Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
Schachtel steckt?«
Dana zog einen Karton heraus und öffnete ihn. Zum Vorschein kamen dunkelrote Highheels mit goldenen Streifen.
»Wow«, entfuhr es Charlotte. »Mit denen würde ich mir die Beine brechen.«
»Alles eine Frage der Übung«, gab Dana zurück. »Sie sind nach Farben sortiert«, beantwortete sie schließlich Charlottes vorherige Frage. Sie beschrieb mit der Hand einen Halbkreis an den Regalen entlang. »Von Weiß nach Schwarz.« Sie schaute auf Charlottes Füße, die in Sneakers steckten. »Welche Größe haben Sie?«
»39«, sagte Charlotte und schämte sich für ihre abgenutzten Schuhe. Aber sie waren nun mal bequem und notfalls konnte sie in ihnen rennen. Nicht, dass sie glaubte, es würde notwendig werden.
»Das passt«, erwiderte Dana erfreut. »Wir haben dieselbe Größe.«
»Ich würde mir gern den Rest der Wohnung anschauen«, sagte Charlotte schnell. Sie hatte Panik, sie müsste womöglich die Highheels anprobieren.
»Es gibt nur noch unser ›Gästezimmer‹«, sagte Dana und schrieb Gänsefüßchen in die Luft. »Ich fürchte, wir missbrauchen es auch als Rumpelkammer.« Sie öffnete die Tür. »Ich werde noch aufräumen, bevor Sie das erste Mal hier übernachten.«
»Nicht nötig«, erwiderte Charlotte. Das Zimmer war das einzig gemütliche der Wohnung. Es herrschte ein gewisses Chaos, aber genau das machte seinen Charme aus.
»Wer wohnt in der Wohnung im Erdgeschoss?«, wollte Charlotte wissen, während sie die Treppe wieder hinuntergingen.
»Das ist Frau Friedrich«, sagte Dana. »Sie ist eine reiche Witwe und viel auf Reisen. Vor zwei Jahren hat sie ihre Liebe für Kreuzfahrten entdeckt.«
»Wer kümmert sich um die Wohnung, wenn sie nicht da ist?«
Dana zuckte die Achseln. »So eine Art Hausmeisterservice, glaube ich. Ich habe wenig Kontakt mit ihr.«
»Haben Sie einen Schlüssel ihrer Wohnung oder Frau Friedrich einen von Ihnen?«
Dana schaute sie an, als sei sie von allen guten Geistern verlassen. »Natürlich nicht«, empörte sie sich. Dann schien sie sich zu besinnen, welchen Eindruck das machen könnte und ergänzte: »Verstehen Sie mich nicht falsch. Frau Friedrich ist nett und sie ist eine angenehme Nachbarin. Aber sie ist über 70, nicht gerade meine Altersklasse.«
Charlotte hob abwehrend die Hände. »Ich wollte nur alle Möglichkeiten überprüfen.« Sie trat auf den Balkon, der von der Küche aus auf die Volbehrstraße zeigte. Miller hatte recht gehabt: Es war ein leichter Job – zumindest was die Gegend betraf. Eine ruhige Seitenstraße, wunderbar grün, mit alten und neuen Häusern. Es gab viele Familien, ein paar Firmen, darunter einige Immobilienmakler, Versicherungsagenten und Rechtsanwälte beziehungsweise Steuerberater. Die klassische Verteilung für eine Gegend, die nach Geld roch.
»Hier lässt es sich sicher angenehm wohnen«, sagte sie.
»Im Prinzip ja«, bemerkte Dana neben ihr.
Charlotte wandte sich zu ihr. »Keine Bange, es wird nichts passieren. Dafür bin ich ja jetzt da.« Sie lehnte sich vor und warf einen Blick auf den Garten. Das Haus, in dem die Penthouse-Wohnung lag, war eines von zweien, die in einem großen, gut abgeschirmten Grundstück standen. Die Garagen an der Straßenseite des Grundstücks waren von Wein überwuchert, zwei riesige Kiefern und zwei Laubbäume verhinderten die direkte Sicht in die Wohnungen.
»Wer wohnt hier?«, fragte sie und zeigte auf das Zwillingshaus nebenan.
»Im ersten Stock wohnt ein Architekt mit seiner Frau«, erklärte Dana. »Er ist schon in Rente, übernimmt aber nebenbei immer noch ein paar Aufträge. Ich habe keine Ahnung, was sie macht. Und unten …«, sie seufzte, »… unten zieht wohl gerade jemand ein. Seit ein paar Wochen ist dort eine Baustelle. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, und der Lärm war zu Beginn schrecklich.«
Charlotte beugte sich weiter vor, um einen genaueren Blick auf die untere Wohnung im Nachbarhaus werfen zu können. Außer einem rot-weiß gestreiften Absperrband, das in der Terrassentür klemmte und im Wind flatterte, war von einer Baustelle nichts zu sehen oder zu hören. Vermutlich waren die Umbauarbeiten bereits abgeschlossen.
»Wissen Sie, wer da einziehen wird?«
Dana schüttelte den Kopf.
Am nächsten Tag kam eine junge Polin, die putzte und die alltäglichen Einkäufe erledigte. Für einen Moment hegte Charlotte den Verdacht, sie könnte die Drohbriefe geschrieben haben. Sofort schämte sie sich für das Vorurteil, das sie hegte. Und als sie Agata
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