Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
ein Ende zu machen?«
»Ich werde damit fertig, das versichere ich dir. Ihre
nuklearen Bomben werden sie nicht zerstören.«
»Das ist höchst fraglich. Nun laß mich meinen Weg
fortsetzen, Etheriel. Der vorgesehene Moment rückt
näher.«
Der Seraphim sagte hartnäckig: »In diesem Fall
möchte ich die Dokumente sehen.«
»Wenn du darauf bestehst.« Gabriel ließ den
Wortlaut des Himmlischen Beschlusses in glitzernden Symbolen vor dem
tiefen Schwarz des luftlosen Firmaments erscheinen.
Etheriel las laut: »Hiermit wird angeordnet, daß der
Erzengel Gabriel den Planeten Nummer G 753.990, Klasse A, im weiteren
Verlauf Erde genannt, am ersten Januar 1967 lokaler Zeit aufsucht,
und…« Er las den Text schweigend zu Ende.
»Zufrieden?«
»Nein, aber ich bin machtlos.«
Gabriel lächelte. Eine Posaune erschien am Himmel, geformt
wie ein irdisches Instrument, aber ihr schimmernder Körper
erstreckte sich von der Erde bis zur Sonne. Gabriel hob sie an seine
Lippen.
»Kannst du mir nicht wenigstens noch ein bißchen Zeit
geben, damit ich die Sache dem Rat der Seligen vortrage?« fragte
Etheriel verzweifelt.
»Was könnte es dir nützen? Der Beschluß ist
vom Chef gegengezeichnet, und du weißt selbst, daß ein
solches Dokument absolut unwiderruflich ist. Und nun, wenn es dir
nichts ausmacht, ist der Augenblick gekommen, und ich möchte es
hinter mich bringen, weil ich noch weitaus wichtigere Angelegenheiten
zu regeln habe. Würdest du so freundlich sein, mir ein kleines
Stück aus dem Weg zu gehen? Danke.«
Gabriel blies in die Posaune, und ein feiner, kristallklarer Ton
erfüllte das Universum bis hin zum entferntesten Stern. Bei
ihrem Klang blieb die Zeit stehen, die Vergangenheit trennte sich von
der Zukunft, die Sonne und die Planeten stürzten in sich
zusammen, und ihre Materie löste sich wieder in den kosmischen
Staub auf, aus dem sie sich vor Jahrmilliarden gebildet hatte. Nur
die Erde drehte sich wie bisher weiter, in einem Universum, das
plötzlich leergeworden war.
Die Posaune des Jüngsten Gerichts war erklungen.
R. E. Mann betrat den Bürotrakt der Billikan Bitsies
Nährmittelfabrik, suchte sich seinen Weg zum Chefbüro und
sah sich schließlich einem großen, hageren Mann mit
grauem Schnurrbart gegenüber, der einen eleganten,
maßgeschneiderten Anzug trug und sich auf verschiedene Papiere
auf seinem Schreibtisch konzentrierte.
R. E. blickte auf seine Armbanduhr, die um 7.01 Uhr
stehengeblieben war. Seine dunkelbraunen Augen, die dem
scharfgeschnittenen, knochigen Gesicht etwas Raubvogelhaftes
verliehen, begegneten dem ahnungslosen Blick des anderen.
Der Schnurrbärtige starrte ihn einen Augenblick leer an, dann
räusperte er sich. »Kann ich etwas für Sie
tun?«
»Horatio Billikan, nehme ich an? Eigentümer dieser
Fabrik?«
»ja.«
»Ich bin R. E. Mann. Ich konnte mir nicht helfen. Ich
mußte hier hereinschauen, als ich jemanden bei der Arbeit sah.
Wissen Sie nicht, was heute für ein Tag ist?«
»Heute?«
»Es ist der Tag der Auferstehung.«
»Ach das! Ich weiß. Ich hörte den Posaunenschall.
War laut genug, um die Toten zu erwecken…« Er schmunzelte.
»Kein schlechter Witz, wie? Nun, ich wachte heute früh um
sieben Uhr auf und stieß meine Frau an. Sie hatte es
natürlich verschlafen, wie ich ihr schon immer prophezeit hatte.
›Das ist die Posaune des Jüngsten Gerichts, Liebling‹,
sagte ich. Hortense, so heißt meine Frau, sagte: ›Ist
schon gut‹, und schlief wieder ein. Ich badete, rasierte mich,
zog mich an und ging zur Arbeit.«
»Aber warum?«
»Warum nicht?«
»Von Ihren Arbeitern und Angestellten ist keiner
erschienen.«
»Nein, die Faulenzer. Sie denken nur ans Feiern. Man kann
nicht mehr von ihnen erwarten. Schließlich ist auch nicht jeden
Tag Weltuntergang. Offen gestanden, mir ist es ganz recht. Das gibt
mir endlich Gelegenheit, meine Privatkorrespondenz ungestört zu
erledigen. Das Telefon hat noch nicht einmal geläutet.«
Er stand auf und trat ans Fenster. »Es ist eine bedeutende
Verbesserung. Keine blendende Sonne mehr, und der Schnee ist auch
weg. Ein angenehmes Licht und eine ebenso angenehme Temperatur. Sehr
gute Lösung… Aber nun, wenn es Ihnen nichts ausmacht…
Ich bin sehr beschäftigt, wenn Sie mich also entschuldigen
wollen…«
Eine heiser dröhnende Stimme unterbrach ihn mit einem lauten
»Augenblick, Horatio«, und ein Herr, der Billikan
bemerkenswert ähnlich sah, trat ins Büro und nahm eine
Haltung beleidigter Würde an, die kaum
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