Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
gewinnen.« Es war sein
Lieblingssatz geworden. Besser gesagt – es war der einzige Satz
geworden, den er überhaupt noch sagte. »Ich sage Ihnen,
Steve, Sie können nicht gewinnen.«
Er warf sich sozusagen auf die Knie vor dem Staatsanwalt, der im
Augenblick gerade seine Zeit damit zubrachte, seine mit
Schreibmaschine geschriebene Rede durchzublättern.
»Legen Sie das mal weg, Steve! Ich sage Ihnen, dieser Mob ist
von den Fundies organisiert. Man wird Sie nicht sprechen lassen. Viel
wahrscheinlicher werden Sie gesteinigt werden. Warum müssen Sie
persönlich vor einer Menschenmenge sprechen? Weshalb
übertragen wir die ganze Sache nicht einfach über einen
Fernsehsender?«
»Sie wollen doch, daß ich die Wahlkampagne gewinne,
oder nicht?« fragte Byerley mit milder Stimme.
»Die Kampagne gewinnen! Sie werden sie nicht gewinnen, Steve.
Ich versuche, Ihr Leben zu retten. Steve.«
»Ach – dafür besteht keine Gefahr.«
»Keine Gefahr. Er befindet sich in keiner Gefahr!«
Lentons Kehle brachte einen eigenartig heiseren Ton hervor. »Sie
wollen sagen, daß Sie auf jenen Balkon hinaustreten und
vernünftig mit fünfzigtausend Wahnsinnigen reden werden
– von einem Balkon herunter wie ein mittelalterlicher
Diktator!«
Byerley schaute auf die Uhr. »In ungefähr fünf
Minuten… sobald auch die Fernsehverbindungen frei sind,
daß man mich überall sehen und hören kann.«
Lentons Antwort war nicht ganz salonfähig.
Die Menge füllte einen durch Seile abgesperrten Platz der
Stadt. Es schien, als wüchsen Häuser und Bäume aus
einem Fundament menschlicher Massen. Es war eine rein lokale Wahl.
Dennoch hörte die ganze Stadt zu. Byerley mußte bei diesem
Gedanken lächeln.
In der Menge selbst aber gab es nichts, worüber man
hätte lächeln können. Banner und Transparente wandten
sich in jeder erdenklichen Form gegen sein angebliches Robotertum.
Deutlich, fast greifbar deutlich, lag die Feindschaft der Menge in
der Luft. Gleich von Anfang an hatte die Rede keinen Erfolg. Sie
mußte gegen das unartikulierte Schreien der
fundamentalistischen Cliquen ankämpfen, die wie kleine Inseln
über das Meer der Menge verteilt waren. Dennoch redete Byerley
weiter, langsam und ohne Erregung.
Im Zimmer drin raufte Lenton sich die Haare und stöhnte
– und wartete auf das kommende Blutvergießen.
In den vordersten Reihen begann ein Schieben und Stoßen. Ein
eckiger Bürger mit vortretenden Augen und Kleidern, die zu kurz
waren für die schlaksige Länge seiner Gliedmaßen,
wollte sich nach vorne drängen. Ein Polizist suchte ihn zu
packen. Er bahnte sich langsam und mühevoll einen Weg hinter dem
Manne drein. Byerley winkte den Polizisten ärgerlich weg.
Der hagere Mann befand sich nun unmittelbar unter dem Balkon.
Seine Stimme kämpfte vergebens gegen das allgemeine Gebrüll
an.
Byerley lehnte sich nach vorne. »Was sagen Sie? Wenn Sie eine
legitime Frage haben, so werde ich diese beantworten.« Er wandte
sich an einen Wachtposten, der neben ihm stand. »Bringen Sie den
Mann herauf!«
Eine Spannung legte sich über die Menge. Schreie wie
»Ruhe!« und »Seid doch still!« kamen von
verschiedenen Seiten. Sie wurden lauter und wuchsen sich aus zu einem
ungeheuren Lärm, bis sie schließlich nach und nach
verstummten. Der hagere Mann stand schnaufend und mit gerötetem
Gesicht vor Byerley.
Byerley sagte: »Haben Sie eine Frage?«
Der hagere Mann starrte ihn an und sagte dann mit halbzerbrochener
Stimme: »Schlagen Sie mich!«
Mit plötzlicher Energie schob er sein Kinn scharf nach vorne.
»Schlagen Sie mich! Sie behaupten, Sie seien kein Robot.
Beweisen Sie es! Sie können gar kein menschliches Wesen
schlagen, Sie Ungeheuer.«
Ein eigenartiges dumpfes Schweigen folgte. Byerleys Stimme
zerstach diese Stille. »Ich habe keinen Grund, Sie zu
schlagen.«
Der hagere Mann lachte wild auf. »Sie können mich
gar nicht schlagen. Sie werden mich daher nicht schlagen. Sie
sind kein Mensch. Sie sind ein Monstrum, ein Scheinmensch.«
Mit fest aufeinandergepreßten Lippen holte Byerley vor
Tausenden, die persönlich zusahen, und vor Millionen, die diese
Szene auf dem Fernsehschirm verfolgten, aus und versetzte dem Mann
einen krachenden Boxschlag genau auf die Spitze seines Kinns. Der
Mann sackte zusammen.
Sein Gesicht war nichts als ein Ausdruck völliger
Überraschung.
Byerley sagte: »Es tut mir leid. Tragen Sie ihn hinein und
machen Sie es ihm so bequem wie möglich! Wenn ich hier
draußen fertig bin, möchte ich mit ihm
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