Fotostudio Plange I (German Edition)
einem Stativ aufgenommen, aber dann entdeckte er den Schwenk
und wusste, dass ich bei der Aufnahme nicht alleine war!“
„Und?“ Ich suche gerade das Problem!
„Es geht nicht um das Video an sich, sondern darum, dass
mich jemand Drittes dabei gefilmt hat. Darum, dass mich ein anderer dabei
gesehen hat! Als ich ihm sagte, es ist während eines Shootings speziell für ihn
und nur aus einer Laune heraus entstanden sei, hat ihn das nicht beruhigt. Er …
er ist regelrecht ausgeflippt!“
„Bitte?“ Was war das denn?
„Ich sage dir, Stefan, er ist regelrecht ausgerastet. Er
meint tatsächlich, wenn ich mich vor jemand anderem ausziehe als vor ihm, würde
ich ihn betrügen, jedenfalls aus seiner Sicht. Die Motivation hierzu sei
unerheblich. Wenn ich mich vor einem international bekannten Fotografen nackt
und in Posen zeige, könnte ich ebenso gut irgendwo als Go-go-Tänzer auftreten
und mich gegen Geld begrapschen lassen!“
„Aber du strippst doch! Oder wie soll ich jetzt die
Polizeiuniform verstehen?“
„Dass ich bei der Agentur bin, weiß er ja noch gar nicht.
Das hab ich ja auch nur für ihn gemacht! Durch die Auftritte wollte ich ja eigentlich
nur die Flüge zu ihm finanzieren, mehr nicht! Er wirft mir ja jetzt schon
Betrug vor, wenn ich mich nur fotografieren lasse! Was wird er erst machen,
wenn er erfährt, dass ich mich für ihn ausziehe? Mich umbringen?“
Ich nahm ihn in die Arme und streichelte über seinen
Kopf. „Dein Patrick ist der größte Idiot auf Gottes Erden! Anstatt sich
glücklich zu schätzen, das ist dich gibt, stößt er sein Glück mit Füßen! Du
willst ihm ja nur nahe sein! Nicht mehr und nicht weniger! Soll ich mal mit ihm
reden? Vielleicht hilft das?“
„Lass es besser! Mittlerweile glaube ich, seine
Eifersucht wird ihn eines Tages noch umbringen! Ich brauch noch was zu trinken?
Noch ein Bier?“
„Gerne! Mit dir immer!“
„Moment!“ Er nahm die nächste Ladung Würstchen und
brachte sie zu den Feiernden. Mit leerem Teller und zwei Flachen
Gerstenkaltschale kam er wieder zurück. „Stefan, mal kurz eine Frage! Was würde
Marvin sagen, wenn du einen Logiergast heute Nacht hättest? Ich würde mir gerne
mal die gesamte Scheiße von der Seele reden. Wenn ich dich dazu als seelische
Müllhalde missbrauchen darf, wäre ich echt glücklich!“
War das ein Angebot? Ich überlegte, kratzte mich am Kinn.
„Tja, Marvin …“
Aus dem Kellereingang drang eine Stimme zu uns. „Marvin
sagt, wenn ihr etwas Ernsthaftes zu besprechen habt, dann macht das bitte oben
und nicht hier unten, denn hier wird gefeiert. Hier ist kein Platz für Trauer
und Trübsal. Wir schaffen das hier unten alleine, also ab mit euch!“ Marvin
hatte gesprochen. Was hatte er mitbekommen?
Tja, lieber Leser, das war Marvins Geburtstag, jedenfalls
den Teil, den ich mitbekommen hatte. Was würde passieren? Wie würde er auf (m)einen
möglichen Gast reagieren? Aber das interessiert ja wohl keinen, oder irre ich
mich da? *fg
Badezimmerspiele
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, wie Marvin uns, Igor
und mich, am Grill überrascht hatte. Ich wusste nicht, was er alles mitbekommen
hatte, aber ich war ehrlich froh, durch seinen Einwurf um eine Antwort herum
gekommen zu sein. Dem Deutschrussen erschien es ähnlich zu gehen. „Aber ich
darf doch noch für mein Essen sorgen? Ich hab bis jetzt ja noch nichts
abgekriegt, da drinnen ist nämlich eine ziemlich hungrige Meute!“
„Das geht gerade noch! Wer jetzt noch was zum Beißen
haben will, soll sich selber was auf den Grill schmeißen.“
„Wie du willst, Marvin, ich werd dann gleich ausmachen.
Soll ich dir auch noch was auf den Grill schmeißen, Stefan?“
„Danke nein! Ich krieg keinen Bissen mehr herunter, wir
waren ja vorher beim Griechen und da gibt es immer reichlich. Aber ich besorge
dir erst einmal einen Teller und ne Portion Krautsalat.“ Zusammen mit Marvin
ging ich zurück in Richtung Partykeller zum Buffettisch.
„Was hat Igor denn?“ Er hatte den ersten Teil der
Unterhaltung wohl doch nicht mitbekommen.
„Probleme, die jeder haben kann! Er ist verlassen
worden.“
„Aha! Aber wieso wendet er sich an dich, wenn ihm seine
Freundin den Laufpass gegeben hat? Du bist doch … Du hast doch von Frauen
soviel Ahnung wie eine Ameise von der Relativitätstheorie!“
„Wenn es um das Verlassen geht, mein Lieber, dann ist es
egal, wer dich verlässt, ob
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