Fotostudio Plange I (German Edition)
nach halb verließen wir das Lokal und machten uns
auf den Heimweg. Als ich um Viertel vor die Haustür aufschloss, war alles so
wie immer, es herrschte vollkommene Ruhe. In der Wohnung legten wir ab, ich
ging in die Küche und öffnete in den Kühlschrank. „Mist!“
„Was ist denn?“
„Ich hab vergessen, noch einen Sekt kaltzustellen. Warm
mag ich ihn nicht! Aber im Kühlschrank im Partykeller unten müsste noch eine
Flasche liegen. Bist du so nett und holst ihn rauf. Ich kümmer mich derweil um
die Gläser und die Knabbereien.“
„Du wirst alt, Onkelchen! Aber ich geh ja schon, du musst
dich ja schonen für Berlin. Bin in drei Minuten wieder da!“ Pfeifend verließ er
die Wohnung und ging in den Keller. In sicherem Abstand folgte ich ihm.
Er hatte gerade die Tür zum Partykeller geöffnet, als aus
über 30 Kehlen erst das Wort „Überraschung!“ ertönte und dann das „Happy
Birthday“ intoniert wurde, zwar reichlich schief, aber immerhin. Er starrte
erst in den Raum, ich tippte ihm auf die Schulter, er drehte sich zu mir um.
„Was ist das denn?“
„Das sind, glaube ich, deine Freunde, und die wollen dir
wohl gratulieren!“
„Aber ich wollte doch nicht feiern!“
„Stimmt! Du wolltest nicht! Aber ich wollte und deine
Freunde sind anscheinend wohl auch nicht abgeneigt! Meinst du wirklich, ich
würde meinen Lieblingsneffen ohne eine richtige Feier in sein neues Lebensjahr
gehen lassen? Für wen hältst du mich denn?“
„Für den besten Onkel der Welt! Danke!“ Er gab mir einen
Kuss auf die Wange und stürzte sich dann ins Getümmel zu seinen Freunden.
Ben kam auf mich zu, gab mir mit einem breiten Grinsen
ein Bier und meine Schlüssel wieder. „Alles klar! Ich hab den Leuten schon die
Regeln hier mitgeteilt! Wir wollen ja mit unserem Ehrenmitglied keinen Ärger
kriegen.“
Ich begrüßte diejenigen, die ich schon kannte, und
schüttelte einige Hände, deren Inhaber mir bisher unbekannt waren. Das müssten
wohl die Leute aus der Schule sein. Man hatte den Weg zum Hof, der wieder als
Grillplatz genutzt wurde, mit einer blauen Lichtschlange markiert. Ich folgte
dem Pfad nach oben. Auf der Terrasse sah ich Igor, der mit zwei Elektrogrills
gleichzeitig beschäftigt war. Er sah leicht gestresst aus.
„Na du! Schwer beschäftigt?“
Er blickte mich an und grinste. „Haha! 30 hungrige Mäuler
wollen gleichzeitig ihre Würstchen! Da möchte ich dich mal sehen! Aber erst
einmal einen wunderschönen Guten! Ist dir jemand gefolgt?“
Ich blickte mich um und sah niemanden. „Nein!“
„Na dann komm mal her!“
Ich ging auf ihn zu und wir küssten uns. Seine Zunge
begehrte Einlass. Irgendjemand rief, am Keller Eingang stehend, nach Igor und
den Würstchen. „Fünf Minuten noch!“
„Ist ja wirklich eine Menge zu tun! Ich danke dir erst
mal, dass du Samstagsabends die Rolle des Grillmeisters übernommen hast.“
„Wo sollte ich auch anders sein?“ In seiner Stimme lag
eine gewisse Resignation.
„Wenn du mich fragst, ich würde lieber bei meinem
Liebsten in romantischer Zweisamkeit weilen, als hier 30 hungrige Mäuler zu
stopfen.“ Ich grinste.
„Aber dazu bräuchte ich erst einen Liebsten!“
„Ah? Ist dein Freund denn schon in Amiland? Der wollte
doch erst im nächsten Jahr rüber, wenn ich mich recht erinnere, oder?“
„Stimmt! Patrick ist zwar noch in Deutschland, aber nicht
mehr bei mir!“
„Was ist denn passiert?“
„Werde ich dir gleich erzählen! Lass mich erst die
Würstchen fertigmachen und dann reinbringen. Ist ne längere Geschichte! Ich
hoffe, du hast Zeit?“
„Für dich doch immer! Bringst du mir dann noch ein Bier
mit?“
„Alles klar!“ Er nahm den Teller mit den Würsten und
verschwand im Keller. Während ich wartete, genehmigte ich mir ein
Lungenbrötchen. Es dauerte fast zehn Minuten, bis er wieder kam. Er reichte mir
mein Bier, sich selber hatte er auch eins mitgebracht. Er legte das nächste
Bratgut auf den Grill, ehe wir anstießen.
„Also, Igor, was ist los?“
„Tja, Patrick hat das Video auf meinem Rechner entdeckt.“
„Welches Video?“ Ich wusste im Moment nicht, was er
meinte.
„Das, wo ich bei dir in der Badewanne liege und …“
„Okay, das meinst du! Was soll so schlimm daran sein? Er
weißt doch, dass du darauf stehst!“
„Er weiß es zwar, aber das ist es nicht! Er dachte erst,
ich hätte es in
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