Fotostudio Plange I (German Edition)
in seiner Linkliste umgesehen,
aber mehr habe ich nicht geschnüffelt.
Am Samstag, um kurz nach zehn, standen Gürkan und sein
Servet vor der Tür, in der Einfahrt parkte ein VW-Transporter. Die beiden
hatten also Wort gehalten, ein gutes Gefühl machte sich breit. Wir stoppten
erst bei meiner Bank, um dann in die Taubenstraße zu fahren.
Die beiden hatten anscheinend schon vorgearbeitet. Neben
dem Rolltor, vor dem wir geparkt hatten, standen neben der Palette mit den
Fehlkonstruktionen eine Tür, einige Kanthölzer, zwei Kisten mit irgendwelchen
Schrauben und Winkeln und einige Platten, die wohl für die Decke bestimmt
waren, wie ich vermutete.
Wir fingen mit dem Beladen an, erst die schweren
Deckenplatten, dann die Eckhölzer und zum Schluss die Tür. Gürkan war ins
Innere des Betriebes verschwunden, er wollte noch eine Schlagbohrmaschine
holen, die er für die Arbeit benötigte. Servet und ich nahmen, so alleine
gelassen, uns erst der Kleinteile an und dann folgten die Segmente. Die
Wandelemente waren leichter, als ich gedacht hatte. Die Bohrmaschine war
verstaut, aber der größere der beiden Osmanen verschwand erneut. Diesmal in das
vorgelagerte Büro des Betriebs. Er wollte die Blankorechnungen abstempeln.
Plötzlich kam ein schmierig aussehender Mittfünfziger mit
Bierbauch und Halbglatze auf den Hof. Der kleinere von den beiden Türken
erschauerte. „Scheiße! Mein Chef!“
„Was macht ihr denn da?“ Erklang nicht gerade freundlich.
In diesem Moment kam Gürkan um die Ecke, auch er
erschrak. „Morgen Chef!“
Der Angesprochene blickte auf seinen Gesellen. „Was macht
ihr hier?“
Er deutete auf mich. „Das ist Servets Onkel Olgun. Er
will den Schaden seines Neffen ersetzen.“
„Das wird aber auch Zeit! Wo ist nun die Kohle?“ Ich
grinste, wurde ich doch wieder einmal Onkel. Gut, ich bin zwar nicht blond und
blauäugig, sondern dunkelhaarig mit braunen Augen, aber türkisch? Ich sollte
wohl nicht so viel auf die Sonnenbank gehen.
Gürkan sprach mich auf Türkisch an. Ich spielte das Spiel
mit und griff in meine Gesäßtasche, holte mein Portemonnaie heraus und reichte
Reichert drei Hunderter. Er ergriff sie, riss in mir fast aus den Händen.
Raffgier lässt grüßen! „Aber was soll der Wagen hier?“
Ich blickte den Schmierlappen an. „Ich Schaden bezahlt,
also ist Sache mir!“
„Das sind immer noch meine Sachen und die bleiben hier!“
Er stampfte mit dem Fuß fasst wütend auf den schlecht gepflasterten Boden.
Ein abschätziger Blick traf mich, aber das war mir egal,
ich brabbelte noch etwas auf Kauderwelsch mit vielen Üs und Ös, dass es sich
auch wie Türkisch anhörte, und schrieb mit der rechten Hand in der Luft,
während meine Linke ausgestreckt ein Blatt Papier darstellte.
Gürkan hatte verstanden, er grinste. „Onkel Olgun meint,
wenn er den Schaden ersetzt hat, dann hat er auch ein Anrecht auf die
fehlerhaften Sachen. Ist so Brauch bei uns! Außerdem hätte er gerne eine
Bestätigung, dass seinem Neffen nichts geschieht wegen seines Fehlers.“
„Das kann er sich abschminken! Der soll froh sein, wenn
ich seinen faulen Neffen nicht wegen Sachbeschädigung anzeige. Und nun macht
euch vom Hof, ich will heute keinen mehr von euch sehen. Agnes kommt gleich!“
Er spuckte aus und ging in Richtung Büro.
Ich glaube, nicht nur mir fielen in diesem Moment einige
Steine vom Herzen. Wir beeilten uns, die letzten Wände einzuladen, die anderen
Teile hatten wir – Gott sei Dank – schon vorher verstaut. Im Wagen atmeten wir
erst einmal tief durch.
„Was ist das denn für ein Ekel?“
„Das war unser Chef! Aber so schlimm ist er eigentlich
nur, wenn seine Exfrau ihn besucht!“
„Diese Agnes? Besucht die ihn regelmäßig?“
„Nur wenn er ihren Unterhalt nicht rechtzeitig bezahlt!
Und das passiert einmal im Monat.“ Gürkan, der am Steuer saß, lachte hämisch.
Wir fuhren zu mir in die Ludwigstraße. Der Umbau konnte
beginnen. Das Arbeitstempo der beiden überstieg meine Erwartungen. Noch bevor
Marvin um 14 Uhr den Laden abschloss, war das Lager aus- und umgeräumt und für
den Büroeinbau vorbereitet.
Ehe wir Mittagspause machten, entluden wir noch den
Wagen, der Transporter musste ja wieder abgegeben werden. Ich fuhr diesmal den
beiden hinterher. Auf dem Rückweg hielten wir an einer der Dönerbuden, um
Kräfte für den Nachmittag zu tanken. Etwas anderes wollten die beiden
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