Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
wissen, daß es unmöglich ist, mehr zu sehen als ein Jahrhundert oder so. Die Leute sind damit zufrieden. Die Vergangenheit heißt Rom, Griechenland, Ägypten, die Steinzeit. Je weiter zurück, desto besser.
Aber nun wissen Sie, daß ein Jahrhundert oder etwas mehr die Grenze darstellt. Was bedeutet Ihnen die Vergangenheit unter diesem Aspekt? Ihre eigene Jugend. Ihr erstes Mädchen. Ihre tote Mutter. Zwanzig, dreißig Jahre zurück. Aber wann beginnt die Vergangenheit in Wirklichkeit?«
Er sah sie nacheinander an. Nimmo regte sich unbehaglich.
»Nun«, sagte Araman, »wann hat die Vergangenheit begonnen? Vor einem Jahr? Vor fünf Minuten? Vor einer Sekunde? Ist es nicht klar, daß die Vergangenheit schon jetzt beginnt, in jedem Augenblick, der vergeht? Die Vergangenheit ist nur ein anderer Name für die lebendige Gegenwart. Was geschieht, wenn Sie das Chronoskop auf die Vergangenheit der letzten Sekunde einstellen? Beobachten Sie dann nicht die Gegenwart? Beginnen Sie jetzt zu begreifen?«
»Verdammt!« sagte Nimmo leise.
»Verdammt!« äffte Araman nach. »Als Potterley vorgestern abend mit seiner Geschichte zu mir kam, mußte ich Sie beide beobachten. Wie habe ich das wohl angestellt? Ganz einfach, meine Herren! Ich habe es mit dem Chronoskop gemacht und die wichtigsten Phasen Ihrer Tätigkeit bis hin zur Gegenwart verfolgt.«
»Und so haben Sie gesehen, wie ich die Unterlagen bei der Bank deponierte?« fragte Foster.
»Genau. So habe ich auch alle anderen wichtigen Einzelheiten festgestellt. Was würde nun nach Ihrer Ansicht geschehen, wenn wir die Verbreitung der Nachricht zuließen, daß man mit relativ einfachen Mitteln ein Chronoskop für den Hausgebrauch zusammenbasteln kann? Die Leute würden vielleicht damit anfangen, ihre eigene Jugend, ihre Eltern und so weiter zu beobachten, aber es würde nicht lange dauern, bis ihnen die Möglichkeiten aufgehen würden. Die Hausfrau wird ihre tote Mutter vergessen und beginnen, ihre Nachbarin im Haus und ihren Mann im Büro zu beobachten. Der Geschäftsmann wird seinen Konkurrenten kontrollieren; der Arbeitgeber seine Angestellten und Arbeiter.
Es wird keine Privatsphäre mehr geben. Das Auge des Spähers am Fenster wird im Vergleich dazu ein harmloser Scherz sein. Die Film- und Fernsehstars werden in jeder Minute ihres Tagesablaufs von Tausenden beobachtet werden. Und es wird kein Entkommen geben; nicht einmal die Dunkelheit wird die Menschen vor den neugierigen Augen ihrer Zeitgenossen schützen können. Obwohl es strenge Vorschriften gibt, weiß ich, daß das Bedienungspersonal der Maschine manchmal solche kleinen Experimente macht.«
Nimmo sah auf einmal elend aus. »Sie können immer noch die Fabrikation für Privatzwecke verbieten…«
Araman fuhr wild herum. »Das geht, aber was erwarten Sie von einer derartigen Maßnahme? Können Sie durch Gesetze erfolgreich gegen Trinken, Rauchen, Unzucht oder Gerüchtemacherei vorgehen? Und diese Dinge sind noch gar nichts, verglichen mit dem Privatgebrauch des Chronoskops. Mein Gott, in tausend Jahren ist es uns nie gelungen, den Rauschgifthandel zum Erliegen zu bringen, und Sie sprechen von Gesetzen gegen ein Mittel, das es erlaubt, jeden beliebigen Menschen zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu beobachten und das außerdem noch in einer gut ausgerüsteten Heimwerkstatt hergestellt werden kann.«
»Ich werde auf die Veröffentlichung verzichten«, sagte Foster plötzlich.
»Keiner von uns wird reden!« platzte Potterley heraus, halb schluchzend. »Ich bedaure…«
»Sie sagten, daß Sie mich nicht mit dem Chronoskop beobachtet haben, Araman«, fing Nimmo an.
»Die Zeit reichte nicht«, antwortete Araman resigniert. »Das Chronoskop zeigt den Zeitablauf nicht schneller, als er auch in der Wirklichkeit ist. Es gibt keine Beschleunigung, keinen Zeitraffer oder so etwas. Wir haben volle vierundzwanzig Stunden damit verbracht, die wichtigsten Augenblicke in Fosters und Potterleys Arbeit der letzten drei Monate festzuhalten. Für mehr war nicht Zeit, aber es war genug.«
»Es war nicht genug«, sagte Nimmo.
»Was meinen Sie damit?«
»Ich sagte bereits, daß mein Neffe mich angerufen hat, um mir zu sagen, daß er wichtige Informationen bei der Hank hinterlegt habe. Es klang, als wäre er in ernsten Schwierigkeiten. Er ist mein Neffe, und ich mußte etwas für ihn tun. Es dauerte eine Weile, dann kam ich her, um ihm davon zu berichten. Vorhin deutete ich Ihnen an, daß ich mich um einige Details gekümmert
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