des verstimmten Ehemanns. Außerdem wären diese zwanzig Prozent ein mächtiger Anreiz für Paulina, entschied er. Er tat, worum sie ihn gebeten hatte, obwohl er noch nie von einer verheirateten Frau mit eigenem Geld gehört hatte. Wenn eine Ehefrau ohne die Erlaubnis ihres Mannes nicht allein verreisen, Dokumente unterschreiben, das Recht anrufen, etwas kaufen oder verkaufen durfte, konnte sie schon gar nicht über ein eigenes Bankkonto verfügen und es nach ihrem Belieben verwenden. Wie sollte man das der Bank und den Teilhabern erklären?
    »Kommen Sie mit zu uns in den Norden, die Zukunft liegt in den Minen, und dort können Sie neu anfangen«, schlug Paulina Jacob Todd vor, als sie bei einem ihrer kurzen Besuche in Valparaíso erfuhr, daß er in Ungnade gefallen war.
    »Was könnte ich da schon tun, verehrte Freundin?« murmelte er.
    »Ihre Bibeln verkaufen«, spöttelte Paulina, aber dann war sie doch gerührt von der abgrundtiefen Traurigkeit, mit der er sie ansah, und bot ihm augenblicklich ihr Haus, ihre Freundschaft und Arbeit in den Unternehmungen ihres Mannes an.
    Aber Todd war von seinem Pech und der öffentlichen Schande so entmutigt, daß

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