Fotostudio Plange I (German Edition)
meinen Besuch im
Baumarkt.
Thomas wunderte sich, wieso ich schon wieder umbauen
wollte. Als ich ihnen den Grund mitteilte, wünschten sie uns beiden Glück.
Diesem Schritt wollten sie zwar auch, aber erst später machen. Aus den beiden
schien tatsächlich etwas geworden zu sein. Sie machten sich auf, sie wollten
noch gemeinsam nach Dortmund. Ich wünschte ihnen viel Spaß und wandte mich dem
Rest meines Getränkes zu.
Plötzlich kamen die beiden Unbekannten auf mich zu.
„Entschuldigung, aber wir haben gerade mitgehört. Wir haben vielleicht Lösung
für dein Raumproblem.“
Was wollten die Zwei von mir? Ich kannte sie nicht, sie
sahen irgendwie südländisch, fast orientalisch aus. Aber erstens spielt die
Herkunft eines Menschen für mich keine Rolle und zweitens lerne ich gerne neue
Leute kennen. Also wieso sollte ich auf Abwehrhaltung gehen? „Wie könnt ihr mir
denn helfen?“
„Wir arbeiten bei Trockenbau Reichert in der
Taubenstraße. Servet ist Lehrling und hat gestern Bockmist gebaut, sich
vermessen und falsch produziert. Der Chef hat getobt und droht mit Rauswurf und
so. Er will das Material ersetzt haben.“ Keine gute Nachricht für einen
Auszubildenden mit wenig Geld und bestimmt auch nicht rechtens, aber was
wollten die beiden nun genau?
„Und was hilft mir das?“
„Die Wände sind für den Auftrag zu niedrig, er hat sich
aber nur um zwei Zentimeter in der Höhe vertan, mehr nicht! Und der Alte will
nun 300 Euro haben, sonst wirft er meinen Freund raus!“ Er klang ziemlich
mutlos.
Ich überlegte, das Angebot klang verlockend, aber was
sollte ich mit Wänden, deren Maß ich nicht kannte und die ich auch nicht
aufstellen kann? Handwerklich bin ich eher eine Niete! „Wie groß würde das Büro
denn werden? Und was würde es mich kosten, wenn ihr es aufstellt? Es müsste
wahrscheinlich eine Decke drauf, das Lager ist nämlich über vier Meter hoch.“
Das Haus in der Ludwigstraße war Baujahr 1908.
„Dann muss da wirklich ein Deckel drauf. Das sind sieben
Segmente a ein Meter plus Türeinheit. Zwei vorhandene Wände und die Elemente?
Moment! Maximal 16 Quadratmeter. 300 und das Material für die Decke! Rechne mal
so mit 500 inklusive Tür und das Ding steht!“ Er grinste leicht verhaltend.
„Aber ich brauch darüber eine Rechnung fürs Finanzamt!“
Mir kam das etwas billig vor! Allein die benötigten Spanplatten für die Wände
hätten mich im Baumarkt schon über 200 gekostet, von den notwendigen anderen
Materialien und dem Arbeitslohn ganz zu schweigen. Irgendwo musste ein Haken
sein.
„Das ist kein Problem! Ich hab noch einen ganzen Stapel
alter Blankorechnungen, wollte der Alte eigentlich wegwerfen. Hauptsache, der
Chef schmeißt ihn nicht raus! Wenn er das macht, muss Servet zu seinem Onkel in
die Türkei und wir sehen uns nie wieder!“ Er sah wirklich verzweifelt aus.
„Wieso?“ Die Türkei ist doch nicht aus der Welt, maximal
drei Stunden Flug und man liegt am Strand.
„Er ist Kurde und ich Türke. Das kann man bei uns
vergessen. Kann man über dir auch am Wochenende arbeiten?“ Er versuchte zu
lachen, aber so recht gelingen wollte es ihm nicht.
Den Sinn der Frage verstand ich zwar nicht, aber ich
bejahte.
„Ich komm dann morgen früh bei dir vorbei und werde erst
einmal ausmessen. Oder können wir das gleich noch machen? Dann können wir
nachmittags schon loslegen. Ich bin übrigens Gürkan!“
Was sollte diese Eile? Das Ganze war mir etwas schnell,
Handwerker an einem Samstag? Gut, zwar nur ein Geselle und einen Lehrling, aber
immerhin! „Hallo Gürkan. Ich muss aber erst noch das Lager umräumen und zwei
Regale müssten auch noch raus.“
„Kein Problem! Können wir auch machen! Aber Hauptsache
ist, der Alte hat das Geld bis morgen Mittag, sonst geht es Servet an den
Kragen und das will ich nicht. Soviel Geld hab ich leider auch nicht, um die
Summe vorzustrecken, ich hab ja gerade erst ausgelernt und bin froh, überhaupt
übernommen worden zu sein!“
Daher wehte der Wind! Sie waren also auch in Geldnöten.
„Soviel Geld habe ich zwar auch nicht im Haus, ich müsste morgen erst zur Bank!
Aber das dürften wir hinkriegen. Aber wie lösen wir das Transportproblem? Die
Wände kann ich ja schlecht im normalen PKW transportieren, oder?“
„Nein, aber mein Cousin hat einen Transporter, den kann
ich kriegen.“ Er schien wirklich alles daran zu setzen, dass sein Servet bei
ihm
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