Fotostudio Plange I (German Edition)
du
offiziell da noch nicht rein darfst, das ist zwar ein Grund, aber noch lange
kein Hindernis! Hatte mich damals auch nicht abgehalten. Ich war mit 16 schon
in der Bahnhofsbuchhandlung hinter dem Vorhang, wo die einschlägige Literatur
steht.“
„Ich ja auch schon!“ Erwischt!
„Und wer sich schon auf Klappen rumtreiben kann, der kann
auch in einen Sexshop gehen, oder?“
Er wurde leicht verlegen. „Theoretisch ja, aber praktisch
eher nicht!“
„Wie das?“
„Der Laden am Bahnhof ist mir zu schmuddelig. Der Alte,
der da bedient, sah aus, als ob er gleich über mich herfallen wollte, als ich
da mal drinnen war. Der schwule Shop in der Hamburger Straße hat so unmögliche
Öffnungszeiten, dass das von der Zeit her nicht klappt. Bliebe ja noch die
Kette in der Augustusstraße, aber da geht es auch nicht! Da arbeitet nämlich
die Mutter von Florian und die kennt mich, seit ich sechs bin! Ist in unserem
Städtchen ist das leider nicht möglich!“
„Wenn das so ist, dann hast du recht! Aber was für einen
hättest du denn gerne? Leder oder Metall? Schmal oder breit? Nur um den Schwanz
oder soll der Sack gleich mit rein?“
„Gibt es denn soviel Auswahl?“
„Ja, für jeden Geschmack etwas! Ich würde sagen, wir
schauen gleich mal im Internet nach, was dir am besten gefällt und die Größe
müssen wir ja auch wissen! Der Ring soll ja passen und nicht schlackern und
abfallen! Aber das eines klar ist! Der wird nicht zur Schule angelegt! Du
sollst dich ja konzentrieren!“
Er zog einen Flunsch, wahrscheinlich würde er ihn doch ab
und an tragen, aber solange seine Noten im grünen Bereich bleiben würden,
sollte es mir egal sein. Er hätte sich auch ja auch was viel Schlimmeres
wünschen können! Ob ich einem Piercing oder gar einem Tattoo zugestimmt hätte,
weiß ich nicht. Ein Cockring ist doch im Vergleich dazu harmlos!
Am Mittwochmorgen folgte dann der Besuch bei Doktor
Borgmann zwecks Kontrolle der Übeltäter. Rüdiger, so heißt der gute Arzt mit
Vornamen, rief mich nachmittags im Laden an und gab – Gott sei Dank – die
erhoffte Entwarnung. Ärzte arbeiten auch an Mittwochnachmittagen, jedenfalls
für Privatpatienten.
Mir kam eine Idee! Es wäre eigentlich eine gute
Gelegenheit für eine Überraschungsparty für meinen Kleinen. Ihn würde ich über
das Ergebnis zwar erst morgen informieren, aber das würde mir einen enormen
Zeitvorteil verschaffen. Ich rief zur erst bei Familie Münster an und hatte
Clemens am Apparat. „Stefan! Was macht die Kunst? Wie geht es Marvin?“
„Dem geht es wieder besser! Der Arzt hat gerade
Entwarnung geben.“
„Jaja, so ein Magen-Darm-Virus kann tückisch sein!“ Das
war die offizielle Version, die wir verbreitet hatten.
„Du sagst es, Clemens. Aber eigentlich wollte ich eher
mit deinem Sohn sprechen.“
„Und was willst du denn von meinem Kleinen?“
„Benny soll mir helfen, eine Überraschungsparty für
Marvin zu organisieren. Der wollte ja wegen der lästigen Angelegenheit keine
Leute um sich haben, aber da er nun darf, …“
„Ich verstehe! Dann gib ich dich mal an Benjamin weiter!“
Mit dem Torwart der Wasserballmannschaft besprach ich die
ersten Einzelheiten. Er sollte Marvins Mannschaftskameraden über die doch
stattfindende Feier informieren, allerdings unter dem Siegel der größten Verschwiegenheit,
den Marvin würde ab morgen wieder am Training teilnehmen. Er versprach, sein
Bestes zu tun. Ebenso reagierte Florian, der für Schulfreunde verantwortlich
zeichnete.
Als Marvin am Donnerstag aus der Schule kam, teilte ich
ihm das Ergebnis des Arztes mit. Er war einerseits froh und erleichtert über
das positive Resultat, aber auch andererseits etwas geknickt, würde seine Fete
doch jetzt ins Wasser fallen. Wegen seiner Unpässlichkeit hätte er jedem
gesagt, er würde nicht feiern. Ich versuchte, ihn zu trösten. Aber das größte
Problem, das ich dabei hatte, war selbst dabei ernst zu bleiben und den Schein
zu wahren.
Am Freitag gab mir Florian die Teilnehmer aus der Schule
durch, insgesamt knapp 15 Leute. Die Musik würde ein Jan übernehmen, der würde
seine eigene Anlage mitbringen. Treffpunkt wäre um Viertel vor acht bei ihm,
man wolle dann zu uns zu Fuß gehen. Benjamin besuchte mich im Laden, die
gesamte Mannschaft samt Trainer würde kommen. Igor würde das Grillen übernehmen
und ein gewisser Jonas, Sohn eines Bäckers, würde für das
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