Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
erweckt. In der Stadt habe
ich einige ziemlich widerwärtige Typen gesehen, die genauso
lebendig sind wie Sie.«
»Das müssen reuige Sünder sein, die noch auf dem
Sterbebett…«
»Ich habe nie bereut.«
»Was, mein Sohn?«
»Zum Beispiel die Tatsache, daß ich nie einen
Gottesdienst besucht habe.«
Winthrop Hester trat hastig einen Schritt zurück. »Bist
du jemals getauft worden, mein Sohn?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
Winthrop Hester begann zu zittern. »Sicherlich haben Sie aber
an Gott geglaubt?«
»Nun«, sagte R. E. »Ich habe über Ihn eine
Menge Dinge geglaubt, die Sie wahrscheinlich erschrecken
würden.«
Winthrop Hester bekreuzigte sich, dann machte er kehrt und eilte
gestikulierend davon.
Auf dem Rest seines Weges zum Friedhof wurde R. E. nicht mehr
aufgehalten. Er wußte nicht, wie spät es war, und er
kümmerte sich auch nicht darum. Er fand den Friedhof fast leer.
Bäume und Gras waren verschwunden, und jetzt fiel ihm auf,
daß es nirgendwo mehr etwas Grünes gab. Der Erdboden war
überall von einem harten, eintönigen Grau, das tot und
farblos unter dem undurchsichtigen Nebelgrau des Himmels lag. Aber
die Umfassungsmauern und die Grabsteine standen noch.
Auf einem dieser Grabsteine saß ein magerer Mann mit
zerfurchtem Gesicht und langen schwarzen Haaren, die ihm bis auf die
Schultern hingen. Ein schwarzes Gekräusel bedeckte Brust und
Arme.
Er rief mit tiefer Stimme: »He, Sie da!«
R. E. ging zu ihm und setzte sich auf eine benachbarte Grabplatte.
»Hallo.«
»Ihre Kleider kommen mir komisch vor«, sagte der
Schwarzhaarige. »Welches Jahr haben wir?«
»1967.«
»Ich bin schon 1807 gestorben. Komisch! Ich dachte immer,
daß ich um diese Zeit schon in der Hölle schwitzen wurde,
mitten im ewigen Feuer.«
»Wollen Sie nicht mit in die Stadt gehen?« fragte R.
E.
»Ich heiße Zeb«, erklärte der Alte. »Das
ist die Kurzform von Zebuion, aber Zeb reicht mir. Wie sieht die
Stadt aus? Hat sich wohl ein bißchen verändert,
was?«
R. E. nickte. »Sie hat annähernd hunderttausend
Einwohner.«
Zebs Mund öffnete sich, als wollte er gähnen.
»Gehen Sie zu. Das wäre ja beinahe so groß wie
Philadelphia… Sie wollen mich wohl verkohlen?«
»Philadelphia hat…« R. E. brach ab. Es hatte keinen
Sinn, Zahlen anzuführen. Statt dessen sagte er: »Die Stadt
ist in hundertfünfzig Jahren gewachsen, wissen Sie.«
»Auch das Land?«
»Fünfzig Staaten«, erwiderte R. E. »Bis zum
Pazifik und hinüber nach Hawaii.«
»Nein!« Zeb hieb erfreut auf seinen Schenkel. »Ich
würde nach Westen ziehen, wenn ich hier nicht gebraucht
würde. Jawohl, Sir.« Sein Gesicht nahm einen lauernden
Ausdruck an, und seine dünnen Lippen wurden grimmig. »Ich
bleibe hier, wo ich gebraucht werde.«
»Wozu werden Sie gebraucht?«
Die Antwort kam kurz, wie ausgespuckt. »Indianer.«
»Indianer?«
»Millionen. Zuerst die Stämme, die wir bekämpft und
verjagt haben, und dann die Stämme, die noch nie einen
weißen Mann gesehen hatten. Sie werden alle wieder zum Leben
erwachen. Ich werde meine alten Gefährten brauchen. Ihr
Stadtleute seid nicht gut für so etwas… Haben Sie schon mal
einen Indianer gesehen?«
»Nicht in dieser Gegend«, sagte R. E. »Nein, in
letzter Zeit nicht.«
Zeb warf ihm einen verächtlichen Blick zu und wollte auf die
Seite spucken, aber er brachte für den Zweck keinen Speichel
zusammen. »Dann gehen Sie besser wieder in die Stadt
zurück. Bald wird es hier herum nicht mehr sicher sein. Ich
wünschte, ich hätte meine Muskete.«
R. E. erhob sich, stand einen Moment unschlüssig und machte
sich auf den Rückweg. Die Grabplatte, auf der er gesessen hatte,
zerfiel fast im gleichen Augenblick in graues Steinpulver, das mit
dem kahlen Boden verschmolz. Er blickte umher. Die meisten Grabsteine
waren schon verschwunden. Nur der unter Zeb sah noch fest und solide
aus.
R. E. begann sich zu entfernen. Zeb drehte sich nicht nach ihm um.
Er wartete ruhig und gefaßt auf die Indianer.
Etheriel stürzte in wilder Hast durch die Himmel. Er
wußte, daß die Augen der Engel auf ihm waren. Vom
unbedeutendsten Cherubim bis zum höchsten Erzengel beobachteten
sie ihn. Er war bereits höher gestiegen als je ein anderer
seiner himmlischen Brüder, ungefragt, und zitternd erwartete er
das Wort, das seinen Vorwitz mit einem Sturz ins Bodenlose bestrafen
würde.
Aber er ließ nicht nach. Durch Nicht-Raum und Nicht-Zeit
schwang er sich weiter hinauf zum Sitz des Allerhöchsten, der
alles
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