Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
»Vorausgesetzt, daß…«
Das Feuer duckte sich, glitt dann an einem Holzklotz entlang und
flammte schließlich wieder auf.
»Vorausgesetzt, daß«, sagte der Koordinator,
»die Denkmaschinen ihre Funktionen auch tatsächlich
erfüllen.«
»Ich verstehe. Und in diesem Zusammenhang haben Sie also die
kleinen Gleichgewichtsstörungen erwähnt – Stahl,
Hydroponik und so fort.«
»Jawohl. Diese Irrtümer dürften nicht vorkommen.
Dr. Silver berichtet mir, daß sie gar nicht vorkommen können.«
»Er streitet also die Tatsachen ab? Wie
ungewöhnlich!«
»Nein, die gibt er natürlich zu. Das habe ich nicht
gemeint. Er streitet lediglich ab, daß ein Irrtum der
Denkmaschinen verantwortlich ist für die – wie er sich
ausdrückte -Irrtümer der Antworten. Er behauptet, die
Maschinen korrigierten sich selbst, und fügt hinzu, daß es
die Fundamentalgesetze der Natur verletzen würde, wenn ein
Irrtum in den Relaisbahnen existierte. Und so sagte
ich…«
»Und so sagten Sie denn – schicken Sie Ihre Leute
dennoch hin und lassen Sie die Maschinen kontrollieren!«
»Susan, Sie sind eine Gedankenleserin. Genau das hab ich
gesagt, und er hat geantwortet, er könne das nicht
tun.«
»Zu sehr beschäftigt?«
»Nein – er sagte, kein menschliches Wesen wäre dazu
imstande. Er war ganz offen. Er sagte mir – und ich hoffe, ich
habe ihn richtig verstanden –, die Denkmaschinen seien
gigantische Extrapolationen. So käme es, daß eine Gruppe
von Mathematikern mehrere Jahre daran zu arbeiten habe, wolle sie ein
positronisches Gehirn kalkulieren, das gewisse ähnliche
Kalkulationen durchzuführen habe. Unter Benutzung dieses
Gehirnes stellt man dann weitere Berechnungen an, um ein noch
komplizierteres herzustellen und so weiter. Nach Silver sind die
Maschinen, die wir Denkmaschinen nennen, die Resultate von zehn
derartigen Operationen.«
»Jaaa, das klingt durchaus vertraut. Glücklicherweise
bin ich keine Mathematikerin. Armer Vincent. Er ist ein junger Mann.
Die Leute, die vor ihm Direktoren waren, Alfred Lanning und Peter
Bogert, sind tot. Sie kannten solche Probleme nicht. Ich selber auch
nicht. Vielleicht soll die Robotik als Ganzes jetzt zugrundegehen,
nachdem wir offenbar selber nicht mehr in der Lage sind, unsere
eigenen Schöpfungen zu verstehen.«
»Ganz offenbar verstehen wir sie nicht. Die Denkmaschinen
sind keine Übergehirne in dem Sinne, wie sie in
Kolportageromanen beschrieben werden. Auf ihrem Spezialgebiet des
Sammelns und Analysierens einer fast unendlichen Zahl von Fakten und
deren gegenseitigen Beziehungen in einer unendlich kurzen Zeit sind
sie so weit fortgeschritten, daß sie für eine detaillierte
menschliche Kontrolle unerreichbar geworden sind.
Und dann habe ich etwas anderes versucht. Ich habe die
Denkmaschine selbst befragt. Ohne daß irgend jemand davon
erfuhr, übergaben wir ihr die Originaldaten, die zu ihrer
Entscheidung in der Stahlsache führten, ihre eigene Antwort und
die Angaben über die seitherige Entwicklung und baten sie um
Erklärung der aufgetretenen Diskrepanz.«
»Gut so. Und was war die Antwort?«
»Ich kann sie wörtlich zitieren. ›Die Sache
gestattet keine Erklärung.‹«
»Und wie hat Vincent dies interpretiert?«
»Auf zwei Arten. Entweder hatten wir der Maschine nicht
genügend Angaben gemacht, um eine definitive Antwort von ihr zu
erhalten, was unwahrscheinlich war. Dr. Silver gab dies zu. Oder war
es für die Maschine unmöglich, zuzugeben, daß sie auf
gewisse Daten eine Antwort kannte, die Schaden für Menschen zur
Folge haben mochte. Natürlich liegt dies am Ersten Gesetz. Und
darauf empfahl Dr. Silver mir, Sie zu konsultieren.«
Susan Calvin sah sehr müde aus. »Ich bin alt, Stephen.
Als Peter Bogert starb, wollten sie mich zum Direktor des
Forschungsinstituts machen, aber ich lehnte ab. Ich war nicht mehr
jung und ich scheute die Verantwortung. Man gab dem jungen Silver das
Amt, und damit war ich einverstanden. Was nützt mir aber das
alles, wenn ich immer wieder in solche Sachen hineingezerrt
werde?
Stephen, lassen Sie mich ganz klar meinen Standpunkt darlegen!
Meine Forschungen umfassen in der Tat das Verhalten von Robots im
Lichte der drei Gesetze der Robotik. Da gibt es nun also diese
unglaublichen Denkmaschinen. Diese sind positronische Robots und
unterliegen daher den drei bekannten Gesetzen. Was ihnen aber fehlt,
ist eine Persönlichkeit. Mit anderen Worten, ihre Funktionen
sind äußerst begrenzt. Das muß auch so sein, nachdem
sie ja
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