Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
können, was Sie eben erfahren haben. Damit wäre das Projekt Allwelt genauso endgültig gestorben wie durch die Zerstörung von Ocean City. Ihre und meine Karriere wären ruiniert. Es wäre möglicherweise das Ende von Lunar City und Ocean City. Aber da Sie es nun einmal wissen, ist es vielleicht sowieso egal. Sie können also ruhig den Hebel herunterziehen.«
»Ich sagte doch – Moment!« Demerests Stirn war gefurcht, seine Augen waren voll Qual. »Ich weiß nicht…«
Bergen spürte, wie Demerests Anspannung wich und einem Gefühl von Unsicherheit Platz machte. Er wollte sich auf ihn stürzen, aber seine Frau legte ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn zurück.
Es folgten zehn lange Sekunden, dann streckte Demerest die Hand mit dem Laser aus.
»Nehmen Sie«, sagte er. »Ich betrachte mich als verhaftet.«
»Wir können Sie nicht verhaften, Mr. Demerest«, sagte Anette Bergen. »Dann käme alles heraus.« Sie nahm ihm die Waffe ab und gab sie ihrem Mann. »Sie werden nach Lunar City zurückkehren und schweigen. Wir werden Sie bis zu Ihrer Abreise bewachen lassen.«
Bergen war bereits am Schaltbrett und betätigte die Hebel. Das innere Tor glitt zu, kurz darauf der ohrenbetäubende Wasserschlag, und die Schleuse füllte sich wieder.
Mr. und Mrs. Bergen waren wieder allein. Sie hatten kein Wort zu sprechen gewagt, bis Demerest unter den wachsamen Augen von zwei Männern, die damit beauftragt gewesen waren, betäubt und eingeschlafen war. Der unerwartete Wasserschlag hatte ganz Ocean City zusammenlaufen lassen, und ein knapper Bericht dessen, was vorgefallen war, hatte die Situation erklärt.
Das Notsystem war versiegelt.
»Die Vorsichtsmaßnahmen, von denen Demerest gesprochen hat, werden sofort hinzugefügt«, sagte Bergen. »Außerdem wird ab jetzt jeder Besucher gründlich untersucht.«
»Ach, John«, sagte Anette Bergen. »Der Mensch ist seltsam. Da steht man, den Tod und das Ende von allem im Auge, und ich denke nur an eines: daß ich mich nicht aufregen und keine Fehlgeburt haben darf.«
»Du warst fabelhaft, Anette«, sagte Bergen. »Projekt Allwelt! Wie man sich nur so etwas ausdenken kann, wobei der Gedanke faszinierend ist. Wirklich faszinierend.«
»Es tut mir leid, John, daß ich all das sagen mußte, aber ich mußte schließlich etwas anbieten. Dieser Demerest hat mich praktisch dazu gezwungen. Er war kein Mörder und auch kein zerstörerischer Mensch. Er war ein besessener Patriot, der sich eingeredet hatte, der Schonung willen zerstören zu müssen – übrigens ein häufig auftretender Fehlschluß von Menschen, die nicht denken können. Aber er hat schließlich gesagt, daß er uns Zeit läßt, ihn zu überreden, und ich glaube, er hoffte inständigst, daß wir es schafften. Er hoffte, daß uns etwas einfällt, was ihn unter dem Vorwand, der Schonung willen schonen zu müssen, von seinem Plan abbringen würde. Das und nichts anderes habe ich ihm geliefert… Es tut mir leid, John, daß ich auch dich zum Narren halten mußte.«
»Du hast mich nicht zum Narren gehalten.«
»Nein?«
»Wie denn? Ich weiß, daß du kein Mitglied des PEA bist.«
»Warum bist du dir dessen so sicher? Weil ich eine Frau bin?«
»Ach wo! Weil nämlich ich Mitglied des PEA bin, Anette, und das ist streng vertraulich. Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich mich auf der Stelle daranmachen, genau das zu lancieren, was du vorgeschlagen hast – das Projekt Allwelt.«
»Aha.« Anette Bergen überlegte, dann lächelte sie. »Nicht schlecht. Dann sind Frauen eben doch zu etwas nütze.«
»Das«, sagte Bergen und lächelte ebenfalls, »habe ich nie bestritten.«
Daß du seiner eingedenk bist
Die Drei Grundregeln der Robotik:
1. Ein Robot darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, daß einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
2. Ein Robot muß den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen, es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel Eins kollidieren.
3. Ein Robot muß seine eigene Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel Eins oder Zwei kollidiert.
1
Keith Harriman, der nun schon seit zwölf Jahren bei der United States Robots and Mechanical Men, Inc. als Chef der Forschungsabteilung tätig war, zweifelte daran, ob er das Richtige tat. Er leckte sich über die aufgeworfenen, ziemlich blutleeren Lippen. Das Porträt der großen Susan Calvin – ein strenges Gesicht, das kein Lächeln gekannt zu haben schien – kam ihm
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