Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
tut, den werden die Maschinen
beseitigen, so wie sie die Mitglieder der Gesellschaft für die
Menschlichkeit beseitigt haben. Denn die Maschinen haben jene beste
Waffe zur Verfügung, die es gibt – die absolute Kontrolle
über unsere Wirtschaft.«
»Wie grauenhaft!«
»Vielleicht: wie wunderbar! Denken Sie, daß für
alle Zukunft Konflikte vermeidbar sein werden. Nur die Maschinen sind
von jetzt an unvermeidbar.«
Und das Feuer hinter dem Quarz erlosch. Nur ein Rauchring blieb
zurück und zeigte an, wo das Feuer gewesen war.
»Und das ist alles«, sagte Dr. Calvin, während sie
aufstand. »Ich habe alles miterlebt – von jenem Tag an, als
die armen Robots noch nicht einmal sprechen konnten, bis heute, wo
sie als Schutz zwischen der Menschheit und dem Untergang der
Menschheit stehen. Ich werde nichts mehr erleben. Mein Leben ist
vorbei. Sie aber werden sehen, wie das alles weitergehen
wird.«
Nie habe ich Susan Calvin wiedergesehn. Sie starb vor einem Monat
im Alter von 88 Jahren.
Zweites Buch
Geliebter Roboter
Das Chronoskop
Dr. Arnold Potterley war Professor für Alte Geschichte. Das
allein war noch nicht gefährlich. Was aber die Welt
verändern sollte, war die Tatsache, daß er auch wie ein
Professor für Alte Geschichte aussah.
Thaddäus Araman, Dekan der naturwissenschaftlichen
Fakultät und Leiter der Abteilung Chronoskopie, hätte
vielleicht geeignete Schritte unternommen, wenn Dr. Potterley mit
einem eckigen Kinn, blitzenden Augen, einer Adlernase und breiten
Schultern ausgestattet gewesen wäre.
Statt dessen sah sich Thaddäus Araman einem
zurückhaltenden Individuum gegenüber, dessen
blaßblaue Augen ihn versonnen ansahen und dessen kleine, sauber
gekleidete Gestalt von den gelichteten braunen Haaren bis zu den
blank geputzten Schuhen alles andere als aggressiv wirkte. Die
gemütliche Knollennase seines Gegenübers
vervollständigte den Eindruck der Harmlosigkeit.
»Nun, was kann ich für Sie tun, Dr. Potterley?«
fragte Araman mit wohlwollendem Lächeln.
Dr. Potterley sagte mit einer leisen, unaufdringlichen Stimme, die
gut zu seiner ganzen Erscheinung paßte: »Mr. Araman, ich
bin zu Ihnen gekommen, weil Sie auf dem Gebiet der Chronoskopie der
entscheidende Mann sind.«
Araman schien sich geschmeichelt zu fühlen. »Nicht ganz,
möchte ich einschränken. Über mir steht der
Weltkommissar für Forschung, und er ist wiederum dem
Generalsekretär der Vereinten Nationen verantwortlich. Und beide
haben den souveränen Staaten dieser Erde gegenüber nur
empfehlende Befugnisse.«
Dr. Potterley schüttelte den Kopf. »Diese Leute
interessieren sich nicht für Chronoskopie. Ich bin zu Ihnen
gekommen, Sir, weil ich mich seit zwei Jahren um die Erlaubnis
bemühe, die Mittel der Zeitbetrachtung für meine
Forschungen über das alte Karthago einzusetzen. Ich habe eine
solche Erlaubnis bisher nicht erhalten können. Mein
Forschungsetat ist bewilligt. Meine Arbeit ist als
förderungswürdig anerkannt worden, und doch…«
»Ich bin überzeugt, daß niemand daran denkt, Ihnen
Unregelmäßigkeiten vorzuwerfen«, sagte Araman
beschwichtigend. Er durchblätterte die dünnen
Reproduktionsblätter, die Potterleys Namen trugen. Die Angaben
darin hatte Multivac geliefert, dessen Speichersystem unter anderem
auch sämtliche Unterlagen verwaltungstechnischer und personeller
Art verwahrte. Nach diesem Gespräch konnten die
Reproduktionsblätter vernichtet werden, weil es bei Bedarf
möglich war, sie innerhalb weniger Minuten erneut abzurufen.
Und während Araman die Seiten wendete, sprach Potterley mit
leiser, monotoner Stimme weiter.
»Ich muß erläutern, daß mein Problem von
erheblicher Wichtigkeit ist. Karthago war der Höhepunkt antiken
Handelsgeistes, das größte kommerzielle Zentrum in der
Welt des Altertums. Das vorrömische Karthago war geradezu das
Gegenstück zum voratomaren Amerika, zumindest was seine nahezu
ausschließliche Hinwendung zu kommerzieller Betätigung, zu
Handel und Industrie betrifft. Die Leistungen der Karthager als
Seefahrer und Entdecker blieben bis zur Zeit der Wikinger
unübertroffen und waren weit bedeutender als die der auf diesem
Gebiet überbewerteten Griechen.
Es wäre sehr aufschlußreich, Karthago genauer zu
kennen, doch alles Wissen, das wir darüber besitzen, stammt aus
den Schriften seiner erbitterten Gegner, der Griechen und Römer.
Karthago hat nie eine eigene Geschichtsschreibung gehabt, und wenn
Schriften existierten, haben sie doch
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