Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
finsterer vor denn je.
Im allgemeinen ignorierte er das Gemälde, auf dem die größte Robotikerin aller Zeiten dargestellt war und das diese der Firma testamentarisch vermacht hatte. Heute jedoch wagte er es nicht, es zu ignorieren, und ihr lange toter Blick bohrte sich ihm ins Gesicht.
Der Schritt, den er tun mußte, war schrecklich und gleichzeitig erniedrigend.
Ihm gegenüber saß George Zehn, ruhig und ausgeglichen. Harrimans spürbares Unbehagen wie auch das Bildnis der Schutzheiligen der Robotik schienen ihn nicht zu beeindrucken.
»Wir hatten noch nicht die Gelegenheit, in Ruhe darüber zu sprechen, George«, sagte Harriman. »Du bist noch nicht lange bei uns, und es hat sich irgendwie noch nicht ergeben, daß ich allein mit dir sein konnte. Jetzt jedoch möchte ich bis ins kleinste Detail mit dir über die Angelegenheit sprechen.«
»Sehr gern«, sagte George. »Seit ich bei US Robots bin, habe ich den Eindruck gewonnen, daß die Krise mit den Drei Grundregeln zusammenhängt.«
»Richtig. Die Drei Grundregeln sind dir natürlich bekannt.«
»Gewiß.«
»Eben. Befassen wir uns etwas eingehender damit und betrachten wir das eigentliche Problem. In zwei Jahrhunderten, die von beachtlichem Erfolg gezeichnet waren, ist es US Robots nicht gelungen, den Menschen dazu zu bringen, daß er Roboter akzeptiert. Wir haben Roboter lediglich dort eingesetzt, wo Arbeit getan werden muß, die zu tun der Mensch nicht in der Lage ist. Oder an Stellen, wo die Lebensbedingungen für den Menschen unzumutbar und gefährlich sind. Roboter haben hauptsächlich im All gearbeitet, was unser Betätigungsfeld eingeschränkt hat.«
»Sicher«, sagte George Zehn. »Vor allem ein Betätigungsfeld, in dem die US Robots großen Erfolg haben könnte.«
»Nicht ganz, und das aus zwei Gründen. Einmal weil die Grenzen das Betätigungsfeld unvermeidlich nach innen rücken. Während zum Beispiel die Mondkolonie immer perfekter wird, nimmt die Nachfrage nach Robotern ständig ab. Wir rechnen damit, daß in ein paar Jahren der Robot vom Mond total verbannt werden wird. Dieser Prozeß wird sich in jeder neuen Welt wiederholen, die vom Menschen kolonisiert worden ist. Und zum zweiten ist ein echter Aufschwung auf der Erde ohne den Robot nicht möglich. Wir Firmenangehörige sind der festen Überzeugung, daß der Mensch den Robot braucht und lernen muß, mit seinem mechanischen Ebenbild zu leben – wenn der Fortschritt nicht zum Stillstand kommen soll.«
»Aber ist das denn nicht bereits der Fall?« fragte George Zehn. »Sie, Mr. Harriman, haben hier auf Ihrem Schreibtisch eine Computeranlage stehen, die Sie mit allen Außenstationen im All verbindet. Dieser Computer ist eine Art Zwergroboter. Ein Robotgehirn, das eben nur auf keinem Körper sitzt.«
»Richtig, aber auch hier sind Grenzen gesetzt. Die Computer, deren sich der Mensch bedient, sind im Laufe der Zeit dahingehend konstruiert worden, daß sie keine allzu menschenähnliche Intelligenz entwickeln können. Vor einem Jahrhundert waren wir auf dem besten Wege, zu einer künstlichen Intelligenz zu gelangen, die praktisch unbegrenzt war, indem wir Großcomputer einsetzten, die wir Maschinen nannten. Diese Maschinen haben ihr Aktionsfeld aus eigenem Antrieb eingeengt. Als die ökologischen Probleme, welche die menschliche Gesellschaft bedroht hatten, gelöst waren, haben sie sich selbst eingeschränkt. Ihre fortdauernde Existenz, hatten sie gefolgert, würde sie zur Krücke der Menschheit machen, und da sie glaubten, dies sei schädlich für den Menschen, verdammten sie sich aufgrund der Ersten Grundregel selbst.«
»War das nicht richtig?«
»Meiner Meinung nach nicht. Durch ihr Handeln haben sie den Frankensteinkomplex des Menschen nur noch geschürt, nämlich die tiefsitzende Angst, daß der von Menschenhand erschaffene künstliche Mensch sich eines Tages gegen seinen Schöpfer auflehnen könnte.«
»Teilen Sie diese Angst?«
»Aber ich bitte dich! Solange die Drei Regeln existieren, können sich die Roboter nicht gegen den Menschen auflehnen. Aber Partner des Menschen können sie sein. Sie können teilhaben an dem Kampf um das Verständnis für die Gesetze der Natur, um gemeinsam mit dem Menschen zu Lösungen zu kommen, die der Mensch allein nie finden würde. Das aber alles immer auf eine Weise, die den Robot nach wie vor zum Diener des Menschen macht.«
»Aber, wenn sich die Drei Grundregeln im Verlauf von zwei Jahrhunderten als erfolgreich erwiesen haben, das heißt, wenn
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