Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Roten Armee vermischt. Um
die Situation weiter zu komplizieren, werden die Kaiser und Zaren
dazukommen. Die Männer von Verdun und der Somme sind wieder auf
den alten Schlachtfeldern. Napoleon und seine Marschälle sind
über ganz Westeuropa verstreut. Und Mohammed wird
zurückgekehrt sein, um zu sehen, was in den folgenden Zeitaltern
aus dem Islam geworden ist, während die Heiligen und Apostel die
Wege des Christentums beklagen werden. Und selbst die Mongolen, die
armen Kerle, angefangen mit Temudschin und über Kublai Khan bis
zu Timur, müssen jetzt hilflos die Steppen Asiens durchwandern,
voll Sehnsucht nach ihren Pferden.«
»Als Geschichtsprofessor«, meinte R. E.
»müssen Sie sich wünschen, dort zu sein und zu
beobachten.«
»Wie könnte ich dort sein? Jeder Mensch auf Erden ist
auf seine Füße als einziges Fortbewegungsmittel
angewiesen. Es gibt keinerlei Maschinen mehr und, wie ich schon
sagte, keine Pferde. Und was würde ich in Europa schon finden
können? Leere und Apathie wie hier!«
Ein leises Geräusch veranlaßte R. E. den Kopf zu
wenden. Das benachbarte Ziegelgebäude war zu Staub zerfallen.
Bruchstücke morscher Ziegel lagen rings um ihn. Einige
mußten ihn getroffen haben, ohne daß er etwas davon
gespürt hatte.
Er blickte umher. Die Schutthaufen der Häuser wurden
zusehends niedriger und verflachten bis zu ihrer völligen
Einebnung.
Er sagte: »Vorhin traf ich einen Mann, der dachte, daß
wir alle gerichtet und im Himmel seien.«
»Gerichtet?« fragte Levine. »Ja, das könnte
ich mir auch denken. Wir sehen uns jetzt der Ewigkeit gegenüber.
Wir haben kein Universum mehr, keine Naturerscheinungen, keine
Gefühle, keine Leidenschaften. Nichts als uns selbst und unsere
Gedanken. Wir haben eine Ewigkeit der Selbstbesinnung vor uns. Und
das, obwohl wir in unserer ganzen Geschichte nie gewußt haben,
was wir an einem regnerischen Sonntag mit uns anfangen
sollten.«
»Das hört sich so an, als wären Sie über diese
Situation unglücklich.«
»Nicht unglücklich, aber ich erkenne sie als das, was
sie ist. Dantes Konzeption des Infernos war kindisch und eines so
großen Geistes unwürdig: Feuer und Qualen. Langeweile ist
ein viel feineres Instrument. Die inneren Qualen einer Seele, die
unfähig ist, sich selbst auf irgendeine Weise zu entrinnen,
sondern dazu verflucht, für alle Zeiten in ihrem eigenen
geistigen Eiter zu ersticken, sind viel wirksamer. O ja, mein Freund,
wir sind gerichtet und verurteilt, und dies ist nicht der Himmel,
sondern die Hölle.«
Und Levine ließ die Schultern sinken, von denen die Kleidung
jetzt in Fetzen herabhing, und entfernte sich mit schleppenden
Schritten.
R. E. blickte nachdenklich in die Runde und nickte. Er war
zufrieden. Ein seltsames Licht lag über seinem Kopf,
während ihm Gedanken durch den nichtmenschlichen Sinn gingen,
und für einen Augenblick hatte es den Anschein, als zeigte sein
undeutlicher Schatten auf der grauen Erde zwei kleine Hörner an
beiden Schläfen…
Die Schule
Margie schrieb es am Abend sogar in ihr Tagebuch. Auf die Seite
mit der Titelzeile 17. Mai 2157 schrieb sie: »Heute hat Tommy
ein richtiges Buch gefunden!«
Es war ein sehr altes Buch. Margies Großvater hatte ihr
einmal erzählt, daß er als kleiner Junge von seinem
Großvater gehört hätte, wie in früheren Zeiten
alle Geschichten auf Papier gedruckt gewesen waren.
Sie wendeten die Seiten, die schon vergilbt und brüchig
waren, und es war ungemein komisch, Worte zu lesen, die stillstanden,
statt sich über einen Bildschirm zu bewegen, wie es sich
gehörte. Und dann, wenn sie wieder zurückblätterten,
konnten sie auf den vorhergehenden Seiten dieselben Worte lesen, die
sie schon beim erstenmal gelesen hatten.
»Denk mal«, sagte Tommy, »was für eine
Verschwendung. Wenn du mit dem Buch fertig bist, mußt du es
wegwerfen. Unser Fernseher hat schon viele tausend Bücher
gezeigt, und er ist noch gut für viele Tausend mehr. Den braucht
man nie wegzuwerfen.«
»Wo hast du das Buch gefunden?« fragte Margie neugierig.
Sie war elf und hatte noch nicht so viele Telebücher gesehen wie
Tommy. Er war dreizehn.
»Bei mir zu Haus.« Er zeigte mit dem Daumen in die
Richtung, ohne hinzusehen, denn er war mit Lesen beschäftigt.
»Auf dem Dachboden.«
»Wovon handelt es?«
»Schule.«
Margie wurde zornig. »Schule? Was kann man denn schon
über die Schule schreiben? Ich hasse die Schule!«
Margie hatte die Schule schon immer gehaßt, aber jetzt
haßte sie
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