Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
und dein Aussehen hat sich nicht
gerade zu deinen Gunsten verändert.«
Billikan junior lächelte gequält und verzichtete auf
eine Antwort. Der alte Herr schien auch keine erwartet zu haben.
»Wenn ihr zwei mich jetzt über die laufenden Geschäfte
unterrichten wollt«, fuhr er fort, »werde ich meine
Funktionen wieder ausüben.«
Er bekam gleichzeitig zwei Antworten, und sein blühendes
Gesicht rötete sich bedrohlich. Er stieß mit einem
imaginären Spazierstock rechthaberisch den Boden und bellte eine
heftige Entgegnung.
R. E. sagte: »Aber meine Herren!«
Er hob seine Stimme. »Meine Herren!«
Das Stimmengewirr brach ab, und alle blickten ihn an. R. E.s
kantiges Gesicht, seine stechenden Augen und sein sardonisch
lächelnder Mund schienen auf einmal den ganzen Raum zu
beherrschen.
»Ich verstehe diesen Streit nicht«, sagte er. »Was
stellen Sie in Ihrer Fabrik eigentlich her?«
»Bitsies«, antwortete Billikan junior.
»Das ist, wie ich vermute, eine verpackte
Frühstücksnahrung aus Weizen oder Mais, nicht
wahr?«
»Strotzende Energie in jeder goldenen, knusprigen
Flocke!« rief Billikan junior.
»Bedeckt mit honigsüßem Kristallzucker; ein
Leckerbissen und eine Nahrung!« ergänzte Billikan
senior.
»Ein Hochgenuß auch für den verwöhntesten
Geschmack!« brüllte Großvater Billikan.
»Sagen Sie mal«, fragte R. E. »Hat einer von Ihnen
Hunger?«
Sie starrten ihn verständnislos an. »Wie war das,
bitte?« fragte Billikan junior.
»Hat einer von Ihnen Hunger?« wiederholte R. E.
»Ich nicht.«
»Was faselt der Dummkopf da?« wollte Großvater
Billikan wissen. Der Spazierstock würde R. E. in den Nabel
gestoßen haben, hätte der Spazierstock existiert.
»Ich versuche Ihnen klarzumachen«, sagte R. E.
»daß kein Mensch jemals wieder etwas essen wird. Die Welt
hat aufgehört zu bestehen, und Nahrung ist von nun an
überflüssig.«
Die Gesichter der Billikans verrieten Bestürzung. Es war
deutlich zu erkennen, daß jeder an seinen Appetit dachte und
ihn vermißte. Billikan junior ließ die Schultern sinken,
und sein Gesicht wurde aschgrau. »Ruiniert!« sagte er
tonlos.
Großvater Billikan stieß den Boden mit seinem
imaginären Spazierstock. »Das ist Enteignung ohne
ordentlichen Gerichtsbeschluß. Ich werde klagen. Ich werde
klagen!«
»Völlig ungesetzlich«, stimmte Billikan senior
zu.
»Wenn Sie jemanden finden, gegen den Sie Klage erheben
können, wünsche ich viel Erfolg«, sagte R. E.
freundlich. »Und nun werden Sie mich bitte entschuldigen. Ich
glaube, ich werde einen Spaziergang zum Friedhof
unternehmen.«
Er setzte seinen Hut auf und ging hinaus.
R. E. Mann wanderte durch die belebten Straßen, und
allmählich gewöhnte er sich an den Anblick der teils
bekleideten, überwiegend aber nackten Menschen, die ratlos und
verwirrt umherirrten oder aber apathisch an den
Straßenrändern hockten.
Ein Mädchen von ungefähr zwölf Jahren lehnte
über einer eisernen Gartenpforte, hatte einen Fuß auf eine
Querstrebe gestellt und schwang sich mit der quietschenden Pforte hin
und her. Als er vorbeikam, rief sie fröhlich: »Hallo,
Mister.«
»Hallo«, sagte R. E. Das Mädchen war angezogen. Sie
war keine von den Auferstandenen.
»Wir haben ein neues Baby bekommen«, erzählte das
Mädchen zutraulich. »Es ist eine Schwester, die ich einmal
hatte. Mama weint und hat mich auf die Straße
geschickt.«
»Soso«, sagte R. E. und ging durch die Pforte und
über einen mit Ziegeln belegten Weg zum Haus. Er läutete,
bekam keine Antwort und trat durch die angelehnte Tür ein.
Im düsteren Korridor hörte er undeutliche Stimmen und
leises Schluchzen, klopfte an eine Zimmertür und wartete. I in
schwerfälliger Mann von etwa fünfzig Jahren mit einer
Glatze und einem Doppelkinn öffnete und sah ihn erstaunt und
mißtrauisch an.
»Wer sind Sie?«
R. E. nahm seinen Hut ab. »Ich dachte, ich könnte
vielleicht helfen. Ihre kleine Tochter draußen…«
Eine plumpe Frau mit ergrauendem Haar saß im Zimmer neben
einem ungemachten Doppelbett. Ihr Gesicht war aufgedunsen und vom
Weinen entstellt. Auf dem Bett lag ein nacktes Baby, strampelte mit
den Beinen und wandte den Kopf von einer Seite zur anderen.
»Das ist mein Kind«, murmelte die Frau. »Es wurde
vor dreiundzwanzig Jahren geboren und starb, als es zehn Tage alt
war. Ich hatte es mir immer zurückgewünscht.«
»Und nun haben Sie es wieder«, sagte R. E.
»Aber es ist zu spät«, rief die Frau verzweifelt.
»Ich hatte noch drei
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