Fotostudio Plange I (German Edition)
meinen Freunden, der in zwei großen Zimmern wohnt. Keiner meiner
Leute hat eine eigene Chill-out-Zone.“ Er blickte mich an.
„Könntest du mal diese gewissen Umstände etwas genauer
definieren!“
„Wir verlagern die Räume! Meine Zimmer sind ja fast
gleich groß. Aus meinem Schlafzimmer wird Igors Refugium, aus meiner Chill-out-Zone
mein Schlafzimmer und aus dem alten Büro mein Ruhe- und Rückzugsraum! So
einfach!“ Jugend kann auch logisch sein! Warum war sie das eigentlich nicht
immer?
Ich war wirklich überrascht. „Du meinst, du könntest dich
mit dieser Lösung anfreunden?“
Er grinste. „Unter der Bedingung, dass ich diesmal selbst
die Farben aussuchen darf und du nicht wieder auf Mutters Farbwahl
zurückgreifst. Ich bin doch kein Kind mehr! Himmelblau! Wer kam eigentlich auf
diese bescheuerte Idee?“
„Ich sag nichts Schlechtes über deine Mutter. Alles klar.
Dann gehen wir Montag Farben kaufen. Aber bitte tu mir einen Gefallen, …“
„Noch einen?“ Er lachte.
„Igor wollte am Sonntag beim Essen das Thema eines
möglichen Einzugs auf den Tisch bringen. Verrate bitte nicht, dass du jetzt schon
Bescheid weißt!“ Ich blickte ihn flehentlich an.
Der Kleine wurde keck. „Und was krieg ich dafür?“
„Was würdest du denn wollen?“ Erpressung konnte man das
zwar nicht nennen, allerdings etwas egoistisch war es dann doch schon, wie ich
fand.
„Ich hätte gerne ein paar vernünftige Bilder von mir,
sowie die von Igor, die du gemacht hast. Ich habe mich nämlich in zwei Foren
angemeldet und kann da nur mit einem dämlichen Handybild aufwarten. Und das als
Neffe des wohl bekanntesten Fotografen der Stadt!“ Er wirkte erst leicht
verschüchtert und dann leicht verärgert.
„Du bist noch keine 18! Was für Foren?“ Böse konnte ich
ihm eigentlich nicht sein, er nutze nur die Möglichkeiten, die ihm die heutige
Zeit bot und die ich damals leider nicht hatte, als ich so alt war wie er
jetzt. TEMPORA MUTANTUR ET NOS MUTAMUR IN ILLIS
„Einmal im schwulen Einwohnermeldeamt und das andere ist
eher ein allgemeines Forum. Lach jetzt bitte nicht, es heißt Sahnespender!“ Er
wurde leicht rot. Diesen Sahnespender.com würde ich später einer genaueren
Inspektion unterziehen, wenn ich in der nächsten Zeit mal wieder Zeit für mich
hätte.
„Äh, wie kommst du darauf, dass ich Igor abgelichtet
habe?“
„Ich hab sein Profil gesehen, …“
„Du hast was?“ Ich war sprachlos. Zwar hatte ich im
Einwohnermeldeamt selber einen Account, nutze diesen aber nur sporadisch.
Seitdem ich mit Igor zusammen war, war ich nicht mehr online gewesen, ich hatte
ja alles, was ich brauchte!
„Komm mit!“ Wir gingen ins Büro und ich fuhr den Rechner
hoch. Es dauerte einige Zeit, aber dann war es soweit, er loggte sich bei Romeo
ein, suchte meinen Schatz und fand ihn schließlich. Ich war baff, darüber
hatten Igor und ich noch gar nicht gesprochen. Aber seinem Profil entnahm ich
unter dem Punkt Beziehung: Ich habe einen Partner! Diese Änderung hatte ich bei
meinem Auftritt noch nicht gemacht.
„Lass mich mal ran!“ Er blickte mich erstaunt an.
In das Suchfenster gab ich meinen Namen ein.
„Du auch?“ Er war anscheinend erstaunt.
„So alt bin ich ja auch noch nicht!“
Er setzte sich wieder von den Rechner und verlinkte Igor
und mich. Nach seinem Ausloggen meldete ich mich an und tat es ihm nach. Ich
schickte meinem Russen eine SMS: „Hi Süßer, habe mich gerade eben mit
Russian_Swimmer verlinkt und den auch als Partnerlink bei mir verewigt. ILD“
Keine fünf Minuten später fiepte mein Mobilknochen.
Marvin hatte mir die andere Seite noch gezeigt und sich danach ins Bett
verabschiedet. Eine Kurznachricht von meinem Schatz: „Hallo Engel! Kannst du
den Link für mich annehmen? PW ist dein Name und unser Kennlerndatum. HDGDL“
Ich verließ den Spender, da würde ich sicherlich mehreren
Stunden verweilen können, aber dazu hatte ich im Augenblick nicht die nötige
Zeit. Auch ich brauche meinen Schlaf und wollte vorher noch der Bitte meines
Liebsten nachkommen. Zwar passte das Passwort erst beim zweiten Versuch, wieso
schreibt er auch ein Datum mit Bindestrich und nicht, wie normal und üblich,
mit Punkt? Ich hätte zwar jetzt ungestört in seiner Post lesen können, aber das
tat ich nicht. Jeder hat das Recht auf seine Privatsphäre, auch wenn man ein
Paar ist. Gut, ich gebe ja zu, ich habe mich
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