Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
dieses
unscheinbaren Historikers, statt ihn zum Schweigen zu bringen und
hinauszuwerfen. Denn das war sein erster Impuls gewesen.
Er erinnerte sich an Potterley. Der Professor hatte ihn
anläßlich des Fakultätstees angesprochen, hatte zwei
Sätze mit ihm gewechselt, war plötzlich verlegen geworden
und hatte sich etwas überstürzt davongemacht.
Foster hatte sich darüber amüsiert, aber jetzt…
Potterley machte den Eindruck eines komischen Kauzes, exzentrisch,
aber harmlos. Vielleicht meinte er es ehrlich, ohne dabei zu wissen,
was er tat. Andererseits mochte er es nur zu gut wissen; vielleicht
war er ein Aushorcher, der Fosters Loyalität auf die Probe
stellen wollte.
Foster murmelte: »Nun, ja…«, um Zeit zu gewinnen.
Er fischte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und wollte
Potterley eine anbieten, aber Potterley sagte sofort: »Bitte,
Dr. Foster. Keine Zigaretten.«
Foster blickte verdutzt auf. »Tut mir leid.«
»Nein. Ich muß mich entschuldigen. Ich kann den Geruch
nicht vertragen.«
Foster steckte die Zigaretten ein.
»Ich fühle mich geschmeichelt, Dr. Potterley, daß
Sie mich um Rat fragen, aber ich habe mich mit Fragen der Neutrinik
nur sehr oberflächlich befaßt. Ich kann auf dem Gebiet
nicht gut eine Arbeit übernehmen, für die Spezialisten
nötig sind. Es wäre schon eine Anmaßung, wenn ich
eine Meinung dazu äußern würde. Offen gestanden
würde ich es vorziehen, wenn Sie nicht erst ins Detail gehen
würden.«
Potterleys nüchternes Gesicht wurde kantig. »Was meinen
Sie damit, Sie seien für Neutrinik nicht zuständig? Sie
haben doch noch kein spezielles Forschungsgebiet. Man hat Ihnen doch
noch keine Forschungsbeihilfen genehmigt, nicht wahr?«
»Dies ist mein erstes Semester als
Lehrbeauftragter.«
»Das weiß ich. Ich denke mir, daß Sie noch nicht
einmal eine Forschungsbeihilfe beantragt haben.«
Foster lächelte leicht. In den drei Monaten an der
Universität war es ihm noch nicht einmal gelungen, seinen Antrag
in eine Form zu bringen, die er der Prüfungskommission guten
Gewissens vorlegen konnte.
»Durch Ausbildung und Neigung, Dr. Potterley, bin ich auf die
Fachgebiete Hyperoptik und Magnetfeldforschung ausgerichtet. Das habe
ich auch in meiner Bewerbung dargelegt. Vielleicht ist es noch keine
endgültige Spezialisierung, aber wahrscheinlich wird es dabei
bleiben. Was die Neutrinik angeht, so habe ich nicht einmal eine
einzige Vorlesung über das Thema gehört.«
»Warum nicht?« fragte Potterley sofort.
Foster sah ihn verblüfft an. »Kurse in Neutrinik wurden
an meiner Universität nicht gegeben.«
»Lieber Gott, welche Universität haben Sie denn
besucht?«
»Michigan Institute of Technology.«
»Und dort wird Neutrinik nicht gelehrt?«
»Nein.« Foster fühlte sich in die Defensive
gedrängt und errötete. »Es ist ein hoch
spezialisiertes Fach ohne großen Wert. Die Chronoskopie hat
vielleicht einen gewissen Sinn, aber es ist die einzige praktische
Anwendungsmöglichkeit und gleichzeitig eine Sackgasse.«
Der Historiker betrachtete ihn ernst. »Sagen Sie, können
Sie mir einen Spezialisten für Neutrinik nennen?«
»Nein, leider nicht«, erwiderte Foster abweisend.
Potterley lächelte gepreßt und ohne Humor.
Foster fühlte sich von diesem Lächeln angegriffen, fand
die versteckte Beleidigung darin und wurde ärgerlich genug, um
zu sagen: »Ich möchte darauf hinweisen, Dr. Potterley,
daß Sie sich hier auf einem Gebiet bewegen, das nicht das Ihre
ist.«
»Wieso?«
»Ich will sagen, daß Ihr Interesse für Physik, Ihr
berufsmäßiges Interesse für Physik kaum mit der
Geschichtswissenschaft in Einklang gebracht werden kann.«
»Meine Forschungen haben mich dazu getrieben.«
»Dann wenden Sie sich doch an die Forschungskommission. Wenn
sie es genehmigt…«
»Ich bin dort gewesen und habe keine befriedigende Antwort
erhalten.«
»Dann werden Sie das Projekt fallenlassen müssen.«
Foster wußte, daß es übermäßig korrekt
und tugendhaft klang, aber er wollte sich von diesem Mann nicht zu
intellektueller Anarchie verleiten lassen. Seine Karriere war ihm zu
wertvoll, um sie durch unsinnige Risiken zu gefährden.
Die Bemerkung hatte immerhin einigen Effekt. Ohne jede Warnung
explodierte Potterley in einem wahren Feuerwerk unverantwortlicher
Thesen. Die Wissenschaft, so führte er unter anderem aus,
könne nur frei sein, wenn die Forscher ihrer eigenen Neugier
ungehindert nachgehen könnten. Tatsächlich aber sei die
Forschung von den Kräften, die
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