Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
das Gesetz genau
an Little Miß’ Todestag.
Das war kein Zufall. Little Miß hatte sich während der
letzten Debatte verzweifelt an das Leben geklammert und schloß
die Augen erst, als ihr berichtet worden war, daß sie gesiegt
hatten.
Ihr letztes Lächeln galt Andrew.
»Du warst immer gut zu uns, Andrew«, waren ihre letzten
Worte.
Andrews Hand haltend starb sie, während ihr Sohn, dessen Frau
und die Kinder respektvoll im Hintergrund standen.
12
Andrew wartete geduldig, bis die Sekretärin zurückkam.
Er hätte die Angelegenheit auch über den 3-D-Holographen
abwickeln können, aber er hatte schon immer viel von
persönlichem Kontakt gehalten und verzichtete gern auf derlei
Einrichtungen.
Ab und zu kam jemand herein und starrte ihn an. Andrew versuchte
nicht, die neugierigen Blicke zu meiden. Er sah jeden einzelnen ruhig
an, mit dem Erfolg, daß jeder einzelne sofort wegsah.
Schließlich kam Paul Martin zu ihm heraus. Paul war
inzwischen auch dazu übergegangen, sich jeden Morgen grell zu
schminken, wie es im Moment Mode war und dazu dienen sollte,
jeglichen Unterschied zwischen Mann und Frau zu vertuschen – was
selbst Andrew ziemlich lächerlich fand. Kritik am Menschen zu
üben war für Andrew schon längst zur Gewohnheit
geworden. Er hatte nur dann ein ungutes Gefühl dabei, wenn er
seine Kritik laut aussprach. Schriftlich machte es ihm nichts aus,
aber mündlich – das war ihm nach wie vor unangenehm.
»Komm rein, Andrew«, sagte Paul. »Tut mir leid,
daß ich dich habe warten lassen müssen, aber ich
mußte noch schnell etwas erledigen. Du hast gesagt, daß
du mich sprechen willst, aber ich hatte nicht begriffen, daß du
in die Kanzlei kommen wolltest.«
»Falls du zu tun hast, Paul, kann ich gern warten.«
»Ist nicht nötig«, sagte Paul. »Bist du allein
in die Stadt gekommen?«
»Ich habe mir ein Auto gemietet.«
»Irgendwelche Schwierigkeiten?« fragte Paul, einen
ängstlichen Unterton in der Stimme.
»Nein. Ich bin ja durch das Gesetz geschützt.«
Die Bemerkung schien Paul nicht zu erleichtern.
»Andrew«, sagte er, »ich habe dir schon mehrmals
erklärt, daß das Gesetz nicht erzwingbar ist, wenigstens
meistens nicht… Gesetze sind bei Menschen nicht auf die Weise
bindend wie bei euch Robotern. Wenn du darauf bestehst, Kleider zu
tragen, dann bekommst du irgendwann wieder Schwierigkeiten. Denk an
das letzte Mal.«
»Das war das einzige Mal. Trotzdem tut es mir leid, daß
du Mißfallen an meinem Äußeren findest.«
»Ich finde kein Mißfallen an deinem
Äußeren, Andrew. Du darfst mich nicht falsch verstehen. Du
bist praktisch eine lebende Legende und in vieler Hinsicht viel zu
wertvoll, um dir das Recht herausnehmen zu dürfen, irgendwelche
Risiken einzugehen… Wie kommst du mit deinem Buch
voran?«
»Ich bin fast fertig. Der Herausgeber ist sehr
angetan.«
»Sehr gut.«
»Ich weiß nicht, ob er von dem Buch als solchem angetan
ist. Ich glaube, er denkt mehr an die Auflage und seinen Gewinn, denn
der Autor ist ein Robot, und das vor allem findet er prima.«
»Was nur menschlich ist.«
»Mir kann das egal sein. Hauptsache, es verkauft sich gut,
denn auch ich kann Geld brauchen.«
»Aber Großmutter hat dir doch…«
»Little Miß war sehr großzügig, und ich bin
überzeugt davon, daß ich mit der weiteren Hilfe deiner
Familie rechnen kann. Trotzdem hoffe ich, daß ich meinen
nächsten Schritt mit dem Geld finanzieren kann, das mir das Buch
einbringt.«
»Und was für ein nächster Schritt ist
das?«
»Ich möchte den Vorstand der Firma US Robots kennenlernen. Ich habe schon versucht, einen Termin bei ihm zu
bekommen, konnte ihn bisher aber noch nicht erreichen. Die Firma hat
sich nicht sehr kooperativ gezeigt, was die Recherchen für mein
Buch anbelangt, also wundert es mich nicht gerade.«
Paul grinste. »Hilfe ist das letzte, was du von denen
erwarten kannst. Bei unserem großen Kampf für die Rechte
des Robots haben sie auch keinen Finger gerührt. Im Gegenteil,
und der Grund liegt klar auf der Hand. Gib einem Robot Rechte, und
der Kunde wird kaufunwillig.«
»Kann schon sein«, sagte Andrew. »Aber wenn du dort
anrufst, du bekommst bestimmt einen Termin für mich.«
»Aber ich stehe auch nicht besser mit ihnen als du,
Andrew.«
»Du kannst ja einfließen lassen, daß Feingold
& Martin von einer weiteren Kampagne zur Festigung der Rechte des
Robots absehen werden, wenn sie mich empfangen.«
»Ist das denn nicht gelogen, Andrew?«
»Doch, Paul, und da
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