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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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ward, so erschien er ihm stark verändert, das Gesicht abgemagert, die hohe Gestalt gebeugt, die Bewegungen schwerfällig.
    »Monsieur de La Boétie«, fiel ihm Siorac ins Wort, »verzei het , daß ich Euch unterbreche. Doch mein Bruder muß das Zimmer hüten, da sein Bein ihm sehr zu schaffen macht. Wenn Ihr beliebet, so wollen wir zu ihm in den Turm hinaufsteigen; denn er wäre untröstlich, Euern Bericht nicht zu hören.«
    Der Turm, von welchem hier die Rede, ist der Ostturm. Darin befindet sich unten die Burgkapelle und im ersten Geschoß die Schlafkammer Sauveterres, wohin man über einen angebauten kleinen Treppenturm gelangt. Neben der Schlafkammer ist ein kleines Kabinett gelegen, wo sich unser Mitlehnsherr gern aufhält, denn der Kamin darinnen zieht kräftig und das Fenster gewährt einen guten Blick auf den Hof, so daß er das Treiben des Gesindes ständig im Auge hat.
    »Nichts Ernstes, Herr Leutnant«, sprach Sauveterre, dabei jedoch das Gesicht verziehend und ohne sich aus seinem Lehnstuhl zu erheben, »nur ein Krampf, welcher mir das Bein ein-, zweimal im Monat ersteifen läßt, aber morgen schon vergangen sein wird.«
    »Das wünsche ich Euch von Herzen«, erwiderte La Boétie, sich mit einem Seufzer setzend. »Mir selbst schmerzen die Schenkel gar arg von diesem weiten Ritt, welcher mir nur Ungelegenheiten gebracht, denn just als ich am Hofe anlangte, begab sich selbiger auf Reisen. Trotz seines bedauernswerten Zustandes hielt es den König nicht mehr am Ort. Man hätte vermeinen können, er spüre den Tod schon nahen und suche ihm zu entkommen, so hastig eilte er von Schloß zu Schloß: zuerst von Saint-Germain nach La Muette, von dort nach Villepreuxlès-Clayes, alsdann nach Dampierre, Limours, Rochefort-en-Yvelines …Und ich immer hinterdrein, ohne daß sich eine Gelegenheit bot, mich dem König zu nähern; dafür stiegen um so mehr die Kosten für die Unterbringung meiner Begleitung, denn die Herbergswirte der königlichen Residenzen sind die größten Gauner von ganz Frankreich und verlangen bis zu zwei Sols pro Tag für das Futter eines einzigen Pferdes. Und obendrein machten sie sich noch lustig über die Sprache meiner Leute, die gewißlich der ihren ebenbürtig ist.«
    »In der Tat! Sie ist viel reiner«, fügte Sauveterre hinzu.
    »In Rochefort-en-Yvelines schöpfte ich neue Hoffnung, denn der König fühlte sich besser, stieg auf sein Roß und ging drei Tage hintereinander auf die Jagd. Danach aß und trank er nach alter Gewohnheit ganz übermäßig.«
    »Mit einem Geschwür am Perineum aufs Pferd steigen!« warf Siorac ein, »welch große Torheit!«
    »Vielleicht«, so sprach La Boétie mit einiger Unbedarftheit, »hoffte der König, daß es auf diese Weise aufbrechen möge. Doch nach diesen drei Tagen ging es dem König schlechter und schlechter; vom alltägigen Fieber geplagt, beschloß er, sich nach Rambouillet zu begeben, um dort, wie er sagte – wiederum versuchend, sich seinen Zustand nicht einzugestehen –, ›Freude auf der Hatz und der Beizjagd zu finden‹. Am 21sten März ward ich endlich auf Schloß Rambouillet vorgelassen, doch nur, um zu erfahren, daß der König sich einer Operation unterzog. Hiernach verfiel er in einen langen Todeskampf. Am 30sten März bat ihn der Dauphin um seinen Segen, und während der König ihn segnete, sank der Dauphin ohnmächtig in seine Arme, und der König hielt ihn fest umklammert, als wäre sein Sohn das Leben selbst, das ihm entschwände, wenn er ihn losließe.
    Schließlich ward Dauphin Heinrich in das Zimmer seiner Gemahlin gebracht, wo er sich in Stiefeln auf das Bett warf, halb von Sinnen vor Schmerz. Als Katharina von Medici ihren Gemahl in einem solchen Zustand sah, sank sie unter Tränen und Wehklagen zu Boden. Franz von Guise würdigte sie kaum eines Blickes, ebensowenig seinen künftigen König; stolz und hoch aufgerichtet, ging er lauten Schrittes im Zimmer auf und ab. Diane von Poitiers 1 saß aufrecht in einem Sessel, ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen. Schließlich blieb derGuise vor ihr stehen und sprach, mit der Hand in die Richtung des königlichen Gemaches deutend, in verächtlichem Ton: ›Nun geht’s zu Ende mit dem Galan.‹«
    »Habt Ihr diese unglaublichen Worte aus verläßlicher Quelle, Monsieur de La Boétie?« fragte Siorac. »Eine solch schändliche Dreistigkeit gegenüber seinem im Sterben liegenden Herrn ist schier unvorstellbar!«
    »Sie stammen aus sicherer Quelle«, erwiderte La Boétie leicht

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