Fotostudio Plange I (German Edition)
den Einzug des Brautpaares
in den Festsaal zu dokumentieren. Nach dem Essen machte ich dann die
offiziellen Bilder der Anwesenden, während Marvin wieder auf Schnappschusstour
ging. Während er keinerlei Probleme hatte, Bild um Bild in den Speicher zu
kriegen, zog es sich bei mir wie Kaugummi. Aus den kalkulierten zwei Stunden
wurden mehr als drei. Nur mit Mühe und Not schaffte ich es, die Kamera auf der
Aussichtsplattform aufzubauen, denn um Mitternacht sollte das Feuerwerk für das
junge Paar in die Luft gehen.
Als wir nach der Feuerwerksmusik von Händel die
Ausrüstung einpackten, war ich fertig wie 1000 Russen: Kreativität ist
anstrengender, als man hinlänglich denkt. Henrik kam, als alles verstaut war,
und lud uns noch zu einem Absacker ein. Obwohl ich eigentlich lieber schlafen
wollte, stimmte ich zu, denn das gehört zum guten Ton und seine Aufträge waren
immer lukrativ.
„Na, Marvin, kommen sie noch mit uns Alten mit oder
wollen sie sich unter das Jungvolk da drüben mischen?“ Er deutete auf eine
Ansammlung jüngerer Gäste, unter ihnen erkannte ich Gero.
„Wenn ich darf, komm ich gerne mit!“
„Natürlich dürfen sie, sonst hätte ich ja nicht gefragt!“
Er drehte sich um und ging in Richtung Festsaal.
Ich wandte mich an den Kleinen. „Kein Chillen mit Gero?“
„Nein! Der Kerl quatscht anscheinend lieber mit der
Blonden, die jetzt neben ihm steht! Der Arsch hat mich den ganzen Abend keines
Blickes gewürdigt, der kann mich mal! Scheint auch ne totale Hete zu sein!“ Ich
grinste und umarmte ihn. Gemeinsam folgten wir Henrik in Richtung
Flüssigkeitsaufnahme. Es wurden noch zwei ziemlich lustige Stunden an der Bar.
Nach einem späten Frühstück fuhren wir gemütlich los. Es
waren anscheinend doch ein oder zwei Bier zu viel, die der Kleine gestern
konsumiert hatte. Er schlief auf dem Beifahrersitz ein, ehe wir die Autobahn
erreicht hatten. Die Fahrt verschlief er fast komplett. Irgendwann wurde er
wach. „Sind wir schon da?“ Der Standardsatz von kleinen Kindern beim
Autofahren, auch wenn sie fast 17 sind!
„Nein, mein Engel, wir sind gerade von der Autobahn
abgefahren. Zehn Minuten noch und du kannst im eigenen Bett schlafen!“
„Hab ich geschnarcht?“
„Nein! Nur die letzen Bäume in der Sahara gefällt. Mehr
nicht!“
„Dann geht es ja!“ Anscheinend hatte er seinen Humor
wieder gefunden.
„Aber nun sag mir mal, wie du es Samstag machen möchtest?
Willst du nun feiern oder nicht?“
„Ich weiß es echt noch nicht! Wenn der Onkel Doktor
Entwarnung gibt, dann vielleicht, aber dann wird es wahrscheinlich auch schon
zu spät sein, um noch was Vernünftiges auf die Beine zu stellen. Wenn ich
weiterhin die Tabletten nehmen muss, macht eine Fete keinen Sinn. Also feier
ich nicht, ist zwar schade, aber nicht mehr zu ändern!“
„Das ist dein letztes Wort?“
„Ja!“ Kann die Jugend resolut sein!
„Gut! Aber als schwuler Onkel lasse ich es mir nicht
nehmen, mit meinem schwulen Neffen doch an dessen Geburtstag was zu
unternehmen! Dann gehen wir zwei beide halt allein bei Costas essen, wird auch
billiger! Keine Widerrede, das ist jetzt beschlossen!“ Auch ich kann energisch
sein!
„Aber dann ziehst du dir das kleine Schwarze an!“ Woher
konnte er so tuntig sein?
„Natürlich, was dachtest du denn? Aber du trägst dann das
rosafarbene Paillettenkleid, my Darling!“ Wir lachten beide.
„Aber rumtucken müssen wir da nicht, oder?“
„Nein, außerdem krieg ich immer Halsschmerzen, wenn ich
länger im Falsett sprechen muss. Aber was wünschst du dir eigentlich zum
Geburtstag?“ Sein Geschenk hatte ich zwar schon längst organisiert, aber der
Auftrag war so gut gelaufen, also konnte man ihm einen Sonderwunsch erfüllen,
so er denn einen hätte.
„Eigentlich habe ich ja alles, was ich brauche! Aber da
gibt es doch was, was ich gerne hätte und mir nicht selber kaufen kann!“
„Und was kannst du dir mir Geld nicht kaufen?“
„Was ich mir mal von dir ausgeborgt habe! Du weißt schon,
was ich meine. Das Teil, das ich im Schreibtisch gefunden hatte!“
„Den Cockring?“
„Ja, genau!“
„Und wieso nicht? Rein in einen Shop und Geld auf den
Tisch und mit Ware wieder raus.“
„Da darf ich doch noch nicht rein!“
„Äh, du warst noch nie in einem Sexshop? Wem willst du
das denn erzählen? Du siehst doch nicht aus wie ein Milchbubi! Auch wenn
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