Fotostudio Plange I (German Edition)
bleibt.
„Alles klar! Das wäre dann auch geklärt. Und du bist dir
sicher, dass wir mit 500 hinkommen?“ Ich war mir immer noch unsicher.
„Bestimmt!“ Seine Zuversicht hätte ich gerne.
„Na, dann lasst uns jetzt austrinken und zu mir fahren.“ Beide
nickten und ich wandte mich Jörg. „Machst du uns mal die Rechnung?“Er nickte
und kassierte ab. Die beiden hatten jeder nur eine Cola gehabt, meine zwei
Biere waren teurer.
Wir tranken aus und die beiden fuhren hinter mir her. In
der Ludwigstraße machte sich Gürkan Notizen und nahm Maß. Es sah ziemlich
professionell aus, was er da tat. Servet stand still in der Ecke und schaute
zu.
„Du bist doch Fotograf, oder?“ Servet konnte tatsächlich
sprechen! Ich dachte schon, er wäre stumm.
„Bin ich!“
„Und du machst Bilder?“ Er klang leicht ängstlich.
„Das ist mein Job!“ Ich zwinkerte ihn an.
„Auch von uns?“ Seine Stimme war kaum zu hören.
Ich grinste. „Ihr wollt Bilder von euch?“
„Gerne!“ Beide nickten.
„Wenn’s mehr nicht ist! Das kriegen wir hin! Die gehen
dann aber auf mich!“ Die beiden sahen echt süß aus. Wenn sie schon für einen
Hungerlohn arbeiten wollten, könnte ich ihnen die Bilder auch umsonst machen.
Ich hatte mir gerade ein Glas Rotwein eingeschüttet und
es mir vor dem Fernseher gemütlich gemacht, als Marvin zur Tür hereinkam. Er
lugte ins Wohnzimmer. „Na! Noch wach?“
„Yepp, wieso sollte ich schlafen?“
„Nur so! Du?“ Er klang so, als ob er was wollte.
„Was ist?“
„Ich wollte fragen, ob …“
„Wenn du ein Glas Wein haben möchtest, kein Thema, hol
dir einfach ein Glas und setz dich.“
„Das wollte ich zwar eigentlich nicht, aber trotzdem
Danke.“ Er ging an den Schrank, kam mit einem Weinglas wieder und setzte sich
neben mich.
Ich schüttelte ihm ein. „Und was wolltest du
uneigentlich?“
„Florian feiert ja morgen seinen Geburtstag nach.
Könntest du uns eventuell abholen? Hin ist ja kein Problem, Henriks Mutter
fährt uns, aber die ist ja mehr oder minder fast nachtblind und fährt so spät
nicht gern.“ Himmel! Die gute Frau Schuster!
Ich sollte also wieder mal Taxi spielen, eines der Nachteile
als Erziehungsberechtigter. Florian wohnte mit seinen Eltern in einem der
Vororte auf einem Bauernhof, ziemlich abgelegen von jeglicher Zivilisation. Der
Fußweg von dort bis zur nächsten Nachtbushaltestelle würde selbst bei strammem
Tempo mindestens eine halbe Stunde dauern. „Alles klar. Ich bleibe dann halt
wach! Aber du musst mir auch einen Gefallen tun.“
Er trank einen Schluck. „Welchen denn?“
„Du müsstest morgen früh den Laden für mich übernehmen.“
Sein Gesichtsausdruck sprach Bände.
„Wo bist du denn? Hast du einen Außentermin?“
„Nein! Aber wir haben die Handwerker im Haus und da muss
ich noch einiges erledigen.“
„Äh?“ Er war erstaunt.
Ich erklärte ihm, dass ich das Büro in den ungenutzten
Teil des Lagers verlagern wollte und von dem Angebot der beiden Trockenbauer,
die ich heute kennengelernt hatte.
„Wieso soll das Büro nach unten? Will Igor hier
einziehen?“ Er blickte mir direkt in die Augen.
Was sollte ich machen? Ich war etwas ratlos. „Was wäre,
wenn es so wäre?“
„Nichts! Es freut mich, dass wenigstens einer von uns
Erfolg bei Männern hat. Bei mir scheint das ja nie zu klappen!“ Ich nahm ihn in
den Arm und drückte ihn an mich, ehe er wieder in Depressionen verfiel.
„Ich hab ein gutes Gefühl, was Igor und mich betrifft!“
„Aber willst du deinen Geliebten wirklich in das kleine
Büro abschieben?“ Nun war ich erstaunt.
„Er braucht ja nur einen Platz zum Lernen und dazu ist
das Büro groß genug.“ Stimmte doch!
„Mag ja sein, dass es ausreicht, aber so toll ist es auch
wieder nicht. Mir wäre es zu klein!“
Ich zuckte mit den Schultern. „Stimmt, es ist nicht groß,
aber woher sollen wir den Platz nehmen? Anbauen geht ja schlecht in der ersten
Etage!“
„Das ist zwar richtig, aber man könnte ja auch seinen
Neffen fragen!“ Er grinste mich an.
„Und was sollte ich den Neffen fragen?“ Ich war neugierig
geworden.
„Ob er eventuell bereit wäre, einen seiner Räume
abzugeben.“ Das klang so logisch!
„Wäre er denn bereit dazu?“
„Unter gewissen Umständen! Aber mal im Ernst. Ich bin der
Einzige von
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