Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Großmeister, wissen Sie.«
»Gewiß.«
»Nach diesen Witzen und der allgemeinen Philosophie des Humors werde ich Multivac zuerst damit beauftragen, den Ursprung dieser Witze zu ermitteln, wenn es das kann. Weil Whistler Bescheid weiß und Ihnen Meldung gemacht hat, können Sie ihm sagen, daß er sich übermorgen für eine Analyse bereithalten soll. Er wird eine ganze Menge zu tun bekommen, nehme ich an.«
»Gewiß. Gern. Darf ich auch dabeisein?«
Meyerhof zuckte die Achseln. Trasks Anwesenheit war ihm offenbar gleichgültig.
Meyerhof hatte den letzten Witz seiner Serie mit besonderer Sorgfalt ausgewählt. Welcher Art diese Sorgfalt war, hätte er nicht begründen können, aber er hatte ein Dutzend Möglichkeiten in Erwägung gezogen und jeden der in Frage kommenden Witze auf seine Bedeutsamkeit hin untersucht.
Er schaltete das Mikrophon ein und sagte: »Ug, der Höhlenbewohner, sieht sein Weib in Tränen aufgelöst und mit zerzaustem Fellschurz zu ihm rennen. ›Ug‹, schreit sie wie von Sinnen, ›du mußt schnell etwas tun! Ein Säbelzahntiger ist in Mutters Höhle eingedrungen. Tu etwas!‹ Ug grunzt, nimmt seinen angenagten Büffelknochen auf und sagt: ›Warum soll ich etwas tun? Wen kümmert es, was einem Säbelzahntiger geschieht?‹«
Dann stellte Meyerhof seine beiden Fragen, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Er war fertig.
»Mir ist absolut nichts Beunruhigendes aufgefallen«, sagte Trask zu Whistler. »Er hat mir bereitwillig von seinem Vorhaben erzählt. Ich fand es zwar merkwürdig, aber durchaus legitim.«
»Er hat Ihnen einen Vorwand aufgetischt«, sagte Whistler.
»Auf bloße Vermutungen hin kann ich einen Großmeister nicht zur Rede stellen. Er kam mir etwas sonderbar vor, aber schließlich erwartet man von Großmeistern nichts anderes. Ich halte ihn nicht für übergeschnappt.«
»Mit Multivacs Hilfe den Ursprung von Witzen herauszubringen«, murmelte der Chefanalytiker unzufrieden. »Ist das etwa nicht übergeschnappt?«
»Das können wir nicht beurteilen«, erwiderte Trask irritiert. »Die Wissenschaft ist bis zu einem Punkt fortgeschritten, wo die einzigen bedeutungsvollen Fragen, die noch verbleiben, die scheinbar lächerlichen sind. Die vernünftigen Fragen sind längst gedacht, gefragt und beantwortet worden.«
»Aber das ist doch sinnlos.«
»Vielleicht, aber wir haben keine andere Wahl, Whistler. Wir werden Meyerhof aufsuchen, und Sie können Multivacs Antworten analysieren, wenn wir welche bekommen. Was mich angeht, so habe ich weiter nichts zu tun, als den Amtsschimmel zu bändigen. Ich weiß nicht einmal, was ein Chefanalytiker wie Sie eigentlich zu tun hat, außer analysieren, und das hilft mir auch nicht weiter.«
»Ganz einfach«, sagte Whistler. »Ein Großmeister wie Meyerhof formuliert Fragen, und Multivac setzt sie automatisch in Zahlen und Operationen um. Dann wirft er die Ergebnisse gleichfalls in Zahlen und Formeln aus, denn die Rückübertragung in Worte ist kompliziert und wird nur in einfachen Routinefällen angewandt, um bei den schwierigen Sachverhalten Mißverständnisse auszuschalten.«
»Ich verstehe. Dann ist es also Ihre Aufgabe, diese Symbole in Worte umzusetzen?«
Whistler nickte. »Weil Multivac aber viele Operationen zur gleichen Zeit durchführen kann, sind eine ganze Menge Analytiker erforderlich. Wenn nötig, bedienen wir uns bei unserer Arbeit kleinerer Spezial-Computer.« Whistler lächelte grimmig. »Wir sind wie die delphischen Priester im alten Griechenland, denn manchmal gibt Multivac doppelsinnige und orakelhafte Antworten.«
Sie langten an. Meyerhof wartete bereits.
Trask versuchte dem Geschehen zu folgen, aber es blieb ihm schleierhaft. Multivac warf einen endlosen Lochstreifen aus. Großmeister Meyerhof stand wie unbeteiligt neben Trask und sah zu, wie Whistler das Wiederaufspulen des Lochstreifens kontrollierte. Der Chefanalytiker hatte Kopfhörer und Mikrophon umgeschnallt und murmelte von Zeit zu Zeit Anweisungen, die in einem anderen Raum vom Bedienungspersonal der Hilfscomputer ausgeführt wurden.
Gelegentlich bekam Whistler Antworten und betätigte Druckknopfkombinationen an einem komplizierten Schaltpult.
So verging mehr als eine Stunde.
Whistlers Miene verdüsterte sich zusehends. Einmal blickte er zu den beiden auf und fing an: »Das ist unglaub…«, dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.
Endlich richtete er sich auf und sagte heiser: »Ich kann Ihnen eine inoffizielle Antwort geben.«
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