Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Quantität der betroffenen Menschen muß in Betracht gezogen werden – das natürlich nur unter der Voraussetzung, daß Zeit und Grund für eine Entscheidung vorhanden sind, was nicht oft der Fall sein wird. Die Zweite Regel wird grundlegend abgeändert werden müssen, da jeder potentielle Gehorsam Urteilsvermögen voraussetzt. Der Robot wird langsamer gehorchen, außer die Erste Regel ist gleichzeitig betroffen, aber er wird überlegter gehorchen.«
»Aber die Entscheidungen, die mittels des Urteilsvermögens abverlangt werden, sind sehr kompliziert.«
»Allerdings. Die Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen, hat die Reaktionen unserer ersten beiden Roboter bis zur Lähmung verlangsamt. Diesen Fehler haben wir auszuschalten versucht, indem wir mehr Bahnen in das Gehirn eingebaut haben, dieses war jedoch dann viel zu schwerfällig. Mit unseren letzten beiden Modellen sind wir jedoch zufrieden. Der Robot muß kein spontanes Urteil über den Wert des Menschen und die Nützlichkeit seines Befehls fällen, sondern er fängt erst einmal damit an, wie ein ganz gewöhnlicher Robot allen Menschen zu gehorchen und dabei einen Lernprozeß zu durchlaufen. Ein Robot wächst heran, lernt und wird erwachsen. Er ist anfangs identisch mit einem Kind und muß ständig überwacht werden. Während er heranwächst, kann ihm mehr und mehr gestattet werden, er kann streckenweise ohne Überwachung agieren und wird schließlich den Punkt erreicht haben, wo er ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft ist.«
»Was die Einwände derer entkräften würde, die sie gegen den Robot ins Feld führen.«
»Eben nicht«, sagte Harriman aufgebracht. »Jetzt kommen sie mit anderen Argumenten. Sie wehren sich dagegen, daß ein Robot Urteilsvermögen besitzt. Ein Robot, sagen sie, hat nicht das Recht, einen Menschen als unterlegen abzustempeln. Wenn ein Robot die Befehle eines A akzeptiert und die Befehle eines B ablehnt, ist dadurch B deklassiert, und seine Menschenrechte sind verletzt.«
»Und die Antwort darauf?«
»Existiert nicht. Ich gebe es auf.«
»Aha.«
»Zumindest was meine Person anbelangt… Deshalb wende ich mich an dich, George.«
»An mich? Warum an mich?« fragte George Zehn.
»Weil du kein Mensch bist«, sagte Harriman. »Ich habe eben betont, daß der Robot der Partner des Menschen sein sollte. Ich möchte dich bitten, mein Partner zu sein.«
George Zehn breitete die Hände in einer merkwürdig menschlichen Geste aus. »Aber wie kann ich Ihnen denn helfen?«
»Vielleicht glaubst du, daß du nicht helfen kannst, George. Du bist erst vor kurzem erschaffen worden und bist quasi noch ein Kind. Du bist dahingehend angelegt, daß dir nicht von vornherein allzu viele Informationen eingegeben sind – deshalb mußte ich dir die Situation so detailliert erklären. Man hat bei dir Wert darauf gelegt, daß genug Raum für das Heranwachsen vorhanden ist. Dein Geist wird sich entwickeln, und du wirst eines Tages das Problem aus einer nichtmenschlichen Sicht angehen können. Wo ich keine Lösung sehe, wirst du aus deiner Sicht dann vielleicht eine Lösung finden.«
»Mein Gehirn ist vom Menschen entwickelt«, sagte George Zehn. »Es kann unter der Voraussetzung doch gar nicht nichtmenschlich sein.«
»Du bist der letzte Prototyp der JG-Serie, George. Dein Gehirn ist das komplizierteste Gebilde, das wir je entwickelt haben, in gewisser Weise sogar noch komplizierter als das der alten Großrechenanlagen. Es ist nicht begrenzt und kann – nein – wird sich nach unzähligen Seiten hin entwickeln. Du wirst – natürlich stets innerhalb der Grenzen der Drei Grundregeln – ein Denken entwickeln, das zutiefst nichtmenschlich sein wird.«
»Weiß ich genug über den Menschen, um dieses Problem auf rationale Weise angehen zu können? Über seine Geschichte und seine Psychologie?«
»Nein, natürlich nicht. Aber du wirst so schnell lernen wie möglich.«
»Werde ich Hilfe bekommen, Mr. Harriman?«
»Nein. Diese Angelegenheit betrifft nur dich und mich. Niemand weiß von diesem Projekt, und du darfst mit keinem Menschen darüber sprechen.«
»Ist es ein Verstoß, Mr. Harriman, die Angelegenheit streng vertraulich behandelt wissen zu wollen?« fragte George Zehn.
»Nein«, antwortete Harriman. »Aber die von einem Robot erarbeitete Lösung wird nicht akzeptiert werden, eben weil sie von einem Robot stammt. Sobald du zu einer Lösung des Problems kommst, trägst du mir diese vor, und ich werde sie – falls sie brauchbar ist –
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