Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
weitergeben. Niemand wird je erfahren, daß sie von dir erdacht wurde.«
»In Anbetracht dessen, was Sie vorhin gesagt haben«, meinte George Zehn ruhig, »ist das der korrekte Weg. Wann fange ich an?«
»Sofort. Ich werde dafür sorgen, daß dir das nötige Informationsmaterial zur Verfügung steht.«
Harriman war allein. In seinem künstlich beleuchteten Büro merkte man nichts davon, daß es draußen dunkel geworden war. Drei Stunden waren bereits verstrichen, seit er George Zehn in dessen kleinen, abgeschlossenen Raum zurückgebracht und ihn mit den ersten Mikrofilmen eingedeckt hatte.
Er war allein mit dem Geist Susan Calvins, dem Geist dieser hochbegabten Robotikerin, die ohne fremde Hilfe den positronischen Robot von einem sperrigen Spielzeug zum empfindlichsten und wandlungsfähigsten Handwerkszeug des Menschen weiterentwickelt hatte; so empfindlich und wandlungsfähig, daß der Mensch aus Neid und Angst nicht wagte, sich seiner zu bedienen.
Über ein Jahrhundert war seit ihrem Tod vergangen. Das Problem des Frankensteinkomplexes hatte in ihrer Zeit schon existiert, und sie hatte es nicht gelöst. Sie hatte nicht versucht, es zu lösen, weil keine Notwendigkeit dafür bestanden hatte. In ihrer Zeit waren die Roboter zur Erforschung des Alls eingesetzt worden.
Und gerade der Erfolg des Robots hatte bewirkt, daß der Mensch ihn immer weniger brauchte und somit Harriman, hundert Jahre später…
Hätte sich Susan Calvin an einen Robot gewandt und ihn um Hilfe gebeten? Sie hätte mit Sicherheit…
Harriman saß bis in die späte Nacht hinein in seinem Büro und überlegte.
2
Maxwell Robertson war der Hauptaktionär der US Robots und somit das Aufsichtsratsmitglied, welches das Sagen hatte. Äußerlich war er alles andere als beeindruckend. Er ging auf die Fünfzig zu, war ziemlich dick und hatte die Angewohnheit, auf seiner Unterlippe herumzunagen, wenn ihm etwas nicht paßte.
In zwei Jahrzehnten pausenloser Verhandlungen mit Vertretern der Regierung hatte er es jedoch gelernt, mit diesen bestens umgehen zu können. Er wurde nie laut, gab gegebenenfalls nach, war immer höflich und schaffte es prinzipiell, Zeit zu gewinnen.
Es wurde von Mal zu Mal schwieriger. Gunnar Eisenmuth war hauptsächlich daran schuld. Er war der bisher schärfste Sprecher des Amts für Globalschutz, einer Behörde, die bereits im letzten Jahrhundert zur Bekämpfung des Robots eingerichtet und mittlerweile der Regierung angegliedert worden war, und bewegte sich ausschließlich am Rand der grauen Öde des Kompromisses. Er war der erste Sprecher dieses Amtes, der nicht in Amerika geboren war, und sah daher schon rot, wenn er den archaischen Namen der Firma US Robots auch nur hörte.
Man hatte vorgeschlagen, nicht etwa zum erstenmal in diesem Jahr oder dieser Generation, daß der Körperschaftsname in World Robots abgeändert werden sollte, aber davon wollte Robertson nichts wissen. Die Firma war ursprünglich mit rein amerikanischem Kapital aufgebaut worden, mit amerikanischem Denken und amerikanischer Schaffenskraft, und davon sollte der Name zeugen, solange Robertson etwas zu sagen hatte.
Eisenmuth war ein großer Mann, dessen schmales, trauriges Gesicht zerfurcht war. Er sprach Global mit amerikanischem Akzent, obwohl er vor seinem Amtsantritt nie in Amerika gewesen war.
»Für mich liegt der Fall klar, Mr. Robertson«, sagte er. »Die Produkte Ihrer Firma werden niemals verkauft, sondern immer nur vermietet. Wenn gemietetes Material auf dem Mond nicht mehr gebraucht wird, ist es Ihre Angelegenheit, das Material zurückzunehmen, für dessen Transport zu sorgen und es anderweitig einzusetzen.«
»Schon«, sagte Robertson. »Aber wo?« Er seufzte. »Ohne die Erlaubnis der Regierung – und die ist uns nicht gegeben worden – verstoßen wir gegen das Gesetz, wenn wir das Material, wie Sie sich ausdrücken, auf die Erde zurückbringen.«
»Hier können Sie es ja auch gar nicht gebrauchen. Schaffen Sie es doch auf den Merkur oder die Asteroiden.«
»Und was machen wir dort damit?«
Eisenmuth hob die Schultern. »Den erfinderischen Köpfen Ihrer Firma wird schon etwas einfallen.«
Robertson schüttelte den Kopf. »Das bedeutet einen enormen Verlust für die Firma.«
»Das ist richtig«, sagte Eisenmuth ungerührt. »Die Firma soll ja sowieso seit Jahren finanziell sehr schlecht gestellt sein.«
»Hauptsächlich wegen Einschränkungen, die uns die Regierung auferlegt.«
»Sie müssen die Dinge sehen, wie
Weitere Kostenlose Bücher