Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Frage, wie man eine Milliarde siebenhundert Millionen Menschen füttern soll.«
»Und dennoch«, sagte Byerley, »haben sie ein Arbeitslosenproblem in Tientsin. Ist es möglich, daß sie überproduzieren? Es ist geradezu absurd zu glauben, Asien könnte unter einem Überfluß an Nahrungsmitteln leiden.«
Die Ränder um Chings dunkle Augen herum legten sich in Fältchen. »Nein. So weit sind wir noch nicht. Es stimmt, daß während der letzten paar Monate ein paar Bottiche stillgelegt worden sind, aber das ist doch nichts Ernstliches. Die Leute sind nur provisorisch entlassen worden, und diejenigen, die nicht in anderen Branchen arbeiten wollten, hat man nach Colombo auf Ceylon gebracht, wo eine neue Fabrik gerade in Betrieb gesetzt wird.«
»Warum aber sollten Bottiche stillgelegt werden?«
Ching lächelte sanft. »Wie ich sehe, verstehen Sie nicht viel von Hydroponik. Nun – das überrascht mich nicht. Sie stammen aus dem Norden, und im Norden ist Bodenbebauung noch immer profitabel. Im Norden ist es gang und gäbe, daß man – wenn man an Hydroponik denkt – sich eine Einrichtung vorstellt, mit deren Hilfe man Rüben in einer chemischen Lösung züchten kann. Das trifft ja auch tatsächlich zu – nur daß die ganze Sache etwas ungeheuer Kompliziertes ist.
Zunächst ist die größte Ernte, die wir alljährlich hervorbringen, Hefe. Sie ist sogar noch ständig im Wachsen. Wir haben mehr als zweitausend Stränge in Produktion, und jeden Monat werden neue Stränge eingesetzt. Die grundlegenden anorganisch-chemischen Nahrungsstoffe für die verschiedenen Hefen sind Nitrate und Phosphate zusammen mit bestimmten Mengen der benötigten Spurmetalle bis hinunter zu den winzigen Teilen von Bor und Molybdän, die erforderlich sind, um gute Resultate zu erzielen. Die organischen Teile bestehen hauptsächlich aus Zuckermischungen, die aus der Hydrolyse von Zellulose gewonnen werden, aber auch noch andere Nährfaktoren werden benötigt. Um eine erfolgreiche hydroponische Industrie zu leiten – eine, die 1700 Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen kann –, müssen wir im ganzen Osten ein ungeheures Wiederaufforstungsprogramm durchführen. Wir benötigen riesige Holzumwandlungsanlagen, um mit unseren Dschungeln fertig zu werden. Wir brauchen Kraftanlagen, Stahl und vor allem chemische synthetische Produkte.«
»Weshalb letztere, Sir?«
»Weil – was Sie wohl nicht wissen werden, Mr. Byerley – diese verschiedenen Hefestränge alle ihre besonderen Eigenheiten haben. Wie ich schon sagte, haben wir zweitausend Stränge entwickelt. Das Beefsteak, das Sie heute zu essen glaubten, war Hefe. Das gefrorene Fruchtdessert, das Sie aßen, ebenfalls. Wir besitzen filtrierten Hefesaft mit dem Geschmack, dem Aussehen und dem Nährwert von Milch.
Mehr als alles andere ist es der Geschmack und das Aroma, was Hefenahrung so populär gemacht hat. Zu diesem Zwecke haben wir künstlich Hefestränge gezüchtet, die nicht mehr allein auf Grund einer Diät von Salzen und Zucker existieren können. Ein Strang benötigt Biotin. Ein anderer Bteroylglutonsäure. Wieder andere brauchen siebzehn verschiedene Aminosäuren sowie alle B-Vitamine, außer einem. Das ist recht kompliziert und dennoch ist gerade dieser Strang so populär, daß wir seine Produktion nicht so ohne weiteres aufgeben können.«
Byerley rückte ungeduldig auf seinem Stuhle hin und her. »Zu welchem Zweck erzählen Sie mir das alles?«
»Sie haben mich gefragt, warum in Tientsin Leute arbeitslos geworden sind. Ich muß zu diesem Zweck sogar noch weitere Dinge auseinandersetzen. Nicht nur müssen wir zur Erhaltung unserer Hefezucht diese verschiedenen Nährstoffe haben. Wir müssen auch mit dem sehr komplizierten Faktor der allgemeinen Geschmacksrichtung rechnen, der sich ständig ändert. Wir müssen ununterbrochen die Möglichkeit im Auge behalten, neue Stränge zu entwickeln, mit denen wir dann neu auftretende Erfordernisse und Ansprüche erfüllen können. All dies muß geplant werden, und die Denkmaschine erfüllt ihre Aufgabe.«
»Aber leider nicht vollkommen.«
»Auch nicht sehr unvollkommen… ich meine im Hinblick auf die von mir dargestellten Komplikationen. Schön – in Tientsin sind wirklich ein paar Tausend Arbeiter vorübergehend arbeitslos geworden. Beachten Sie aber doch bitte noch folgendes! Die Höhe des Verlustes im vergangenen Jahre (wobei Verlust ausgedrückt wird entweder durch mangelndes Angebot oder mangelnde Nachfrage) beläuft sich auf
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