Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
allerdings tut, ist im ersten
Fall so fraglich wie im zweiten. Auch Weltgerichtspräsidenten
sind Menschen wie alle anderen, und das Mißtrauen gegen Roboter
existiert eben.«
»Nach wie vor?«
»Nach wie vor. Jeder wird sich darüber im klaren sein,
daß Sie es verdienen, ein Mensch zu sein, aber die Angst, einen
Präzedenzfall zu schaffen, wird dadurch nicht gemindert
sein.«
»Von einem Präzedenzfall kann keine Rede sein, denn ich
bin der einzige freie Robot der Welt, der einzige Robot meiner Art.
Einen zweiten Andrew Martin wird es nie geben. Sie können sich
bei der US Robots erkundigen.«
»Andrew«, sagte Chee-Li-Hsing, »oder Mr. Martin,
wenn Ihnen das lieber ist, ich persönlich würde Ihren
Antrag unterstützen, aber der Oberste Gerichtshof wird nicht
bereit sein, diesen Präzedenzfall zu schaffen, ganz gleich, wie
bedeutungslos er durch die eben von Ihnen genannten Argumente sein
würde. Sie haben mein vollstes Verständnis, Mr. Martin,
aber Hoffnungen kann ich Ihnen keine machen.«
»Aber…«
»Moment, lassen Sie mich schnell noch etwas
hinzufügen«, sagte Chee-Li-Hsing und lehnte sich
zurück, die Stirn in tiefe Falten gelegt. »Falls die
Debatte um das Recht, das Sie verlangen, zu heftig wird, könnte
man vielleicht auf die Idee kommen, Ihre Argumente gegen Sie zu
verwenden. Sie selbst betonen, daß ein Roboter jederzeit
verschrottet werden kann. Sich auf diese Weise Ihrer zu entledigen,
wäre der leichteste Ausweg aus dem Dilemma. Bedenken Sie das
gut, bevor Sie sich an den Obersten Gerichtshof wenden.«
»Wird sich niemand an die Prothetologie erinnern, einen
Wissenschaftszweig, den ich immens gefördert habe?«
»So grausam Ihnen das erscheinen mag, nein. Es wird sich
niemand daran erinnern. Höchstens, um es gegen Sie zu verwenden.
Man wird behaupten, daß Sie die Prothetologie lediglich
für sich selbst erfunden haben. Man wird behaupten, daß
Sie den neuen Wissenschaftszweig im Zuge einer Kampagne
gefördert haben, die zur Robotisierung des Menschen führen
sollte, beziehungsweise zur Vermenschlichung des Robots. Sie sind nie
Ziel einer politischen Haßkampagne gewesen, Mr. Martin, und ich
schwöre Ihnen, daß man Sie zum Gegenstand übelster
Verleumdungen machen und es Leute geben wird, welche diese Lügen
auch noch glauben werden.«
»Falls ich mich dazu entschließen sollte, für mein
Recht zu kämpfen, stehen Sie dann auf meiner Seite?«
Chee-Li-Hsing überlegte einen Moment lang. »Soweit es
mir möglich ist – ja«, antwortete sie
schließlich. »Falls meine Haltung zu irgendeinem Zeitpunkt
meine politische Zukunft bedroht, werde ich Sie fallenlassen
müssen, denn es handelt sich hier um eine Sache, die mit meinen
Überzeugungen nicht ganz in Einklang zu bringen ist. Verzeihen
Sie, aber das ist die Wahrheit.«
»Vielen Dank, mehr verlange ich nicht«, sagte Andrew.
»Ich werde um mein Recht kämpfen, ganz gleich, was dabei
herauskommt, und werde Sie nur so lange um Ihre Hilfe bitten, solange
Sie in der Lage sind, sie mir zu gewähren.«
19
Es war kein offener Kampf. Feingold & Martin rieten zur
Geduld, und Andrew erwiderte, er habe alle Geduld dieser Erde.
Feingold & Martin entschlossen sich endlich zu einer Kampagne,
die das Schlachtfeld kleiner machen und genau abstecken sollte.
Sie konstruierten einen Rechtsfall und lehnten in einem
Prozeß Schuldforderungen an ihren fingierten Klienten mit der
Begründung ab, der Gläubiger habe ein prothetologisches
Herz, also ein Robotorgan, durch dessen Besitz er sich selbst der
Menschenrechte begeben hätte. Als Individuum ohne Menschenrechte
habe er kein Recht, Schulden einklagen zu wollen.
Sie führten den Prozeß geschickt und hartnäckig,
verloren bei jedem Schritt, aber auf eine Weise, daß der
Urteilsspruch so breit wie möglich abgefaßt und dem
Obersten Gerichtshof vorgelegt werden mußte.
Es dauerte Jahre und kostete Millionen.
Als der letzte und endgültige Urteilsspruch kam, feierte
Dalong die juristische Niederlage als großen Sieg. Andrew war
zu diesem Anlaß natürlich in die Kanzlei gebeten
worden.
»Wir haben zwei Dinge erreicht, Andrew«, sagte er,
»von denen beide ausgezeichnet sind. Erstens haben wir die
unumstößliche Behauptung herausgefordert, daß der
menschliche Körper auch dann noch ein menschlicher Körper
ist, wenn er mit einer unbegrenzten Anzahl von prothetologischen
Ersatzteilen gespickt ist. Und zweitens haben wir die
öffentliche Meinung dahingehend beeinflußt, daß sie
an einer
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