Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
wie ein König fühlen.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte der Chefanalytiker ungeduldig. »Diese Leute haben kaum jemanden, mit dem sie sprechen können, sie können kein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln. Hören Sie, Meyerhof läßt sich keine Gelegenheit entgehen, mit unseren Leuten zusammenzusein. Er ist nicht verheiratet, natürlich. Er trinkt nicht, und er ist von Natur aus kein Gesellschaftslöwe. Trotzdem zwingt er sich zu dieser Gesellschaft, weil er muß. Und wissen Sie, was er macht, wenn er einmal wöchentlich mit uns zusammenkommt?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte der Regierungsbeamte. »Das alles ist mir neu.«
»Er ist ein Witzbold.«
»Was?«
»Er erzählt Witze. Er ist darin großartig. Er kann jede Geschichte hernehmen, mag sie noch so alt und langweilig sein, und sie so vortragen, daß alle vor Lachen brüllen. Es liegt an der Art, wie er sie erzählt. Er hat eine Gabe dafür.«
»Ich verstehe. Gut. Aber was soll das?«
»Diese Witze sind ihm wichtig.« Whistler stützte beide Ellbogen auf Trasks Schreibtisch, kaute an einem Daumennagel und starrte in die Luft. »Er ist anders als wir, das weiß er, und diese Witze, das fühlt er, sind das einzige Mittel, wie er uns gewöhnliche Sterbliche dazu bewegen kann, ihn zu akzeptieren. Wir lachen, wir heulen, wir schlagen ihn auf den Rücken und vergessen sogar, daß er ein Großmeister ist.«
»Das ist alles recht interessant. Ich wußte gar nicht, daß Sie ein Psychologe sind. Trotzdem, was wollen Sie mit alledem sagen?«
»Nur dies: Was wird nach Ihrer Meinung passieren, wenn Meyerhof keine neuen Witze mehr weiß?«
»Was?« Trask sah ihn verständnislos an.
»Wenn er anfängt, sich zu wiederholen? Wenn seine Zuhörer nicht mehr lachen? Es ist sein einziges Mittel, unseren Beifall zu gewinnen. Ohne es wird er isoliert sein, und was wird dann aus ihm werden? Trask, er ist einer der zehn oder zwölf Männer, ohne die die Menschheit aufgeschmissen wäre. Wir dürfen nicht erlauben, daß ihm etwas zustößt, ich meine, nicht nur physisch. Wir dürfen nicht zulassen, daß er zu unglücklich wird. Wer weiß, wie sich das auf seine Intuition auswirken würde?«
»Nun, hat er denn angefangen, sich zu wiederholen?«
»Nicht, daß ich wüßte, aber nach meiner Meinung glaubt er es.«
»Wie kommen Sie auf die Vermutung?«
»Weil ich gehört habe, wie er Multivac Witze erzählt.«
»Nein!«
»Es war ein Zufall. Ich ging hinein, weil die Warnlampe nicht eingeschaltet war, und er warf mich hinaus. Er war wütend. Sonst ist er ziemlich gutmütig, und ich halte es für ein schlechtes Zeichen, daß er über die Störung so erregt war. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß er Multivac einen Witz erzählt hat, und ich bin überzeugt, daß es nur einer von einer ganzen Serie war.«
»Aber warum?«
Whistler zuckte die Achseln und rieb sich heftig das Kinn. »Ich habe darüber nachgedacht. Ich glaube, er versucht in Multivacs Speichern eine Witzsammlung unterzubringen, um neue Variationen zurückzubekommen. Sehen Sie, was ich sagen will? Damit will er erreichen, daß er jederzeit eine unbegrenzte Anzahl Witze zur Verfügung hat und niemals Angst haben muß, daß sie ihm ausgehen.«
»Mein Gott!«
»Objektiv gesehen, mag nichts dagegen einzuwenden sein, aber ich halte es für ein schlechtes Zeichen, wenn ein Großmeister anfängt, Multivac für seine persönlichen Probleme einzusetzen. Jeder Großmeister ist von einer gewissen geistigen Labilität und sollte beobachtet werden. Vielleicht nähert sich Meyerhof einer Grenzlinie, bei deren Überschreitung er uns als Großmeister verlorengeht.«
»Und was erwarten Sie von mir?« fragte Trask hilflos.
»Sie können meine Beobachtung nachprüfen lassen. Vielleicht stehe ich ihm durch meine Arbeit zu nahe, um richtig urteilen zu können, und die Beurteilung anderer Menschen ist sowieso nicht mein besonderes Talent. Sie sind Politiker; es liegt mehr in Ihrer Richtung.«
»Menschenbeurteilung vielleicht, aber nicht die Beurteilung eines Großmeisters.«
»Sie sind auch Menschen. Außerdem, was sollten wir sonst tun?«
Trask trommelte mit nervösen Fingern auf seine Schreibtischplatte, dann seufzte er. »Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben.«
Meyerhof sagte zu Multivac: »Der entflammte Liebhaber, der für sein Mädchen einen Strauß wilder Blumen pflückt, sieht sich plötzlich einem mächtigen Stier gegenüber, der ihn aus blutunterlaufenen Augen anstarrt und den Boden scharrt, daß die
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