Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
tiefhängenden, dunstigen Blau.
Er schauderte zusammen. Es war ein physisches Erschaudern, und das beunruhigte ihn. Er würde sterben. Er wußte es. Und nicht unter diesem Blau würde er sterben, sondern unter einem Schwarz, einem anderen Schwarz.
Gleichsam als Antwort auf diesen Gedanken kam der Pilot, ein untersetzter, gedrungener Mann mit Kräuselhaar, auf ihn zu.
»Bereit zum Start ins Schwarze, Mr. Demerest?« fragte er.
Demerest nickte. Er überragte den Mann, wie er fast alle Erdenmenschen überragte. Sie waren dick, samt und sonders, und ihre kurzen plumpen Schritte bereiteten ihnen keine Mühe. Er jedoch mußte seine Schritte ertasten, mußte sie durch die Luft führen; selbst die unsichtbaren Fesseln, die ihn an den Boden nagelten, waren trüb wie der Himmel.
»Ja«, sagte er.
Er holte tief Luft und blickte in die Sonne. Diesmal absichtlich. Sie hing tief am Morgenhimmel, von der staubigen Luft ausgelaugt, und er wußte, daß sie ihn nicht blendete. Er würde sie nie wieder sehen.
Er hatte noch nie eine Tiefseekapsel gesehen. Da er dazu neigte, die Dinge auf seine eigene Weise zu sehen, war sie für ihn ein länglicher Ballon, unter dem eine runde Gondel angebracht war. Wenn Demerest zum Beispiel an einen Raumflug dachte, so dachte er automatisch an Tonnen und aber Tonnen von Treibstoff, der in Form von Feuer hinten ausgestoßen wurde, und an ein seltsam geformtes Gefährt, das spinnengleich auf die Oberfläche des Mondes zuschwebte.
Die Tiefseekapsel glich absolut nicht dem Bild seiner Gedanken. Unter ihrer ausgebeulten Haut steckte hochentwickelte, technisch komplizierte Wendigkeit.
»Mein Name ist Javan«, sagte der Pilot der Kapsel. »Omar Javan.«
»Javan?«
»Finden Sie den Namen seltsam? Ich bin iranischer Abstammung. Erdenmensch aus Überzeugung. Wenn man erst einmal da drunten ist, gibt es keine Nationalität mehr.« Er grinste. Seine Zähne waren so weiß, daß seine Haut dadurch noch dunkler wirkte. »Wenn es Ihnen recht ist, starten wir in einer Minute. Sie sind mein einziger Passagier, daraus schließe ich, daß Sie gewichtig sind.«
»Ja«, sagte Demerest trocken. »Ich bin um mindestens hundert Pfund gewichtiger als normalerweise.«
»Sie stammen also vom Mond? Habe ich mir fast gedacht. Wegen des komischen Gangs. Ich hoffe, das stört Sie hier nicht allzusehr.«
»Es geht. Wir üben dafür.«
»Na, dann kommen Sie an Bord.« Er trat zur Seite und ließ Demerest über die Gangway gehen. »Ich für meine Person würde nie zum Mond fahren.«
»Dafür fahren Sie nach Ocean City.«
»Den Trip habe ich schon gut fünfzigmal gemacht, aber das ist etwas anderes.«
Demerest ging an Bord. Es war eng in dem Gefährt, aber das störte ihn nicht. Ähnlich wie in einer Raumkapsel, nur alles dichter. Hier hatte man überall das Gefühl, daß die Masse nichts ausmachte. Die Masse trug sich praktisch selbst, sie mußte nicht gewaltsam nach oben gepreßt werden.
Sie waren noch an der Oberfläche.
Der blaue Himmel sah in dem dicken Glas des Fensters grünlich aus.
»Sie brauchen sich nicht anzuschnallen«, sagte Javan. »Beschleunigung gibt es hier nicht. Eine ganz ruhige Angelegenheit. Es dauert nicht lang, ungefähr eine Stunde. Rauchen dürfen Sie nicht.«
»Ich bin Nichtraucher«, sagte Demerest.
»Ich hoffe, Sie leiden nicht an Klaustrophobie.«
»Mondmenschen kennen keine Klaustrophobie.«
»Wegen der unübersehbar weiten Flächen, nehme ich an.«
»Unsere Krater sind durchaus übersehbar. Lunar City liegt in einem Krater von dreihundert Meter Tiefe.«
»Dreihundert Meter!« Der Pilot schien belustigt zu sein, lächelte aber nicht. »Wir gleiten jetzt hinab.«
Der Innenraum der Kapsel war trotz der Kugelform kantig. Die Instrumente schienen für Javan lediglich eine Verlängerung seiner Finger zu sein; seine Augen und Hände glitten leicht und fast zärtlich darüber hinweg.
»Alles ist gründlich überprüft«, sagte er, »aber ich vergewissere mich trotzdem immer noch einmal; da drunten haben wir eintausend Atmosphären Druck.« Er berührte einen Kontakt, die schwere runde Tür glitt nach innen und paßte sich in die abgeschrägte Bordwand ein.
»Je höher der Druck«, sagte Javan, »desto fester ist sie geschlossen. Schauen Sie ein letztes Mal zur Sonne hinauf, Mr. Demerest.«
Ihr Licht drang durch das dicke Glas des Fensters. Es zitterte, denn zwischen ihnen und der Sonne war inzwischen Wasser.
»Ein letztes Mal?« wiederholte Demerest.
»So habe ich das nicht
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