Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
54.000.000 Quadratmeilen (Landfläche)
b) Bevölkerung: 3 300.000 000
c) Hauptstadt: New York.
Das Feuer hinter dem Quarz war jetzt müde. Zögernd
zuckte es sich zu Tode.
Der Koordinator war bedrückt. Seine Stimme entsprach der
verlöschenden Flamme.
»Sie alle minimalisieren den Stand der Dinge.« Seine
Stimme war leise. »Es ist nicht leicht, sich vorzustellen,
daß sie alle über mich lachen, was? Und dennoch –
Vincent Silver hat mir gesagt, die Denkmaschinen können gar
nicht in Unordnung sein, und ich muß ihm glauben. Hiram
Mackenzie behauptet, man könne ihnen keine falschen Angaben
vorlegen, und ich muß auch ihm glauben. Irgendwie aber machen
die Maschinen Fehler, und auch das muß ich glauben. Damit
bleibt also noch eine andere Alternative.« Er warf Susan Calvin
einen Blick von der Seite her zu. Sie hatte die Augen geschlossen,
und für einen Augenblick schien es, als sei sie
eingeschlafen.
»Und worin besteht diese?« fragte sie, als hätte
sie nur auf ihr Stichwort gewartet.
»Nun, natürlich darin, daß korrekte Angaben
gemacht und korrekte Antworten erteilt werden, daß man diese
aber nicht beachtet. Es besteht ja keine Möglichkeit für
die Maschine, sich Gehorsam zu erzwingen.«
»Wie mir scheint, hat Madame Szegeczowska mit Bezug auf die
Nordländer etwas Derartiges angedeutet.«
»Jawohl.«
»Und was soll der Zweck einer derartigen Haltung sein?
Überlegen wir uns einmal eventuelle Motive!«
»Mir sind sie klar, und eigentlich sollten sie auch Ihnen
klar sein. Es geht darum, den Robot absichtlich zu erschüttern.
Unter der Herrschaft der Denkmaschinen kann es keine ernstlichen
Konflikte auf Erden geben. Keine Gruppe kann sich mehr Macht aneignen
als die andere, kann zum eigenen Nutzen über die andere die
Herrschaft gewinnen, ganz gleich was der Schaden für die
Gesamtheit sein mag. Kann aber das allgemeine Zutrauen in die
Maschinen so weit erschüttert werden, daß man sie aufgibt,
dann wird wieder das erbarmungslose Gesetz der Dschungel Platz
greifen. Und nicht eine einzige der vier Regionen kann davon
freigesprochen werden, daß sie genau dies will.
Der Osten hat die Hälfte der Menschheit innerhalb seiner
Grenze, und die Tropen besitzen die Hälfte aller irdischen
Hilfsquellen. Jede der beiden Regionen kann sich einbilden, sie sei
zum natürlichen Herrscher der Erde bestimmt. Jede kann auf eine
lange Geschichte der Demütigung durch den Norden
zurückblicken, für die sie möglicherweise auf Rache
sinnt. Das wäre doch durchaus menschlich. Anderseits hat Europa
eine große Tradition. Es hat tatsächlich einstmals
die Erde beherrscht, und nichts sitzt so tief und fest in Menschen
wie die Erinnerung an besessene Macht.
Dennoch ist es schwer zu glauben. Beide Regionen – der Osten
wie auch die Tropen – sind in einem Zustande ungeheurer
Expansion innerhalb ihrer eigenen Grenzen. Beide kommen schier
unglaublich rasch hoch. Sie können nicht auch noch die
Überschußenergie für militärische Abenteuer
besitzen. Europa seinerseits kann außer seinen Träumen gar
nichts haben. Militärisch gesprochen ist es nur noch ein
Schatten.«
»Dann, Stephen«, sagte Susan, »bleibt ja nur noch
der Norden.«
»Jawohl«, erwiderte Byerley energisch. »Das stimmt
auch. Der Norden ist im Augenblick die stärkste Region und war
es auch ein Jahrhundert lang. Jetzt aber verliert der Norden relativ
gesprochen an Stärke. Die Tropen mögen zum erstenmal seit
den Pharaonen den Platz des Nordens in der vordersten Linie der
Zivilisation einnehmen, und es gibt Nordländer, die davor Angst
haben.
Die Gesellschaft für die Menschlichkeit ist, wie Sie wissen,
in der Hauptsache eine Organisation des Nordens, und diese Leute
machen kein Geheimnis daraus, daß sie gegen die Maschinen
eingestellt sind. Susan, die Mitgliederzahl dieser Gesellschaft ist
klein, aber die Leute sind mächtig. Fabrikleiter, Direktoren der
Industrie und von landwirtschaftlichen Organisationen, die es hassen,
das zu sein, was sie ›Laufburschen der Maschine‹ nennen,
gehören dazu. Hauptsächlich sind es Männer mit
Ehrgeiz. Männer, die glauben, selber stark genug zu sein,
darüber zu entscheiden, was für sie das Beste ist, und die
nicht immer hören wollen, was für andere das Beste ist.
Kurz gesagt, der Gesellschaft gehören gerade diejenigen
Männer an, die dadurch, daß sie gemeinsam die
Entscheidungen der Denkmaschinen ablehnen, in kürzester Zeit die
Welt in ein tolles Durcheinander zu stürzen vermögen.
Susan, die
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