Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
sagen? dachte sie flüchtig. Irgendwie war es
ihr nicht sehr wichtig. Die schönen, erregenden Tage kamen nicht
mit ihm; sie gingen mit Tony. Es war merkwürdig, aber sie konnte
nicht mehr verstehen, warum sie sich vor drei Wochen so gegen dieses
Experiment gesträubt hatte.
Die Wanduhr schlug achtmal, und sie wandte sich an Tony. »Sie
werden bald hier sein, Tony. Gehen Sie lieber in den Keller. Wir
dürfen nicht zulassen…«
Sie brach ab, starrte ihn verwirrt an und sagte schwach:
»Tony?« dann noch einmal und etwas stärker:
»Tony?« und zuletzt beinahe schreiend:
»Tony!«
Aber er hatte jetzt seine Arme um sie gelegt, und sein Gesicht war
dem ihren nahe. Er hielt sie fest, und seine Stimme drang wie durch
einen Nebel an ihr Ohr.
»Mrs. Belmont«, sagte er leise, »es gibt viele
Dinge, für deren Verständnis mein Gehirn nicht eingerichtet
ist, und dies muß dazu gehören. Morgen werde ich Ihr Haus
verlassen, und ich will es nicht. Ich finde, daß mehr in mir
ist als nur der Wunsch, Ihnen zu dienen. Ist es nicht
seltsam?«
Sein Gesicht war nahe vor ihr, aber sie fühlte keinen Atem,
denn Maschinen atmen nicht. Bevor sie antworten konnte, schrillte die
Türglocke.
In plötzlicher Panik suchte sie sich zu befreien, dann war er
fort, und die Glocke schrillte wieder, dringend.
Sie sah, daß die Fenstervorhänge zurückgezogen
waren. Vor einer halben Stunde waren sie noch geschlossen gewesen.
Das wußte sie.
Die Besucher mußten es also gesehen haben. Sie mußten
alles gesehen haben!
Sie kamen in einem ganzen Rudel, höfliche Worte auf den
Lippen und ein falsches Lächeln in den Gesichtern. Ihre
scharfen, bohrenden Blicke schossen hierhin und dorthin. Sie hatten
es gesehen. Warum sonst fragte Gladys so scheinheilig-freundlich nach
Larry? Und Claire erwehrte sich aller Fragen mit unbekümmertem
Trotz.
Ja, Larry ist fort. Er wird morgen zurückkommen, nehme ich
an. Nein, ich habe mich hier nicht einsam gefühlt. Kein
bißchen. Ich hatte eine schöne Zeit. Und sie lachte ihnen
in die Gesichter. Warum nicht? Was konnten sie schon tun? Wenn sie
Larry hintenherum zusteckten, was sie gesehen zu haben glaubten,
würde er die Wahrheit wissen und über die hämischen
Verdächtigungen lachen.
Aber den Besuchern war nicht zum Lachen zumute. Claire sah es an
der Wut in Gladys Clafferns Augen, im falschen Ton ihrer Worte und
schließlich in ihrem Wunsch, sich möglichst bald wieder zu
verabschieden. Und als die Meute ging, fing Claire ein
mißgünstiges Flüstern auf.
»… noch nie gesehen… so hübsch und
stattlich…«
Und auf einmal wußte sie, was sie in die Lage versetzt
hatte, die anderen so überlegen abzufertigen. Mochten sie auch
hübscher und reicher und glänzender sein als Claire Belmont
– keine von ihnen, nicht eine einzige, konnte einen so
gutaussehenden Liebhaber vorweisen!
Und dann erinnerte sie sich wieder einmal, daß Tony eine
Maschine war, und eine Gänsehaut überlief ihren
Körper. Sie floh in ihr Schlafzimmer und weinte die halbe
Nacht.
Am nächsten Morgen, als es dämmerte und die
Straßen noch leer waren, fuhr ein Wagen vor und holte Tony
ab.
Lawrence Belmont kam an Dr. Calvins Büro vorbei, blieb
stehen, besann sich einen Moment und klopfte. Der Mathematiker Peter
Bogert war bei ihr, aber das störte ihn nicht.
»Meine Frau sagt, daß die Firma für alles bezahlt
hat, was in meinem Haus renoviert worden ist…«
»Ja«, antwortete Dr. Calvin. »Wir haben die
Ausgaben als wichtigen und notwendigen Teil des Experiments den
Entwicklungskosten zugeschlagen. In Ihrer neuen Position als
stellvertretender Verkaufsleiter haben Sie vermehrte
Repräsentationspflichten, so daß die Neueinrichtung Ihres
Hauses auch unter diesem Gesichtspunkt im Interesse der Firma
liegt.«
»Das ist es nicht, worüber ich mir Gedanken mache. Da
die Regierung die Tests genehmigt hat, werden wir uns im
nächsten Jahr ein eigenes TN-Modell anschaffen
können.« Er wandte sich zögernd zum Gehen, blieb dann
stehen.
»Nun, Mr. Belmont?« fragte Dr. Calvin nach einer
Weile.
»Ich frage mich«, begann Larry. »Ich frage mich,
was eigentlich passiert ist. Meine Frau – ich meine, sie scheint
so verändert. Es ist nicht nur ihr Aussehen – offen
gestanden, ich bin verblüfft.« Er lachte nervös.
»Es ist etwas mit ihr selbst. Sie ist gar nicht mehr meine Frau
– ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.«
»Warum auch? Sind Sie mit der Veränderung nicht
zufrieden?«
»Im Gegenteil. Aber es ist auch
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